Jerome Reuter ist in Zeiten der Pandemie rastlos und bringt nach dem Martial Ambient-Album „Gärten und Straßen“ im April und dem starken „The Lone Furrow“ im August gerade den nächsten Longplayer auf den Markt. „Parlez-Vous Hate? fragt er auf einer Länge von 41 Minuten. Ob Hass aus der Musik spricht, darf jeder selbst entscheiden, während er sich an den neuen Liedern erfreut oder auch nicht.Nach einem kurzen Intro beginnt das Album mit dem Titelstück, welches im Grunde genommen ein schlichter Rocksong ist. Daran schließt sich nicht nur vom Titel her ein Stück an, dass sehr an den bekannten Bruce Springsteen Klassiker erinnert. Auch beim dritten Lied werde ich mit dem rockigen ROME nicht warm. Ich mag mehr die nachdenkliche und melancholische Note dieses Musikprojekts und die ist bis hierhin eher durch aggressiven Pop-Rock-Gesang und Rhythmus ersetzt worden. Bei „Death From Above“ kam mir sogar der Gedanke, dass man sich den Klang der Gitarre mal so vorstellen müsse als würde The Edge sie spielen und man hatte einen klassischen U2-Song am Ohr. Letztendlich beginnt das Album erst schmackhaft zu werden, wenn der bereits zuvor veröffentlichte Song „Panzerschokolade“ beginnt. Der sticht mit seinem militärischen Klang und Text gänzlich heraus und es sieht so aus als hätte Herr Reuter vorher seine Laibach, PJ Harvey und Pixies-Platten mal wieder aufgelegt.
Ab jetzt nimmt das Album Fahrt auf. Gleich im Anschluss erklingt das für mich beste Stück des Albums „Der Adler trägt kein Lied“. Hier findet sich im Grunde alles was ROME ausmacht: dezente Samples, Akustikgitarre, Melancholie. Die folgenden Lieder gehen allesamt ins Ohr. Beim Gesang wäre an einigen Stellen manchmal weniger mehr gewesen aber Jerome Reuter stellt seine schier endlose Kreativität und Leidenschaft für gute Musik erneut unter Beweis. Leider ist dann auch schon sehr schnell das Ende mit dem Ambient-Outro „Fort Nera, Eumesville“ erreicht.
Für Sammler gibt es das Album in zwei verschiedenen Vinylausgaben, wobei sich mir nicht erschließt, weshalb es – wie bei den letzten Alben auch – einer speziellen US-Version bedarf, die dann aber auch in unseren Breiten vertrieben wird und sich nur im Layout, der Vinylfarbe und im Preis von der EU-Version unterscheidet. In einer wahrscheinlich längst vergriffenen „Agitprop Edition“ erhält man zusammen mit Platte und CD noch eine Sprayerschablone aus Acryl in Form des „R“ Logos des Albums und ein Autogramm des Künstlers. Alles streng limitiert , versteht sich.
Mir reicht die CD aus, die mir ungetrübt schöne Abende bereitet, wenn sie bei Lied 5 beginnt und dann aber leider recht kurz ausfällt. Dann schielt man doch wieder eher zu den Vorgängern. (FW)
Format: CD / LP |