SOPHIA – Holding On Letting Go (CD,Vinyl)

Robin Proper Sheppard war schon mit seiner frühen 90s-Alternative Rock Band The God Machine zur kleinen Legende geworden, schaffte 2 große unerreichte Klassiker.  Jahre später folgte mit dem todtraurigen Nachfolge-Projekt Sophia die musikalische Aufarbeitung all seines Kummers (Drummer Jimmy Fernandez verstarb blutjung an einem Hirntumor). Sophia stehen für unendlich sehnsuchtsvollen Indie-Pop, der in Zeiten großen Liebeskummers die perfekte Pille ist, um den Hörer den absoluten Rest zu verpassen. Mit „Holding on- Letting go“(ja der Albumtitel spricht schon mal Bände) liegt endlich der lang verschobene (Corona) neue Output vor. Wenn es überhaupt Kritisches zu äußern gebe, dann die Feststellung, Proper Sheppard stagniert in seinem Schön-Klang, aber wen interessiert es, wenn dabei erneut ein Album das Licht der Welt erblickt, was kaum trauriger, verlorener und schöner klingen könnte wie all seine schon tollen Vorgänger zusammen. Songs wie die poppigen Opener „Strange Attractor“ und „Undine again“ leben noch von ihrer treibenden spritzigen Rockigkeit, aber bereits hier lauert in jeder Sekunde die pure Wehmütigkeit über die Erkenntnis, das Liebe meist nie ewig währt, wir mit Veränderungen und Niederlagen lernen müssen zu leben und kaum einer bringt dies immer wieder aufs Neue so schön in Text/Sound auf den Punkt. Selten fühlt sich ein feines Maß an Selbstmitleid so gut an wie beim Hören dieser Musik. Allein diese Songs stehen mit ihrer exemplarisch simplen klaren Struktur und nichtsdestotrotz tiefen Stimmungsbilder symptomatisch für all das, was PS dem Hörer zu geben weiß. Man badet im Wohlklang der sehnsüchtigen Melancholie, wenn leicht Postrockig treibende Gitarren von perlenden akustischen in ein Wolkenmeer getrieben werden, wunderschön. PS weiß mit seinen sehr autobiographischen Texten Wunden zu reißen, Verlust, Selbstzweifel, Selbsthass..alles fließt tragisch zu diesen schönen traurigen Post/Indie-Pop ineinander über, jeder Song darf sich als kleiner Hit fühlen, da hier nichts dem Zufall überlassen wird, die Songs wie immer perfekt auf den Punkt geraten. Schön und als Randbemerkung notwendig ist die erfreuliche Erkenntnis, das akustisch schwere Songs wie „Wait“ an das Großwerk der späten 90s „The infinite Circle“ gemahnen, wundervoll brummt der Basslauf, die akustischen wabern und P-S leidet und fleht wie immer unnachahmlich und kämpft schwer gegen seine Dämonen. Viele feine kleine Details wie zum Beispiel die tollen Synth/Bläser-Effekte im todtraurigen „Alive“ runderneuern den grundsätzlich fest im eigenen Kosmos verankerten Sound auf angenehme Weise und lassen dieses Album im Hier und Jetzt pünktlich zum nahenden Herbst schon mal zum Dauerbrenner werden. Jeder Akkord verzaubert, perlt direkt ins Herz und schmerzt. Dafür liebt man Sophia und auch auf die Gefahr der Wiederholung, hier wirkt alles gebündelt, was jedes bisherige Album schon groß machte. Kein Song fällt ab, die Tempowechsel fallen nie wirklich ins Gewicht, lassen aber genug Nuancen/Dynamik zu, um variabel durch 45min Traurigkeit ohne Monotonie zu treiben. Ich liebe diese Platte, die die Diskographie Proper/Sheppards um ein weiteres Kleinod ergänzt und jedem Hörer empfohlen werden darf, der traurige Indie-Songs liebt.Die warme herbstlich vollmundige Produktion tut schlußendlich ihr Übriges.

(R.Bärs)

Format: CD,Vinyl
Vertrieb: Cargo
 

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