DEPECHE MODE behalten ihren seit Jahrzehnten gewählten Turnus bei und so folgt in 4jähriger Kadenz je ein neues Album, dem sich eine ausgedehnte Welttournee anschließt, welche dann wiederum mit einem Live-Album und einer Konzert-DVD ausgewertet wird. Die Band kann sich das aber auch leisten, verfügt man doch über eine der treusten und größten Fangemeinde Weltweit. Zwar muss sich diese seit 1997 bzw. dem Comeback-Album „Ultra“ jedes neue Werk versuchen „Schönzuhören“, aber zumindest gekauft wird es auf jeden Fall, was DEPECHE MODE immer wieder zu Nummer 1-Plazierungen in den Charts verhilft, selbst wenn das jeweilige Album dann meist sofort im heimischen Regal verstaubt und die nicht abverkauften Reste nach kurzer Zeit am Wühltisch verramscht werden. Eine nachhaltige musikalische Glanzleistung haben sie seit „Songs Of Faith And Devotion“ jedenfalls nicht mehr vollbracht und ohne ordnende Hand eines Produzenten wahrscheinlich auch kein Album mehr auf die Reihe bekommen. Das die Band dabei nur noch wie eine Firma funktioniert und sich die drei verbliebenen Mitglieder privat nicht mehr viel zu sagen haben, ist ja ein offenes Geheimnis, aber eben auch kein Einzelfall des Musik-Business. So lange die Live-Touren Geld in die Kasse spülen, wird das auch so weiter gehen, aber warum man sich dann immer noch den Krampf mit einem neuen Album antun muss, ist mir persönlich unverständlich. Mit dem umfangreichen wie erfolgreichen Backkatalog an Songs könnten DEPECHE MODE noch ewig auf Tour gehen und würden alle Fans trotzdem rundherum glücklich machen. 2017 gab es aber nun „Spirit“ und wenn das inzwischen 14. Studio-Album einige interessante Ansätze bot, war wieder weit und breit kein Hit im Stile von „People Are People“, „Never Let Me Down Again“ oder „Enjoy The Silence“ in Sicht. Die Welttour dazu lief trotzdem mega erfolgreich, aber der dabei entstandene Konzert-Film „Spirits In The Forest“ von Anton Corbijn sorgte im Nachgang doch schon etwas für Verstimmung bei den DeMo-Fans! War dieser nämlich kein richtiger Mitschnitt von der Tour, sondern mehr eine Doku über einige ausgewählte Hardcore-Fans von DEPECHE MODE, welche letztendlich zwar an den Kinokassen 4,5 Millionen Dollar einspielte, aber wie schon gesagt nicht so richtig befriedigend war. Dem wird jetzt Abhilfe geschaffen, denn im Zuge der DVD-Veröffentlichung von „Spirits In The Forest“ gibt es auch eine reine Live-DVD und ein Doppel-CD-Album namens „Live Spirits“ vom Abschlusskonzert der „Global Spirits-Tour“ in Berlin auf der Waldbühne. Letzteres gibt es einzeln zu erwerben oder in einer Box zusammen mit den beiden DVD’s. Zur Rezension stand mir allerdings nur der Stream des Live-Albums zur Verfügung und es überrascht mich überhaupt nicht, dass in die Set-Liste kein einziger Titel des „ach so wichtigen“ Vorgänger-Albums „Delta Machine“ Einzug gefunden hat, sich von „Spirit“ ebenso nur 4 als Alibi-Funktion verirrt haben und auch kein einziger Song mit Writing-Credits von Dave Gahan unter den insgesamt 21 Live-Tracks zu finden ist. Richtig lustlos empfinde ich dagegen das David Bowie-Cover von „Heores“, was ja irgendwie nett, aber leider absolut verzichtbar ist. Die anderen 16 Tracks sind dann meist Hit-Klassiker aus der Diskografie von DEPECHE MODE und das Publikum dabei nahezu spürbar am ausrasten. Wenn man jedoch ganz genau hinhört, offenbart die Tonspur, das Dave Gahan inzwischen einige Stimm-Defizite nur noch unter enormer Fangesänge-Beteiligung kaschieren kann, aber die Einsätze von Martin Gore sind dafür noch deutlich wahrnehmbarer richtig schlecht. Doch jetzt genug gemeckert und kritisch analysiert, denn „Live Spirits Soundtrack“ macht trotzdem mächtig Spaß und ist ja hauptsächlich nur für die richtigen DeMo-Fans gedacht. Am Sound von „Live Spirits“ gibt es jedenfalls nichts auszusetzen und die hysterischen Fan-Interaktionen werden authentisch in das räumliche Hörbild eingebracht – so müssen richtige Konzert-Alben klingen und „Live Spirits“ ist definitiv eines davon! (Marco Fiebag)
Format: 2CD |
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