Als ich Ende der 80er Jahre in einem besetzten Haus in Ostberlin das erste Mal LAIBACH bzw. deren Album „Opus Dei“ hörte, hat das irgend etwas in mir ausgelöst oder verändert! Ich dachte sofort, wenn es faschistische Pop-Musik geben sollte, dann wären LAIBACH die perfekten Vertreter dafür. Noch heute stellen sich bei mir immer die (nicht mehr vorhandenen) Nackenhaare auf und habe eine wohlige Gänsehaus, wenn ich „Geburt einer Nation“ oder „Life Is Life“ höre! Der ganzen Neo Nazi-Scheiße ala BÖHSE ONKELZ etc. konnte ich nie ja nie etwas abgewinnen und diese Musik war für mich einfach nur Punk Rock auf rechts gedreht, wie es auch heute noch FREIWILD, GOITZSCHE FRONT usw. im Mainstream-Rock-Gewand für dumpfe Deppen in Yakuza-Klamotten sind. LAIBACH dagegen ist ein intelligentes „Gesamtkunstwerk“, welches mich seit dem ersten Hören stetig in all seinen Facetten fasziniert und durch mein Leben begleitet hat. Keine andere international Band habe ich bisher öfters Live erlebt, als dieses slowenische Avantgarde-Kollektiv, denn ich war ab 1992 dann auf jeder Tour immer mit dabei. Das erste Mal lies allerdings etwas auf sich warten und erst im Sommer 1991 spielten LAIBACH noch einmal exklusiv in Berlin Weißensee an der Radrennbahn ihr altes Konzertprogramm aus den 80er Jahren, welches ja die ostdeutschen Fans auf Grund des „Eisernen Vorhangs“ nie erleben konnten. Dieser wahrlich monumentale Auftritt im Rahmen des New Moon-Festivals war dann meine endgültige Erweckung zum LAIBACH-Jünger und ich habe immer einen Live-Mitschnitt aus dieser extrem militanten Phase der Formation vermisst. 2020 ist es aber jetzt endlich so weit und das Made In Germany-Label veröffentlicht in enger Zusammenarbeit mit LAIBACH den Rundfunk-Mitschnitt eines Konzertes aus dem Jahre 1987, welches am 12.10. im Kulturzentrum Schlachthof in Bremen im Rahmen ihrer „Opus Dei“-Tournee stattgefunden hat. Die Aufnahme von Radio Bremen enthält 14 Stücke in einer Gesamtspielzeit von über 60 Minuten, ist von brillanter Qualität und zum Glück wurde dieser Schatz nun endlich gehoben! Die Track-Auswahl von den Alben „Nova Akropola“ und „Opus Dei“ lässt eigentlich keine Wünsche offen, die Band spielt absolut kraftvoll und brachial, wie die Atmosphäre im Publikum hörbar gefährlich aufgeladen ist. Außerdem gibt es hier als Intro den Radio-Trailer, wie einige deutschsprachige Zwischenpassagen und Titel-Variationen („Machen wir Deutschland wieder frei“ oder „Wutachschlucht“), die so auf einem Tonträger von LAIBACH noch nie vertreten waren. „Bremenmarsch“ ist damit ein historisches Audio-Dokument einer einflussreichen Band, welches eigentlich alle qualitativen Merkmale eines mitreißenden Live-Albums erfüllt. Unverständlich dagegen, dass für die Vinyl-Ausgabe die Titel-Liste um 4 Tracks gekürzt wurde und man das Ganze nicht gleich im Doppel-LP-Format veröffentlicht hat. Dafür liegt der LP-Ausgabe eine CD mit dem kompletten Mitschnitt bei, die ebenfalls auch einzeln erhältlich ist. Trotz des angesprochenen Makels bei der Vinyl-Ausgabe ist „Bremenmarsch“ ein Muss für jede LAIBACH-Sammlung! (Marco Fiebag)
Format: LP+CD/CD |
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