NICK CAVE – Idiot Prayer: Nick Cave Alone At Alexandra Place (2LP/2CD)

Auch Nick Cave ist auf Grund der weltweiten Covid-19-Krise im Lockdown-Modus und verarbeitete diese Zeit der Isolation und persönlichen Einschränkungen im Juni 2020 mit einem Solo-Konzert im leeren Alexandra Place in London. Ursprünglich war dieser spartanisch Auftritt nur als Online-Stream für die zahlenden Fans gedacht, aber das Ganze dann wohl doch zu schade, um es nicht mit der ganzen Welt zu teilen. So sollte „Idiot Prayer“ im November auf der großen Leinwand im Kino als Konzertfilm stattfinden, was aber auf Grund der „zweiten Corona-Welle“ jetzt auf nächstes Jahr verschoben ist und man sich nun erst mal mit der Veröffentlichung der insgesamt 22 Songs auf Tonträger begnügen muss. Nur Nick Cave und ein Flügel ist für die langjährigen Fans des australischen Ex-Junkies im Prinzip sicher nichts neues, jedoch in dieser geballten Reduktion auf „Idiot Prayer“ schon außergewöhnlich. Dabei reicht das Repertoire dieses intimen Auftritts vom letzten Album „Ghosteen“ bis weit hinein die 80er Jahre bzw. zu meinem Einsteiger- wie Lieblings-Album „Your Funeral… My Trial“ mit den BAD SEEDS. Ebenfalls zwei Songs des ruppigen Seiten-Projektes GRINDERMAN kommen hier zu neuen Ehren bzw. erstrahlen in einem anderen zärtlicheren Licht und eigentlich schade, das hier nichts von THE BIRTHDAY PARTY mit dabei ist. Persönlich habe ich mich mit den letzten beiden Alben von NICK CAVE & THE BAD SEEDS ja etwas schwer getan, da dort die Band nur zu Statisten degradiert wurde und mir die Songs zu schwülstig und weinerlich waren. Ehrlich gesagt hatte ich nach seinem tragischen Schicksalsschlag eher wieder mehr dunkel-aggressivere Musik von Nick Cave erwartet und statt dessen gab es auf „Ghosteen“ Falsett-Gesang vom Meister! Komischerweise gefällt mir nun ein „Girl In Amber“ in der „Idiot Prayer“-Version wesentlich besser, als noch auf dem „Skeleton Tree“-Album oder „Waiting For You“ von „Ghosteen“ und mit „Euthanasia“ ist sogar ein ganz neuer Song hier zu hören. Des weiteren freut man sich regelrecht über ein Wiederhören oder überraschtes Erkennen von Nick Cave-Klassikern wie „Stranger Than Kindness“, „Sad Waters“ oder „The Ship Song“ und zum Glück hämmert sich der Wahnsinn bei „The Mercy Seat“ immer noch durch die minimalistische Instrumentierung! Ganz großes Kino vom Meister sage ich nur und sollte sich die Pandemie-Situation wirklich nächstes Jahr wieder normalisieren, lasse ich mich gern vom „Idiot Prayer“ auch im Lichtspielhaus noch mal verführen! (Marco Fiebag)

Format: 2LP/2CD
Vertrieb: Bad Seed Ltd. / Rough Trade
 

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