FETISH 69 – Interview

FETISH 69 oder wenn sich Bands weiterentwickeln!

Den ersten Kontakt mit FETISH 69 hatte ich via MTV Anfang der 90‘er Jahre, wo eine Metalcombo in interessanter Clipästhetik und rohem Sound der differenzierter Sezierung des HUMAN LEAGUE-Klassikers „Boing Boiled“ annahm. Das danach gekaufte Album erfüllte dann aber nicht ganz meine Erwartungen (irgendwie Metal eben) und die Band war schnell wieder vergessen. Zwar kam ich durch das Nebenprojekt BLOW auf dem Label unseres Verlegers noch mal kurz mit FETISH 69 in Berührung, aber selbst der hier etwas elektronischere Sound sprach mich nicht so richtig an. Wieder gingen Jahre ins Land und ich bekam eine Remix-Doppel-CD von FETISH 69 zum rezensieren und das Ding war verdammt aufregend, spannend und irgendwie verstörend!

Schnell legte ich den Backkatalog der Band nach und siehe da, es hat sich was getan in Österreich. FETISH 69 war über die Jahre vom Metal zum fiesen Electronica-Projekt mutiert und anläßlich des aktuellen Album „Atomized“ stand mit Sänger CHISTIAN FUCHS ausführlichste Rede und Antwort.

?: Da dieses das erste Interview im BLACK mit FETISH 69 ist, zum Anfang ein paar grundlegende und für Dich wahrscheinlich langweilige Fragen – auf was bezieht sich der Name der Band?

Tja, der Name. Unlängst wurde mir durch einen Zufall BRIAN MOLKO vorgestellt und der fragte gleich: Ist 69 deine Lieblings-Sexstellung? Gehst du in Fetisch-Clubs? Ersteres bejahte ich, zweiteres nicht. Der Name stammt eben noch aus den Industrial orientierten Anfangszeiten der Band, in den späten Achtzigern, er hat aber längst sämtliche Bedeutungen eingebüßt. Damals ging es einerseits um die Koketterie mit sexuellen Images, andererseits um das Jahr 1969, wo ja popkulturelle Schlüsselmomente passierten. Der Mord beim Altamount-Festival der STONES und die Schreckenstaten der MANSON-Family beendeten damals die Hippie-Ära und ein neues Zeitalter der Gewalt dämmerte heran…

?: Warum wurde eigentlich der Name FETISH 69 nach Eurer musikalischen Umorientierung nicht geändert, wenn Du selbst sagst, das dieser nicht mehr zeitgemäß ist und nur an Vergangenes erinnert?

Zugegeben haben wir oft über eine Namensänderung nachgedacht. Wir fanden es aber letztlich spannender eben als FETISH 69 die musikalischen Mutationen zu vollziehen, weil ja die Grundstimmung, die Befindlichkeit, die zum Ausdruck kommt, immer ähnlich geblieben ist. Es haben sich ja „nur“ die formalen Mittel geändert. Vielleicht taktisch der falsche Schritt, aber was soll‘s…

?: Ist nach Deiner Begegnung mit BRAIN MOLKO jetzt ein Remix von FETISH 69 für PLACEBO denkbar und würde Dich eine solche Arbeit musikalisch reizen oder eher nur finanziell?

Ach, ich habe BRIAN nur ganz kurz und oberflächlich kennengelernt, bei einer Aftershowparty, zu der mich ein italienischer Musikerfreund mitgenommen hat. Also stellt sich die Frage so erst einmal gar nicht. Aber ich schätze PLACEBO sehr, muß ich sagen.

?: FETISH 69 startete Anfang der 90’er in der Noise Metal-Ecke und nach zwei Alben wurde aber der krasse Bruch zum verstörenden Electronica-Sound vollführt – wo lagen hierfür die Gründe und gingen eigentlich die Fans diese Entwicklung mit?

Wir waren nach heftigen Alben wie „Antibody“ oder „Purge“ und den dazugehörigen Touren an einem Endpunkt angelangt. Dazu kam damals das Gefühl, daß die ganze harte und lärmige Gitarrenecke stagnierte oder sich völlig hin zum Mainstream öffnete. Gleichzeitig explodierte plötzlich die elektronische Musik, unzählige spannende Projekte passierten auch in Österreich. Am aufregendsten war es aber, daß es Acts wie etwa TRICKY, SCORN oder MASSIVE ATTACK gelang, bestimmte extreme, intensive Emotionen auch auf ganz andere Weise auszudrücken, als mit den üblichen Mitteln. Also begannen wir selber zu forschen und Elektronik zu integrieren und bald gab es kein Zurück mehr. Nur noch die Entscheidung: Bandauflösung oder radikale Erneuerung. Natürlich machten nicht alle FETISH 69-Fans dieses Wandel mit, aber für uns gab es keine Alternative.

