Ô PARADIS – Weiter Weg (CD)

Mit dem deutschen Titel und dem minimalistischen Digipak-Design kommt dieses Album von Ô PARADIS zunächst etwas ungewohnt daher und womöglich findet der eine oder die andere auch das basslastige erste Lied ein wenig befremdlich, doch spätestens wenn bei „Abrigo“ der Gesang ROSAs erklingt, spürt man, dass DEMIANs musikalisches Projekt sich zwar entwickelt, einen dabei aber mitgenommen hat und man sich auch hier wieder in „oparadiesischen“ Klängen wohlfühlen kann. „Die Krone wiegt schwer“ ist dann das erste deutsch gesungene Lied dieses Albums, wobei die Stimme JOTAs (aka JÜRGEN WEBER von NOVY SVET) eine ganz ähnliche Klangfarbe wie DEMIANS hat und ich auch die Mischung aus Melancholie und klarem Rhythmus dem „klassischen“ Sound von Ô PARADIS zuordnen würde. Nicht zuletzt durch die wiederum weibliche Stimme und die viel zartere Instrumentierung klingt das folgende „Haut“ deutlich fragiler und nachdenklicher. Für mich die große Überraschung ist der dann folgende Titeltrack, der mir beim ersten Hören ehrlich gesagt nicht so zusagte, sich dann aber wirklich zu einem Ohrwurm im besten Sinne entwickelte! Also am besten gleich mindestens zwei Mal anhören!
Nach einer Art instrumentalem Intermezzo mit dem mysteriösen Titel „Ein Zettel unter den Augenlidern“ erklingt die Bearbeitung eines Textes von A. Schopenhauer: „Sonnett, Weimar 1808“ ist ein wunderschön melancholisches, erneut von ROSA gesungenes Lied, welches ich mir im Übrigen auch gut von MERET BECKER interpretiert vorstellen kann. Eine weitere, klanglich sehr interessante Facette gewinnt die Inszenierung von Nachdenklichkeit und Trauer mit „Alter Tage Glanz“, wobei der deutsche Text natürlich anders und irgendwie intensiver wirkt, als wenn in einer anderen Sprache gesungen worden wäre. Der teilweise verzerrte Sprechgesang JOTAs harmonisiert hier mit melancholischen Synthklängen und einem Rhythmus, der einen weniger zum Tanzen aufzufordern als an der Rast zu hindern scheint.
„Zu Hause“ kommt wiederum ohne „Beat“ oder Worte aus, Pianoklänge vor leisen, verwaschenen Ambientklängen (Feldaufnahmen?) lassen mich irgendwie an jemanden denken, der womöglich lieber nicht (alleine?) Zuhause wäre… Beim letzten Stück kann wohl so ziemlich jeder auf Anhieb mitsingen, zumindest beim Refrain: DEMIAN interpretiert hier „Strawberry Fields Forever“ und wer nicht gerade eine generelle Abneige gegen Coverversionen hat, wird auch hieran seine Freude haben. Es wird hier auf Rhythmus verzichtet und Ô PARADIS traut sich, diesem hierfür auch sehr passend ausgewählten „Hit“ seinen eigenen, wie ich finde, etwas stilleren, nachdenklicheren Stempel aufzudrücken. Auch wenn ich teilweise den spanischen Gesang und dadurch irgendwie das „romanische Element“ vermisse, da ich auch deswegen sehr gerne immer wieder Ô PARADIS höre, ist „Weiter Weg“ ein gutes und interessantes Album. Das Gefühl für feine, melancholische Melodien und eine gewisse zerbrechliche Stimmung sind geblieben und dabei wurden neue „Wege“ begangen, was sowohl mit weiblicher als auch mit männlicher sowie auch gänzlich ohne Stimme gut klingt. (flake777)

Format: CD
Vertrieb: Wrotycz Records
 

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