Es ist ja kein großes Geheimnis, dass die sogenannten „Nuller Jahre“ für NEW MODEL ARMY nicht ganz so optimal gelaufen sind, denn nachdem die einstige Indierock-Institution mit den beiden Alben „Impurity“ und „The Love And Hopeless Causes“ Anfang der 90er sogar zu MTV-Stars wurde, war danach irgendwie die Luft raus. Zwar trennte man sich danach von der Majorlabel-Industrie und gründete mit Attack Attack Records eine eigene Plattform, allerdings ging auch auf diesem Weg ihr langjähriger Drummer & wichtiger Mitsongschreiber Robert Heaton von Bord, welcher den Sound von NEW MODEL ARMY bis dahin entscheidend mitgeprägt hatte. Das darauf folgende Werk „Eight“ hatte letztendlich nur rohen Demo-Charakter und mit dem nächsten Album „Carnival“ sollte dann der große Befreiungsschlag kommen, die Aufnahmen dazu jedoch vom Tod ihres Ex-Drummers überschattet wurden. In dieser für die Band so chaotischen Zeit war die Wahl des prominenten Produzenten Chris Tsangarides (inzwischen ebenfalls verstorben) im Nachhinein gesehen keine gute Wahl, zumal dieser ja eher aus dem Hard Rock und Hair Metal-Bereich kam bzw. seinen Namen mit Produktionen für Gary Moore, JUDAS PRIEST, HELLOWEEN und THIN LIZZY gemacht hatte. Das Album klang dann irgendwie zerfahren, kraftlos und schien irgendwie zwischen den Zeiten zu hängen, so das „Carnival“ selbst die harten Fans etwas ratlos zurück lies. Zum Glück waren NEW MODEL ARMY Live aber immer noch eine Macht und im Zuge der allgemeinen Revival-Bewegung wieder auf dem aufsteigenden Ast, um in den letzten Jahren auch wieder mit ihren Alben zurück in die Spur zu finden. Der bisherige Höhepunkt war ihr letztes Album „From Here“, das die Band absolut kraftvoll in der alten knorrigen Frische der erfolgreichen 80er Jahre erstrahlen lies, zumal dieses NEW MODEL ARMY ihre bisher höchste Chart-Positionierung in Deutschland bescherte. Im Zuge dieses positiven Laufes nahm man sich jetzt noch einmal das ungeliebten „Carnival“ vor und legte die ursprünglichen Aufnahmen in die Hände ihres aktuellen Produzenten Lee Smith. Dieser schaffte dann wirklich das Kunststück, „Carnival“ in neuem wie ungeahnt strengen Glanz auferstehen zu lassen! Neben der komplett neuen Produktion + frischen Mixing & Mastering, wurde auch die Abfolge der Songanordnung verändert und 4 weitere Tracks mit eingebunden, die vorher nur als B-Seiten zu finden bzw. bisher unveröffentlicht waren. Dadurch gewinnt das erweiterte Album eine völlig neue Dynamik, wirkt einerseits härter und forscher, wie aber auch ausgewogener. Bei dieser Gelegenheit wurde ebenso gleich noch das Artwork aufgefrischt und erstmals überhaupt erscheint das Album auch im Vinyl-Format. Die Redux-Version von „Carnival“ ist somit eine rundherum gelungene Revision des rund 15 Jahre alten Werkes geworden, welche die Fans zufriedenstellen sollte und darüber hinaus sogar eine komplette Neubeurteilung des Albums ermöglicht. (Marco Fiebag)
Format: 2LP/CD |
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