?: Einhergehend mit der Veränderung des Sounds ab dem „Geek“-Album vollzog sich auch ein Wandel im Artwork – subtiler und eigentlich noch bedrohlicher wuchs dieses mit bzw. setzt die musikalische Atmosphäre passend um – wer ist dafür verantwortlich bzw. setzt dieses um und am meisten interessiert mich dabei das Coverartwort der „Geek“-CD?

Seit den Anfängen von FETISH 69 beschäftige ich mich mit dem Artwork wie auch allen anderen konzeptuellen Dingen. Allerdings kommt es in der entscheidenden Phase immer zur Kollaboration mit befreundeten Grafikern und Künstlern. Seit „Geek“ arbeite ich mit dem Linzer Designer ANDI EHRENBERGER gemeinsam, dessen Visionen sich perfekt mit meinen ergänzen. Bei „Atomized“ kam nun der Grazer Fotograf MAX WEGSCHEIDLER dazu, der die Ideen aus meinem Kopf fast schon gespenstisch perfekt in Bilder transformierte. Die subtile Wandlung des Artworks vollzog sich parallel zur Wandlung der Musik, ich bin von fast schon besessen von bestimmten Ästhetiken, während mich auf der anderen Seite viele gräßliche Cover im Metal- und Gothicbereich abstoßen. Die Verpackung von „Atomized“ ist übrigens eine Hommage an einen US-Künstler namens DOUG AITKEN der in sehr schlichten aber beklemmenden Bildern eine bestimmte Gegenwartsleere transportiert.

?: Würdest Du mir widersprechen, wenn ich sage, das mich das Artwork Eures ersten Album an SCHWARZKOGLER erinnert und das des zweiten an HELNWEIN?

Ich würde dir schon widersprechen. Weil die beiden Künstler, deren Werke wir exklusiv für die Cover verwenden durften, ganz eigene, unvergleichbare Individuen sind. GÜNTER BRUS, von dem wir ein Foto für „Antibody“ verwendeten, ist ja zusammen mit SCHWARZKOGLER, HERMANN NITSCH und OTTO MUEHL einer der Begründer der Wiener Aktionismus. Und sämtliche Künstler dieser Bewegung standen für eine völlig unterschiedliche Weltsicht und gegensätzliche Ausdrucksmittel. Wobei BRUS und SCHWARZKOGLER eindeutig meine Favoriten sind, gebe ich zu. Weil BRUS in Graz lebt, wie der Großteil der Band, ist da auch noch ein persönlicher Bezug gegeben. Das „Purge“-Cover stammt von New Yorker Maler JOE COLEMAN, der ein ganz eigenes faszinierendes Kapitel für sich ist. Ich kann dir und den Lesern nur empfehlen, sich mal www.gatesofheck.com/coleman anzusehen. Ich kenne wenige Artists, die so visionär und radikal sind wie JOE. Mit HELNWEIN kann ich dagegen nur wenig anfangen.

?: Ein nicht unerheblichen Anteil Eures Schaffens befaßt sich mit der visuellen Umsetzung des Sounds in bewegte Bilder – wäre hier nicht eine Veröffentlichung im DVD-Format angebracht, da ich selbst ehrlich gesagt kein großer Fan von CD-ROM und Homepage-Clips bin?

Wir und die mit uns verbundenen Visual Artists würden nur zu gerne eine DVD rausbringen, nur finden wir leider niemanden, der so etwas finanziert.

?: Zumindest musikalisch habt Ihr schon zwei Mal auf Fremdmaterial zurückgegriffen, wobei das THE POP GROUP-Cover auf dem aktuellen Album gut ins Konzept paßt, aber was waren die Beweggründe für „Being Boiled“ von HUMAN LEAGUE auf „Antibody“?

Das Album entstand in der späten Grunge-Ära, einer Zeit, als sehr viele härtere Bands sich plötzlich auf die Siebziger bezogen und dementsprechende Songs coverten. Wir wollten damals aber zum Ausdruck bringen, daß unsere Wurzeln in der kühlen Elektronik der frühen Achtziger liegen – trotz der Heavygitarren auf „Antibody“. Viel später ist diese Verbindung ja sehr trendy und erfolgreich geworden, siehe Bands wie KORN, DEFTONES oder LIMB BIZKIT, die allesamt Wave-Klassiker coverten. Und wieder einmal waren wir zu früh dran…

?: Mit dem „Dysfunctions And Drones“-Werk vollzog sich die Abwendung hin zur Electronic-Avantgarde endgültig und selbst für mich bedeutete diese Doppel-CD den Einstieg in die Welt von FETISH 69 – was waren die Gründe und Überlegungen, die dieses großartigen Werk möglich machten?

