Seit einigen Jahren versuchen nun schon die Brüder Selke ihre Kindheit bzw. Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle im letzten Jahrzehnt der DDR musikalisch zu verarbeiten, was ihnen absolut eindrucksvoll wie empfehlenswert mit ihren Werken „Concrete Fields“, „Waende“ und „Hiddensee“ dann auch gelungen ist. Das neue Album „Hausmusik“ knüpft da natürlich weiter an, geht jedoch noch mehr in die familiäre Tiefe, denn Sebastian und Daniel Selke beschäftigen sich diesmal direkt mit sich selbst. Nicht von ungefähr ist „Hausmusik“ ein Doppel-Album geworden, obwohl die insgesamt 10 Tracks in rund 70 Minuten locker auch auf eine CD gepasst hätten. Das Konzept jedoch verlangt nach einer Teilung in zwei Hälften, die sich ebenfalls im Artwork mit den Händen der beiden Brüder fortsetzt. Musikalisch beschränkt man sich auf „Hausmusik“ diesmal konsequent nur auf ihre jeweiligen Hauptinstrumente, welche Klavier und Cello sind und was das Album noch intimer wie direkter klingen lässt. Man tauscht untereinander sogar schon mal das Instrument und mit „Im Fester“ gibt es einen verschmitzten Link zum beliebtesten „Ostsong“ überhaupt. Größtenteils hat man dabei das Gefühl einer absolut kommunikativen Einheit beider Brüder, manchmal aber auch den Eindruck, beide spielen gegeneinander an. Man mag das einfach nur als instrumentalen Dialog unter Brüdern bezeichnen, doch gerade diese schwankende Balance macht „Hausmusik“ so spannend, obwohl es schon einige Hördurchläufe braucht, um einen Zugang zu den nackten akustischen Stücke auf der Schwelle zur minimalistischen Klassik Avantgarde zu bekommen. Wer sich auf diese „Hausmusik“ einlässt, dem ermöglichen CEEYS einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die Harmonie zwischen zwei Brüdern und ein längst verschwundenes Land, dessen dunkle Schatten aktuell in der Krise gerade wieder unter eigentlich anderen Gesellschaftsbedingungen zum Vorschein kommen! (Marco Fiebag)
Format: 2LP/2CD |
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