Die Australier verzauberten mich vor 3 Jahren mit ihrem Comeback-Album „The Edge of Winter“, welches in formvollendeter Weise den schönsten, ätherischen Gitarren-Wave präsentierte, so als wären wir wieder inmitten der 90er Jahre, als die Stilistik in voller Blüte stand. Mit „East of the Stars“ präsentieren Sean Bowley und Mitstreiter kein reines neues Studio-Album(leider), aber dafür eine gelungene Zusammenstellung alter, zum Teil bekannter Tracks in neuer Ausführung sowie ganz frisches Song-Material. Eines vorweg, dies funktioniert nach schon einem Durchlauf wie ein stimmiges Album, soviel darf verraten werden. Der instrumentale Einstieg mit „Choral Matins“ begrüßt mich gleich vortrefflich, effektvolle Delay-Gitarren öffnen alle Tore und Schleusen in diese fast vergessene Welt voller Schön-Klang. Man lässt sich damit Zeit und die Gedanken fangen hier bereits an zu driften. Mit dem ersten Vocal-Track „Searching for Angels Hands“ gibts eine überarbeitete Version des Klassiker-Albums „Gateway to the Mysteries“ aus den frühen 90ern. Bowley´s Stimme thront pathetisch wie eh und je, auch wenn man spürt, das die jugendliche Kraft einer gewissen Brüchigkeit weichen musste, was Gefühl und Atmosphäre aber in keinster Weise Abbruch tut. „Guardian“ als nächste Neu-Komposition hätte gut auf dem letzten Meisterwerk stehen können, begeistern und schmeicheln verspielte melancholische Gitarren in bester Cocteau Twins/Love Spirals Downwards-Stilistik mein Ohr-einfach nur Balsam für die Seele in einer immer seltsamer und härter werdenden Welt. Mit der Neuauflage des Hits „Rainwashed“ vom seinerzeitigen Debüt machen mir die Australier ein kleines Geschenk-dieser Track definiert für mich wie wenige andere große Songs dieser Ära alles, was die pure Schönheit, die Sehnsucht und tiefe Melancholie eines perfekten Wavepop-Songs ausmachen! Wie Bowley im Refrain in weite Sphären hinein schmachtet, fleht…das ringt mir auch heute noch im richtigen Moment ein Meer an Emotionen ab! Dafür liebt man diese Art Musik so sehr. Sicher hätte man statt der künstlichen Drums mehr organische Elemente integrieren können oder dürfen, aber alleine die wieder nur perfekten Gitarren-Akkorde im späteren Verlauf des Songs-königlich, außer weltlich! Mit dem elegischen, langsamen Titelsong dieser CD darf sich der Hörer erneut mit einer wunderschönen neuen Komposition anfreunden, die von etwas schrägen Pathos-Vocals, klassischen dunklen Bass-Läufen, sphärischen Keys und den erneut wunderschönen perlenden Gitarren-Akkorden lebt. Allein die etwas statischen künstlichen Drums sind etwas deplaziert, zerstören aber die Schönheit des Tracks in feinster Weise. Ich wünsche mir das Eden in Zukunft diesen kleinen Makel zugunsten ihres nur himmlischen Gesamtsounds noch ausbessern. „All the Time in the World“-bekannt vom Vorgänger, erlebt kleine feine Sound-Nuancen Veränderungen, die dem Song gut zu Gesicht stehen. Schön und ja ich muß es immer wieder betonen, die Gitarrenklänge, die das Beste aus Wave/Shoegaze/Dreampop in sich vereinen! Darüber thront nur noch der majestätisch triefende Sangesvortrag Bowley´s. Die letzten beiden Tracks „Hymns and Mist“ von der EP „Earthbound“ aus der Mitte der 90s sowie „Stone Cat“ beenden eine Compilation, die sich wie aus einem Guss immer und immer wieder genießen lässt und schlußendlich auch perfekt als stringentes Album funktioniert. Die kleinen, aber feinen Sound-Anpassungen wurden mit Bedacht sehr stimmig vorgenommen, um der Gesamtatmosphäre einen schlüssigen Faden zu verleihen. Hoffen wir das die Australier sich nochmal für eine komplette Großtat wie dem letzten „The Edge of Winter“ durchringen können-es wäre wünschenswert.
(R.Bärs)
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