MORTHEM VLADE ART – Afternoons (CD,Download)

Als großer Verehrer der Franzosen outete ich mich längst und war sehr erfreut, das in 2018 nach langer Abstinenz ein Lebenszeichen in Form der schönen „In the Blue Plains of Paradise“ erschien. Ein sehr gelungenes Album, welches aber nicht ganz an die alten, surreal schönen Klassiker zur Jahrtausendwende heranreichte. Mit „Afternoons“ legen die eigenwilligen Franzosen wieder eine kleine Schippe drauf, will sagen, die Qualität stimmt durchgängig, wobei gleich anzumerken ist, das die Gesamtatmosphäre ein Stück Weit poppiger geraten ist. Viel 80er Cold Wave, Pop-Versatzstücke und latent experimentelles sind weiterhin die typischen Zutaten, nur ist die Wehmütigkeit und Verlorenheit diesmal nicht so schwer lastend wie sonst üblich. Melancholisch luftig, tanzbar elektronisch wie im Opener „Mrs. Richard D.“, wird einem der Einstieg in die knappe Dreiviertelstunde leicht gemacht. Minimal-Rhythmen, kristalline Keys, umschmeichelt von der so A-typisch verwehten Nostalgie-Note, die den Franzosen so eigen ist und ein jederzeit erkennbares Melodie-Deja Vu erzeugt. Das folgende „Another Kind of Love“ klingt in seiner Schmissigkeit schon fast trendy dancig, wird aber spätestens im Refrain zu einem wunderschön verlorenen elektronischen Wave-Pop Hit, dem es nicht an der nötigen sehnsüchtigen Note missen lässt(leider nicht mal 3min lang). Das ist einfach die Stärke der Franzosen, mit immer latent verqueren elektronischen Stilmitteln eine jederzeit poppig eingängige, aber auch experimentell dunkle Seite verschmelzen zu lassen. Schöne Gitarrenakkorde machen ein Stück wie „Away“ zu einem wunderbaren Blickfang, driftet der Blick dabei wieder in herbstliche Nebelfelder, Melancholie in ganz speziellen Tonfolgen, welche hervorragend die Alleinstellung der Franzosen definiert. Gregg Anthe´s Timbre zwischen David Bowie und Rozz Williams thront perfekt über diesen eigenwillig strahlenden kleinen Dark-Pop Songs, ich wünschte mit persönlich nur, das mancher Song mehr zeitlichen Raum zugesprochen bekommen hätte. Nächtlich kosmische Tracks wie „Heartache“, welcher in seiner Melodie-Führung an einige alte Hits der Band gemahnt, hätten ob ihrer melancholisch weit ausholenden Note auch gute 5-6 Minuten verdient, um sich als Hörer so richtig verlieren zu dürfen. Mit „Drama´s Calling“ hab ich den Hit der Platte ausgemacht, wird hier in wunderschön effizienter Weise 80s Wave tanzbar, treibend, melancholisch hymnisch, nur erneut für diese wunderschöne Melodie viel zu kurz performt. Wehmütige warme Synth-Flächen und sanfte Akustik-Gitarren vereinen sich mit fast Marc Almond-liker Grandezza im schwer sehnsüchtigen „A Bird with a Flare Part 1“ zu einem Kleinod, welches mal wieder viel zu kurz ist.(bleibt mir echt bei dieser Art Melodieführung ein Rätsel). „Underworld“ ist dann schon fast wieder unverschämt 80s Wave-poppig, wäre da nicht der wehmütige Gesang/Text Anthe´s. Super eingängig, melancholisch, verführt man hier mit simpler Rhythmik, feinen Gitarren-Licks und irgendwie fast loungiger Chilligkeit. Das surreale schwebend entrückte „Dead again“ gemahnt in seiner verlorenen Glückseligkeit schon fast an Mylene Farmer zu ihren besten Zeiten, lässt sich diese Art französisch romantische Film-Note immerfort im Sound dieses Albums wiederfinden..wunderschön sehnsüchtig. Kurz vor Album-Ende gibt es erneut angenehme akustische Gitarren im wavigen „House by the Sea“, gebettet in simpler Midtempo-Rhythmik zu verlorenen melancholischen Lyrics.  Die Franzosen liefern ein tolles Album ab, in Teilen doch eingängiger als sonst, in vielen gelungenen Momenten zu kurz in den jeweiligen Songs, wie immer schön minimal, weiß die Platte/Atmosphäre angenehm melancholisch einzulullen. Ich liebe es erneut!

(R.Bärs)

Format: CD,Download
Vertrieb: Antonn Rec.
 

Stichworte:
, , , ,