Die Briten sind endlich mit neuen Album zurück. The Shallows liegt nun bereits 8 Jahre zurück. I Like Trains sind angepisst, wälzen sich auf „Kompromat“ durch ein von Populismus geprägtes Hier und Jetzt mit der Seuche an Falsch-Informationen, Blendern mit politischem Kalkül, Brexit und all der medialen Verdummung inklusive. Auch musikalisch deutete sich bereits beim Live-Event im November 2019 (Grey Days Festival in Leipzig) an, das die Briten noch tiefer als früher statt dem pastoralen Postrock dem monotonen, elektronisch infizierten PostPunk eine tiefe Verbeugung verpassen. Mal abgesehen von den eher typisch, weil melancholisch fließenden „Prism“ und „New Geography“ unterzogen die Mannen um Fronter David Martin ihrem Sound einer Frisch-Zellenkur, monotone elektronisch verzerrte Effekte treffen fast komplett über Album-Länge auf einen wütenden, grüblerischen Sanges-Vortrag, der meist in hypnotischer Weise als Sprechgesang intoniert wird. Man will meinen, David Martin will erhört/gehört werden, wird hier in fast manischer Weise ein Früh-80er PostPunk Deja Vu hergestellt, dem man viele moderne trippige Electro, aber auch fast klassische Punk-Untertöne verpasst. Das steht den Briten gut zu Gesicht, auch wenn ich zugeben will, den shoegazigen Postrock immer etwas zu vermissen. Das Album lebt von seiner dringlichen Attitüde und macht den großen Unterschied zu den gerade eher fließenden beiden Vorgänger-Alben aus. Der politisch kritische Ton in Richtung Verlogenheit/Zeitgeist/Medien lässt sich im schwer manisch hypnotischen „The Truth“ besonders wiederfinden, zitiert Martin sämtliche politisch, zeitgeistige Worthülsen auf fast predigende/rezitierende Art, die diesem Song ein großes Alleinstellungsmerkmal verpasst (begeisterte seinerzeit schon Live). Ob nun textlich, musikalisch sowieso wurde es Zeit, das die Briten wieder auf der Bildfläche erscheinen, da Sie mit viel frischer, wütender Kraft, Zynismus und nach vorne treibender Post/Punk Schmissigkeit schon jetzt mit „Kompromat“ eines dieser Alben 2020 hinterlassen, das immer wieder seine Bahnen auf dem Plattenteller drehen wird. Nicht mehr so anmutig, elegisch wie früher, steht den Briten dieser unterschwellig, brodelnde Kern in jedem Fall richtig gut. Über kompletter Albumzeit qualitativ hochwertiger Indie Rock/PostPunk Noir vom Feinsten!
(R.Bärs)
Format: CD,Vinyl |
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