Debbie Harry ist nicht BLONDIE, aber sie war bzw. ist u.a. die Sängerin dieser stilbildenden Band! Neben ihrer musikalischen Karriere mit BLONDIE, war sie auch solistisch erfolgreich und ebenso als Schauspielerin in über 30 Rollen tätig. Diese Frau war in den 70ern & 80ern Sex-Symbol, Poster- wie ein frühes Riot-Girl, Umwelt-Aktivistin und Feminismus-Vorreiterin und sollte eigentlich einiges zu erzählen haben. Mit „Face It“ liegt nun ihre Autobiografie vor und als erstes fällt einem die ordentliche Schwere des optisch ansprechenden Buches im trotzdem recht handlichen Format auf. In Gold geprägte Titel-Lettern, der stabile Cover-Einband, hochwertiges Papier und eine reichhaltige Bebilderung der rund 430 Seiten umfassenden Autobiografie zum wirklich kostengünstigen Preis von 25 Euro steigern so weiter die Vorfreude auf das Buch. Nach einem Vorwort ihres stetigen musikalischen und temporären Lebens-Partner Chris Stein widmet sich Debbie Harry in den ersten Kapitel ausführlichst ihrer glücklichen Kindheit als Adoptiv-Kind und ihrem Drang hin zu einer künstlerischen Karriere. Äußerst aufregend dann die ersten musikalischen Gehversuche und Schilderungen der wilde Zeit in New York bzw. im legendären CBGB’s mit Weggefährten wie Andy Warhol, William S. Burroughs, HR Giger, Iggy Pop, David Bowie oder THE RAMONES. Mit zunehmenden Erfolg von BLONDIE wird allerdings der Schreibstil deutlich knapper und lakonischer, so dass man leider kaum ausführliche Details zu Studio-Aufnahmen, Besetzung und Platten der Band erfährt. Gern hätte ich auch hier zum Beispiel etwas über ihren Kollaborationen mit THE GUN CLUB und DIE HAUT oder den Duetten mit Iggy Pop oder MOBY erfahren. Nahezu lapidar geht sie dafür mit einer Vergewaltigung oder der Begegnung mit Serienmörder Ted Bundy um und selbst das Ende der langjährigen Liebesbeziehung zu Chris Stein ist ihr gerade mal nur einen Satz wert. Dafür erfährt man auf mehrere Seiten lang deutlich mehr über ihr spätes Laster des Rauchens oder dem Faible fürs Catchen, welches sie seiner Zeit auch mit Lydia Lunch & Clint Ruin alias FOETUS teilte, was nun auch für mich wiederum neu war. Relativ locker & lax ebenso ihr Umgang mit Sex, Drogen und Schönheitsoperationen. Natürlich muss man Debbie Harry diesen eigenwilligen Stil zugestehen, welcher eventuell ein Selbstschutz ist, denn ihr wurde ja auch übel von dubiosen Managern und gierigen Labels mitgespielt, was ja nach dem Ende von BLONDIE trotz Mega-Erfolgen und Millionen verkaufter Platten in einer privaten Pleite mündete und letztendlich Ende der 90er wieder zum Comeback der Band führte. Unterm Strich bleibt „Face It“ trotzdem immer noch ein interessantes wie lesenswertes Buch von und über eine starke Frau, die auch mit über 70 Jahren noch eine prägende Stil-Ikone der Pop-Kultur ist und auf ewig mit dem Prädikat BLONDIE verbunden sein wird! (Marco Fiebag)
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