Die Berliner Jungs veröffentlichen ihre 2. Platte. Als Mischung aus Coldwave, Shoegaze und PostPunk ausgerufen, kann man dies so mehr oder weniger stehen lassen. „Interior“ steht sicher für PostPunk, wenn aber von seiner sehr gemütlichen, fast poppigen Seite. Es schwingt in vielen der 10 Songs ein angenehmer 80s-Touch mit, viel New Wave, zum Teil sogar funkige Elemente geben der Veröffentlichung einen durchaus optimistischen Touch. Das grundsätzlich dunkle Element des typischen stoischen PostPunks ist eher punktuell auszumachen, verleiht „Interior“ aber irgendwie nach einigen Durchlaufen dadurch seinen eigenen Charme und passt somit eher in den Frühling/nahenden Sommer. Also wer lieber mehr in typischen englischen Brit/Rock-Pop mit etwas dunkler Schlagseite des 80er Wave liebäugeln mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Schön vordergründige Bassläufe wie im groovigen Opener „With a Smile“ werden mit butterweichen Synths, melancholischen Gitarren-Akkorden und schön in Shoegazigen Vocal-Hall getaucht. Das macht den Einstieg mehr als nur einfach, perlen die Gitarren wunderschön wie einst bei den großen Helden wie den Kitchens of Distinction, frühe House of Love oder Adorable, welche in den frühen 90s die perfekte Brücke zwischen perlenden WavePop und britischen Gitarrenpop darstellten. Im folgenden „On a greater Scale“ darf man Gedankenverloren im Fluß schöner DreamPop-Klänge sich verlieren, selbstvergessen wehmütig, wird sommerlich verträumt in den Sonnenuntergang aufs Sanfte gerockt-Einfach nur schön! Funkige New-Wavige Rhythmen im folgenden, teilweise gut nach vorn treibenden „New Dawn“ fußen knietief in den frühen 80s. Frühe New Order, Simple Minds, Echo and the Bunnymen winken aus der Ferne, sehr sympathisch und immer schön luftig frei nach vorne rockend, das Dunkle bleibt draußen. Das anschließende „Masks of Faith“ lebt wieder von authentischen 80s Bass-Grooves, welche sich mit schmissigen poppigen Wave Melodien ähnlich der letzten feinen Holygram-CD einen gleichfalls offenen jungen PostPunk-Publikum erschließen sollten. Macht definitiv Laune das Ganze und reiht sich perfekt ein in all die aufstrebenden PostPunk/Indie Youngster der letzten Zeit. Da wird einem definitiv nicht Bange um den Nachwuchs, war ja eine Weile nicht so viel Zählbares in der Pipeline, so sind neben Whispering Sons,Holygram, Motorama und vielen mehr in den letzten 5 Jahren auch XTR Human ein weiterer Mosaikstein im weiten Spannungsfeld zwischen Wave, Postpunk mit viel moderner Alternativ-Pop Schlagseite. Die 2.Seite (ausgehend von der freundlichst zur Verfügung gestellten Vinyl-Ausgabe..Danke nochmal) beginnt mit dem sehnenden „Dreams“, schöner Midtempo-Wave Rock mit zum Teil mehrstimmigen Vocals, da hab ich feine Deja Vu´s an die ganz frühen Tears For Fears-dichte Synthies und hymnischer organisch, rockiger Live-Sound treffen hier aufeinander. Das sehr luftig poppige „Hearst“ weiß hintenraus noch sehr zu gefallen, tänzelt es sommerlich durch die Eighties und hat trotzdem immer einen Fuß im Hier und Jetzt. Auch wenn ein klein wenig auf den letzten Tracks die Luft raus ist (exemplarisch das gesanglich etwas unfertige“ Giants“), weiß dieser 2. Output der Berliner mit einigen Anläufen einfach nur Laune zu verbreiten, wird mit vielen schönen Pop-Melodien den frühen Achtziger gehuldigt und trotzdem jederzeit im Hier und Jetzt musiziert. Danke für diese sympathische sommerliche Wave-Alternative/Shoegaze Veröffentlichung-wiederholtes Hören ist garantiert.
(R.Bärs)
Format: CD / LP |