O´BROTHER – You And I (CD / LP)

O´Brother-seit Jahren eine dieser undefinierbaren Nischen-Bands zwischen New Artrock, Prog, AlternativeRock, Folk und Shoegaze. Was wäre hier mal wieder der zu nennende gemeinsame Nenner-das hohe Maß an dunkler, schwermütiger Atmosphäre. Ich könnte auch Bands wie die Norweger Gazpacho in ihren besten ausladenden Momenten nennen, Pineapple Thief, Dredg, Steven Wilson, die ruhige Seite Oceansize´s, die orchestrale, weniger verrückte Seite der großen Muse. Aber Name-Dropping ist hier fehl am Platz, soll maximal die Verortung dieser speziellen Klänge unterstützen. Die Vorgänger waren qualitativ alle bereits Hochkaräter, die orchestrale Kraft und Ausgewogenheit von „You and I“ sollte in einer gerechten Welt die Band in den Rock-Olymp hieven. Große Theatralik in vollmundigen orchestralen Farben und viele feine, fast Soundtrack-artige sowie pastorale Chamber-Folk Elemente machen diesen Output nach mehrmaligen Hörgenuss zu einer in sich geschlossenen Kopfkino-Reise. Klanglich hervorragend in Szene gesetzt, unterstützt die Breitwand-Produktion alle feinen, kleinen Muster,Skizzen, ob laut und ausufernd oder gerade die fragilen Zwischentöne, die oftmals das geistige Auge in surreale, schwermütig Weltvergessene Szenarien schweifen lässt. Ja irgendwie auch wieder sehr für die sternenklare Nacht geschrieben. Gerade die vielen Akustik-Parts(exemplarisch das sehnsüchtige „What wehe lost“ oder“only Other“) leben vom Zusammenspiel der opulenten, gern auch hintergründigen Streicher und der vielen schönen akustischen Gitarren. Der Gesang ist eh von exaltierter Kraft, erinnert einen permanent an die elegischen norwegischen Artrocker von Gazpacho, gewürzt mit den Pathos Wahnsinn eines Matthew Bellamy von Muse. Hört man Songs wie „Leave me Out“ oder „Black Tide“-ja man fühlt schon etwas an den Größenwahn mittlerer Pink Floyd oder eben benannter Muse erinnert. Opulent, ausufernd, rockig und extrem theatralisch..macht irgendwann süchtig. Insgesamt kommt mir die grundsätzliche Ausrichtung im Vergleich zu den Vorgängern etwas ruhiger vor, die unterschwelligen Sound-Teppiche sind aber permanent, auch in den subtil balladigen Parts wenigstens als hintergründiges Brodeln ausgelegt. Rock-Oper als alternative Indie-Version kommt mir in den Sinn-„The Wall“ knapp 40 Jahre später, von Muse eingespielt. Der schmeichelnde, mal aufgedrehte Gesang ist absolut on Top und wird gerne mit mehrstimmigen Vocals gedoppelt und viel Hall zu einem mörderischen Wall of Sound multipliziert. Das ist progressive, melancholische Rockkunst auf höchsten Niveau, aber auch für Freunde dynamischer Alternative Rock-Klänge, welche in stimmungsvollen Farben daherkommt, werden diese Band lieben lernen.

(R.Bärs)

Format: CD / LP
Vertrieb: CMND CNTRL
 

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