Von den „Schlichten Gemütern“, also den SIMPLE MINDS, die 1978 in Glasgow gegründet wurden und bis heute etliche Musik-Ausrichtungen durchlaufen haben, besitze ich so einige Live Veröffentlichungen und die beste ist für mich bis heute „In the City of Light“, die 1987 als CD/Vinyl Doppelalbum mit 14 Songs herausgebracht wurde und eine in allen Belangen absolut stimmige Produktion darstellte. Die Tracks kamen druckvoll und inspirierend rüber und so manche Version wie z.b. „East at Easter, Waterfront, Book of Brilliant Things, New Gold Dream“ wurden kreativ und so ganz anders umgesetzt als im Studio. Auch die Aufnahmen des Videos „Seen the Lights“ aus dem alterwürdigen Amphitheater/Arena in Verona aus 1989 wurde visuell und akustisch perfekt ins Bild umgesetzt und zeigten die Band auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Was mich dann noch an realen Live-Veröffentlichungen (keine Bootlegs ) der Schotten begeisterte, war das „Acoustic in Konzert“ aus 2016 Live at the Hackney Empire in London mit einer hervorragenden Bildqualität sowie einem gigantischen Klang. Man hört hier jeden einzelnen Saitenschlag und sitzt fast neben Jim Kerr und Charlie Burchill und lauscht den „alten“ Tracks im neuen akustischen Sound-Gewand, was für mich mal eine richtig tolle Erfahrung war und auch den Musikern war es eine große Freude. Die neue Live CD „Live in the City of Angels“ nun besticht in der Deluxe Version mit satten 40 Titeln aus 40 Jahren Bandgeschichte und die normale Version immerhin noch mit 25 Tracks aus der langen Schaffensphase der Gruppe, die vom frühen Post Punk in den Anfangstagen bis hin zu New Wave oder dem Stadionrock alle Facetten der Rockmusik durchlaufen hat und sich mit jeder Platte praktisch neu orientiert und ausgerichtet hat. Die Tracks der Veröffentlichung wurden während der erfolgreichen und größten Nordamerikatour der Band 2018 mit 31 Städten von Küste zu Küste, aufgezeichnet und aneinander gesetzt, hier waren einige Fans etwas enttäuscht, da man die Titel aus und eingeblendet hat und so das Live Feeling empfindlich gestört wird. Da ich die Band auch schon öfter live erlebt hatte, das erste Mal übrigens 1996 in Hannover, fand ich das jetzt nicht ganz so schlimm, da die Ton+Sound-Qualität, auf die ich sehr viel mehr Wert lege, absolut überzeugend rüberkommt. Der Wall of Sound der „Simple Minds Family“ mit z.b. der Sängerin Sarah Brown, dem Drummer Cheriesse Osei, Gordy Goudie an der Gitarre, Ged Grimes am Bass und ganz kurz vor der US Tour noch die Gastsängerin und Instrumentalistin Chaterine AD aka the Ankoress hat die Individualität dieser Musiker bei den alten und neue Hits zum „musikalischen“ Strahlen gebracht. Die vierfach bzw. zweifach CDs bieten wieder Stoff und Perlen vom Feinsten und es werden nicht nur „Die Hard Fans“ glücklich gemacht, sondern ebenfalls Musikfans aus allen Generationen, die die Simple Minds bisher in Ihrer glanzvollen Karriere begleitet haben. Frontmann Jim Kerr, der gerade erst 2019 stolze 60 Jahre jung wurde, kommt wieder mit großen Gesten und der Interaktion des Publikums ganz vorne an die Bühne und bietet das, was eben ein gutes Rockkonzert so ausmacht. Einige Titel, die früher mit Synthies umgesetzt wurden, übernimmt nun Charlie Burchill mit seinem fulminanten Gitarrenspiel und drückt ihnen so seinen Stempel auf, als da wären „New Gold Dream“ oder „Hunter an the Hunted“, zudem haben mich neuere Songs wie „Sense of Discovery“ und „Dolphins“ oder der Cover-Track „Dirty old Town“ in ihren Bann gezogen. Die Band gilt wie U2 nicht umsonst als eine der einflußreichsten Gruppen ihrer Generation und hat hier ein umfassendes Liveset präsentiert, das keine Wünsche offen läßt, die Song-Sammlung mit dem Blick auf ihre 40 jährige Erfolgskarriere ist wieder mal äußerst beeindruckend. Leider sind die Konzerte 2020 aus bekannten Gründen ausgefallen, aber man darf sich schon auf Anfang 2021 freuen, wo die Gigs der Germany Tour nachgeholt werden.
(S.Erichsen)
Format: CD / LP |
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