Iggy Pop war einer der Vorreiter des Punk und die drei Alben mit seiner Band THE STOOGES sind seit Jahrzehnten Klassiker des Genres. Nach dem Ende von THE STOOGES 1974 war er jedoch schwer von den Exzessen und dem massiven Drogenmissbrauch dieser Phase gezeichnet und stand ohne Plattenvertrag da. Rettung versprach jedoch sein neuer Mentor David Bowie, der ebenfalls den Drogen entsagen wollte und neue Inspirationen suchte. Gemeinsam gingen beide 1976 nach Westberlin, um in der Mauerfrontstadt clean zu werden und neue Musik aufzunehmen. Zumindest letzteres hat bei beiden sehr gut funktioniert und es entstehen in den Hansa-Studios jeweils zwei Alben, die für die Verhältnisse von Bowie und Pop neue Pfade beschritten, wie letztendlich zu Meilensteinen der Musik werden. Über „Low“ und „Heroes“ bracht man hier ja keine weiteren Worte verlieren, aber „The Idiot“ von Iggy Pop war ähnlich den mit Brian Eno eingespielten Bowie-Klassiker überraschend elektronisch, experimentell und düster ausgefallen. Songs wie „Sister Midnight“, „Nightclubbing“ und „China Girl“ sind zwar heute im Pop-Kanon fest verankert, aber der damalige Erfolg hielt sich noch in Grenzen. Dafür beeinflusste das Album Legionen von jungen Musikern und es war auch die letzte Platte im Leben von Ian Curtis, die er sich vor seinem Selbstmord angehört hat!
Den kommerziellen Durchbruch für Iggy Pop als Solo-Künstler sollte dann das gleich im Anschluss eingespielte Album „Lust For Life“ bringen, welches ebenfalls wieder zusammen mit David Bowie geschrieben und eingespielt wurde. Der Sound ging jetzt deutlich in Richtung Rock’n Roll und warf mit dem aufpeitschenden Titelsong und „The Passenger“ zwei der größten Hits von Iggy Pop ab, wenn auch wiederum mit Verspätung. Der Erfolg des Albums blieb seiner Zeit nämlich weit hinter den Erwartungen zurück, worauf sich Iggy Pop enttäuscht von David Bowie ab- und den Drogen wieder zuwandte. Erst als 1983 David Bowie mit einer neu eingespielten, wie wesentlich eingängigeren Version von „China Girl“ einen Welt-Hit landet, der auch Iggy Pop lukrative Tantiemen einbrachte, kommen sich die beiden Freunde wieder näher. 1986 produziert dann David Bowie das „Bla-Bla-Bla“-Album von Iggy Pop, mit dem sich endlich der langersehnte kommerzielle Erfolg einstellt und das die in der Zwischenzeit zum Teil eher mittelmäßigen Alben Pop’s vergessen lässt. 1996 erlebte auch „Lust For Life“ als Titelsong für den „Trainspotting“-Film einen zweiten Frühling und somit die beiden „Berlin“-Alben von Iggy Pop eine neue Wertung. Jetzt endlich erscheinen diese beiden Klassiker erstmals als Deluxe-Editionen, wobei die Freude darüber allerdings etwas gedämpft wird, da es aus der Zeit in den Hansa-Studios scheinbar keine verwertbaren Outtakes, Demos oder unveröffentlichte Songs gibt. Deshalb wird „The Idiot“ nur von einem bisher nicht offiziell veröffentlichten Konzertmitschnitt aus dem Rainbow Theatre in London 1977 flankiert, der neben drei Songs aus dem Album, hauptsächlichst altes THE STOOGES-Material bietet. Bei „Lust For Life“ ist dies nicht viel anders, nur dass das hier verwendete Live-Material damals schon unter dem Titel „TV Eye 1977 Live“ veröffentlicht wurde, damit Iggy Pop aus seinen Vertrag mit RCA raus kam. Noch mehr Bonus-Material biete dagegen die parallel erschienene 7CD-Box „The Bowie Years“, die neben zwei weiteren bisher unveröffentlichten Konzert-Mitschnitten, noch eine CD mit Alternativen Mixen, Edits und Raritäten enthält, deren Mehrwert sich allerdings arg in Grenzen hält. Unterm Strich bleiben bleiben zwei wirklich großartige Alben, die zumindest jeweils mit einen schicken Booklet aufgewertet und denen als Bonus halt Live-Material in zum Teil abenteuerlicher Soundqualität beigegeben wurde. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis sind daher die beiden Doppel-CD-Deluxe-Varianten der doch recht teuren Box vorzuziehen! (Marco Fiebag)
Format: 2CD |
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