WITT – Rübezahls Rückkehr (2LP/CD)

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie zu DDR-Zeiten bei uns auf dem Dorfe zum „Jugendtanz“ in der HO Gaststätte „Freundschaft“ bei der NDW-Runde natürlich auch der „Goldene Reiter“ von Joachim Witt lief und ich das damals schon immer Scheiße fand. Rund 10 Jahre später trat der Herr dann sogar Live auf dem Open Air-Gelände eben jener Lokalität auf, die inzwischen wieder „Schützenhaus“ hieß und wurde auf Grund seiner jämmerlichen Darbietung vom Publikum gnadenlos ausgepfiffen. 1998 kam es dann aber mit dem Chart-Hit „Die Flut“ zu der seltsamen Wandlung des Herrn Witt zum Neuen Deutsche Härte-Rocker. Es folgte die sogenannte „Bayreuth“-Werkreihe und mit der geschickt-charmanten Cover-Version von „Bataillon D’Amour“ verschaffte er dann sogar der ostdeutschen Band SILLY wieder etwas Aufmerksamkeit, was letztendlich in deren erfolgreichen Comeback mit der neuen Sängerin Anna Loos mündete. Mir war die Mutation von Joachim Witt jedoch etwas zu unglaublich, so dass ich die weitere Entwicklung spätestens nach „Bayreuth 2“ völlig aus den Augen verloren habe. Erst als der inzwischen ebenfalls mittelmäßig erfolgreich herumdümpelnde Peter Heppner kürzlich für sein neues Doppel-Album Aufmerksamkeit brauchte und zum zweiten Mal die Duett-Option mit Witt für „Was bleibt?“ zog, kam ich wieder mit dem inzwischen schlohweißen alten Mann in Berührung und dachte nur: Was für ein Quatsch ist das jetzt bloß wieder? Zumal ja Heppner in der Vergangenheit immer vehement betont hatte, dass die Zusammenarbeit bei „Die Flut“ aus geschäftlicher Sicht wenig korrekt abgelaufen wäre?! Geholfen hat ihm sein neuerlicher Rückzieher jedenfalls nicht, denn der Album-Doppel-Schlag „Confessions & Doubts + TanzZwang“ wurde ein richtiger Flop! Dafür droht jetzt Witt mit „Rübezahls Rückkehr“ die seine ebenfalls an und gibt zu Protokoll, mit dem neuen Album nun endlich bei sich angekommen zu sein. Mit 71 Lebensjahren sollte man dies allerdings auch sein, doch der greise Herr versucht aber weiterhin mit den 11 neuen Songs Lindemann & Co rechts der deutschen Autobahn auf dem Standstreifen zu überholen! Allerdings fährt Witt dabei Funken schlagend nur noch auf den Felgen und da nützt auch leider nicht die musikalische Schützenhilfe von Chris Harms (LORD OF THE LOST), denn schon auf Grund des krampfhaft bemühten Gesangs klingt das Ganze einfach nur albern. Am ehesten wirkt dieser noch bei den getragenen Stücken, die aber dann vor Kitsch und Schwulst nur so triefen, dass ein Hören ohne sich fremd zu schämen eigentlich nicht möglich ist. Lieber Joachim Witt und böser Rübezahl, bitte gehe in die Rente oder zurück ins Riesengebirge! (Marco Fiebag)

Format: 2LP/CD
Vertrieb: Ventil / The Orchard / Sony
 

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