Meine Begeisterung für die Dream Popper/Shoegazer von SEASURFER (Dirk Knight aus Hamburg, ehemals DARK ORANGE), die übrigens in der Klangausrichtung wie die genialen CHANDEEN von Harald Löwy rüber kamen, begann mit der ersten Platte „Dive in“ und hat sich fortgesetzt mit der 2. Veröffentlichung „Under the Milky Way….who cares“. Diese zwei Scheiben plus zwei EP`s mit jeweils verschiedenen Sängerinnen hatten es mir angetan, die nebelverhangenden Sound-Kosmen waren für mich die geradezu ideale Herbstplatten für Spaziergänge in verlassenen Parks.Nach der Gründung 2013 haben SEASURFER das Line-Up mehrfach umgestellt, um passende Musiker für die jeweilige Ausrichtung zu versammeln und allein die kreativen Videos zu „Lovers Breakdown“ und „Too Wild“ von der neuen Platte können in grandioser Optik visuell überzeugen. Zwischen SLOWDIVE, BEACH HOUSE, CHANDEEN, COCTEAU TWINS, MALORY, TAMARYN, AUTUMN`s GREY SOLACE, CURVE,CRANES, MAZZY STAR, LOVE SPIRALS DOWNARDS, DEAR STRANGE und vielen anderen Gruppen aus dem Dunstkreis dieser Ausrichtung kommen auch SEASURFER. Usprünglich eigentlich in die Dream Pop und Shoegaze Szene, wie beschrieben involviert, steuern Dirk und „Chanteuse“ Apolonia auf der neuen PLatte gegen diesen Trend und entfernen sich aus dem Genre etwas. Natürlich sind sie immer noch im verhallenden und experimentiellen Sound zu Hause, doch werden diesmal etwas mehr synthetische Beats und vielschichtige Rhythmen in das Sound-Gerüst mit eingeflochten. Der nun mehr dunkle elektronische Noise Pop Stil geht eher den Weg mit kräftigen Einflüssen aus Post Punk und dem Cold Wave, aber natürlich türmen sich immer noch gewaltige Gitarrenwände auf und dazu gesellt sich die engelsgleiche Stimme der Vokalistin, auf dieses Album muß man sich nur lang genug einlassen, dann wird es jeden Shoegaze Fan für sich vereinnamen. Denn die treibenden Bässe und krachenden Gitarren, sowie atmosphärischen Keyboards gehen stark in Richtung melancholischer Ethereal-Sound, aber dennoch schimmert immer wieder eine subtile Pop Attitüde durch das Nebelgewand, die sich an 80er Reminiszenzen orientiert, zudem hat Frontmann und Mastermind Dirk alle Instrumente komplett selber eingespielt und ein paar Gesangsspuren mit produziert. Ab und zu wird auch leicht aufs „Gaspedal“ getreten und mit der düsteren Schwere der Tracks in Verbindung mit der wunderbaren Stimme von Apolonia mündet das Ganze rein Sound-Technisch gesehen im visionären Paralleluniversum, dem geneigte Hörer wird hier der volle Genuss der Platte offenbart, einzelne Songs kann man auch garnicht herausnehmen, die Platte wirkt in meinen Augen rein nur im gesamten Kollektiv, die 12 Tracks reihen sich wie Perlen an einer Kette nahtlos nach und ineinander ein. Das Thema der Platte sind finstere Aussichten und Bilder von diversen Abgründen der heutigen Zeit, fast könnte man sagen wie passend zur aktuellen Lage. Die CD Edition kommt außerdem mit einer zweiten CD daher und die hat es in sich ! Auf der Platte gibt es noch 8 Tracks mit dem Arbeitstitel „The Dreampop Days“ und die werden vorgetragen von keiner geringeren als ELENA ALICE FOSSI von der italienischen Dark Wave Band KIRLIAN CAMERA, wer hätte das gedacht und erwartet. Auch hier gibt es das träumerische Video mit der schicken Elena zu „Blue Days“ und zwei Songs, eben „Blue Days“ und „Killing Tears of Joy“ die von JOHN FRYER ( DEPECHE MODE, LUSH, THIS MORTAL COIL, COCTEAU TWINS u.a. ) mit abgemischt wurden. Alles in Allem eine feine Veröffentlichung, von der man nur hoffen kann, das die SEASURFER diese Tracks mal Live aufführen können, ich hatte das große Vergnügen vor ein paar Jahren in Bremen schon einmal und kann es nur jedem Dream – Waver empfehlen.
(S.Erichsen)
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