IN RUIN – Hallow (CD)

Das zweite Album des amerikanischen Duos IN RUIN hallt wie ein fernes Echo aus einer längst vergangenen Zeit und selbst seit dem Vorgänger bzw. ihrem Debüt „A Ghost To By Forgotten“ sind ja schon wieder 12 Jahren ins Land gegangen. Das Genre Neo Folk ist ebenso viele Jahre im Siechtum oder Niedergang begriffen, die Anhängerschaft deutlich geschrumpft und ehemalige Aushängeschilder der Szene nur noch ein Schatten ihrer selbst. So ist ein gewisser Comic-Zwerg inzwischen zum Hipster mutiert, ein weiterer zu einer unansehnlichen Flecktarn-Vogelscheuche geworden, die jetzt völlig verbittert wie isoliert Regenbogenfahnen schwenkt und ein anderer Fettwanst versucht krampfhaft seine braune Vergangenheit reinzuwaschen. Irgendwann in dieser Zeit wurde aus Neo Folk plötzlich Apocalyptic Folk und inzwischen heißt es wohl ganz einfach nur noch Dark Folk. Jedoch verblasste der Glanz und die Anziehung stetig, wie Innovationen weitestgehend ausblieben. Am ehesten blieb über die Jahre noch das Projekt DARKWOOD der schlichten Neo Folk-Formel treu, aber in letzter Zeit stießen mit KAELTE oder BY THE SPIRITS neue Gesichter zum Genre hinzu und jetzt eben auch wieder OSTARA und IN RUIN. Letztere sind ja seit 2008 mit DARKWOOD und dem Label Heidenvolk verbunden und ihr neues Album „Hallow“ verströmt, wie schon Eingangs erwähnt, diesen gedämpften nostalgischen Runen-Zauber, der dem Genre einst inne wohnte. Gleich der Opener „Crossroads“ verursacht eine Gänsehaut und schafft es, mit sparsamen Keyboard-Flächen und Spoken Words von Richard Leviathan (OSTARA) eine feierliche Atmosphäre zu kreieren, welche so auch auf „Östenbräun“ hätte zu finden sein können. Auf Drums wird in den 42 Minuten von „Hallow“ fast komplett verzichtet, jedoch gibt es alle anderen Merkmale des Neo Folk hier zu hören und natürlich verhaltenes akustisches Gitarren-Geschrammel satt! Dabei kommt es schon einer Sensation gleich, dass die Geigen-Parts mal nicht vom omnipräsenten Matt Howden (SIEBEN) kommen, sondern für diese Grace Rogers, Abbey Tayler und Nathalie Frakes verantwortlich sind. Weitere musikalischen Gäste bei den insgesamt 12 Songs des Albums sind der vielbeschäftigte kanadische Metal-Musiker Shawn Hache (u.a. AUROCH und MITOCHONDRION), Kim Larsen (OF THE WAND AND THE MOON), Michal Krawczuk (BY THE SPIRITS) und die Sängerin Kate Arcangeli. Beim instrumentalen Titel-Track wird es sogar etwas proggig und mit „Break Of Dawn“ gibt es oben drauf noch eine Coverversion von DARKWOOD. Es ist mit etwas Abstand gesehen wirklich sehr schön, durch IN RUIN in die Epoche des Neo Folk in den 90er Jahre wieder einzutauchen und Namen wie DEATH IN JUNE, SOL INVICTUS, CURRENT 93, LONSAI MAIKOV oder FORSETI vor seinem geistigen Auge vorbei ziehen zu lassen. Wer sich auch auf so einen nostalgischen Trip begeben möchte, hat jetzt mit „Hallow“ die perfekte Möglichkeit dazu und eventuell stehen wir ja kurz vor einem Revival des Neo Folk, wissen es nur noch nicht?! (Marco Fiebag)

Format: CD
Vertrieb: Heidenvolk
 

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