HERBST IN PEKING – Panik (EPCD/DL)

Wie fast alle Künstler und Musiker sind auch HERBST IN PEKING von der aktuellen Covid-19-Pandemie bzw. dem daraus resultierenden Lockdown betroffen, denn die meisten der geplanten Konzerte zum letzten Album „Kismet Radio“ fielen dieser Schutz-Maßnahme zum Opfer. Das altgediente wie stets wandelbare ostdeutsche Projekt jammert jedoch nicht, sondern nutzt die Zeit zur Produktion von neuem Material, welches bald auf dem kommenden Album „Schwarze Milch“ zu hören sein wird. Im Vorfeld dessen stimmt uns erst einmal die EP „Panik“ ein und legt ganz im Sinne von „Die Panik des Menschen ist unantastbar“ (Kai Pohl) brandaktuell den Finger in die Wunde der allgegenwärtigen Corona-Hysterie. Schon im Frühsommer beim virtuellen Darkstream-Festival überraschten die „Pet Shop Boys aus der Stalinallee“ bei ihrem furiosen Auftritt direkt aus den Katakomben von Berlin mit dem Titel-Stück der EP, das im Untertitel auch „Eine kurze Geschichte der Panik“ heißen könnte. Gleich einem Patronengurt im alten russischen Maxim-Maschinengewehr repetiert Rex Joswig in Slow Motion prägnante Schlagwörter über einen finsteren Trip Hop-Beat, der massiv an die dunkle Seite des Sounds der Hafenstadt Bristol erinnert. Mit gewohnt sonorer Stimme und in hypnotischer Atmosphäre schlägt man hier die Brücke von der Panik in Stalingrad zum Grünen Gewölbe, von Kabul über Stammheim sogar bis nach Walhalla, denn auch die Götter sind inzwischen nervös! Das ist meiner Meinung nach ganz großes Kino und es ist äußerst schwer, sich diesem minimal-poetischen Malstrom zu entziehen! Ähnlich looplastig, mit leicht orientalischem Flair, geht es bei „Reise, Reise“ weiter und HERBST IN PEKING drücken diesem RAMMSTEIN-Lied ihren ganz persönlichen Stempel auf. Danach gibt es einen Flashback in die 90er, ein Remake des HERBST IN PEKING-Evergreens „La Dolce Vita“, der mit Float & Burn absolut passend betitelt ist, lässt den alten Hit in nervösem Drum’n Bass-Gewand aktuell wie groovig erstrahlen. Es folgt mit „Man In The Long Black Coat“ ein Bob Dylan-Cover in herrlichem Doom-Shanty-Gewand im Stil von THE HIDDEN SEA, um folgend mit dem „Abendlied“ in romantische, beinahe zärtliche, Gefilde zu münden. Abgeschlossen wie abgerundet wird die EP mit einer (fast) instrumentalen Dub-Version von „Panik“, die mich unweigerlich ein weiteres Mal wie in Trance die Play-Taste drücken lässt. „Panik“ ist meine persönliche EP des noch frischen Jahres, das uns am Ende eventuell noch sehr „alt“ aussehen lassen könnte. Die „Panik“ ist digital auf allen relevanten Plattformen präsent und als CD bei den Labels Peking Records & Moloko Plus Records erhältlich. (Marco Fiebag)

Format: EPCD/DL
Vertrieb: Peking Records / Moloko Plus
 

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