Eine Remixalbum wollten wir mit FETISH 69 schon zu Gitarrenrock-Zeiten machen. Aus finanziellen Gründen scheiterte das Anliegen aber, obwohl wir damals bereits Leute wie ALEC EMPIRE oder PITCHSHIFTER kontaktiert hatten. Als dann erneut Gedanken in diese Richtung auftauchten, war klar: Es ist eine andere Zeit, fast jede Band macht inzwischen Remixalben und außerdem haben wir uns mit „Geek“ selber an einen Punkt gebracht, wo wir wie unser eigener Remix klingen. Also mußte es etwas anderes, eigenes werden. Letztendlich einigten wir uns auf eine Mischung aus experimentellen FETISH 69-Tracks, Remixen und Co-Kompositionen mit Freunden von uns.

?: Ein Großteil der Remixer auf „Dysfunctions And Drones“ ist nur einem kleinen Kreis Electronica-Insidern bekannt – war es da nicht ein großes kommerzielles Wagnis, sogar eine Doppel-CD damit zu füllen? Und warum erschien diese Remix-Sammlung eigentlich auf TROST und nicht auf Eurem Label Doxa?

Es war wirklich ein Wagnis eine Doppel-CD zu machen, aber eine einfache Ausführung kam für uns nicht in Frage. Doxa begann damals gerade sich mehr in Richtung Electropop zu orientieren, da paßte so etwas nicht ins Programm.

?: Gab es für die Remix-Compilation eigentlich noch Wunschkandidaten, die abgelehnt haben, keine Zeit hatten oder einfach nicht erschwinglich waren?

Abgelehnt hat niemand, weil wir sehr spezifisch Leute kontaktierten. Aber da es sich um eine beinahe No Budgetgeschichte handelte, probierten wir es bei vielen erst gar nicht. Natürlich hätten wir Leute wie TECHNO ANIMAL, ALEC EMPIRE oder KEVIN MARTIN gerne dabei gehabt.

?: Auf jenem gerade angesprochenen Doppelalbum war auch ein Remix eines damals noch neuen FETISH 69-Track namens „Feed The Tumors“ vorhanden, dessen Original auf dem folgenden Album enthalten sein sollte und nun aber auf „Atomized“ doch nicht zu finden ist?

Der Originaltrack ist beim Arbeiten ständig weiter mutiert und ist jetzt schon auf dem Album zu finden, allerdings unter dem Titel „Cancer Days“, etwas schneller und schwer zu erkennen.

?: Wie ist es eigentlich um die Live-Umsetzung des neuen Materials bestimmt, da einige Electronica-Pressestimmen schon zu „Geek“-Zeiten die dann doch eher konventionelle Metal-Rock-Umsetzung bemängelten?

Die Grundbesetzung, die zuletzt auch live spielte, lebt gerade von der eher rockigen Umsetzung der Albumtracks, das macht in diesem Fall den Reiz aus. Aber dieses fünfköpfige Line Up mit einem Techniker auf Tour zu schicken, ist finanziell kaum mehr tragbar für einige etablierte Musiker, die da mitspielen. Also werden die Herbstdates in Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf gänzlich andere Weise absolviert werden. Das wird so eine Art Electropunk-Paket, bestehend aus unserem Bassist, dem Mego-Artist DR. NACHTSTROM und Visuals. Wir werden wirklich rocken und auch ganz ruhige Nummern bringen, aber alles very Electronic.

?: Leider gibt es auf der Promo-CD keine Credit-Angaben und so würde mich vor allem interessieren, wer mit Dir das Duett bei „Cocoon“ bestreitet?

Das ist eigentlich gar kein Duett, unser Gitarrist und ich haben da bloß einige Chöre aufgenommen. Übrigens haben wir eben ein Video dazu gedreht, wo der Refrain tatsächlich von einer sehr aufregenden Frau gesungen wird…

?: Im Presseinfo zu „Atomized“ wird sehr penetrant auf der Tatsache rumgeritten, das FETISH 69 wohl die einzige Band Österreichs sei, welche die „Kaffeehausmentalität“ umgeht und einen Gegenpol zu allen WALDECK’s und DORFMEISTER’n schafft – sind Dir eigentlich die österreichischen Bands und Projekte wie DER BLUTHARSCH, ALLERSEELEN, NOVY SVET usw. bekannt, die sich teilweise in politisch fragwürdigen Ecken befinden (bzw. dorthin gedrückt werden) und wahrscheinlich an Verkaufszahlen gemessen weit über FETISH 69 rangieren?

Nun, wenn du in vielen Ländern in Indie-Plattenläden gehst und nach Österreich oder Wien fragst, wirst du halt schon oft an die ganz gefällige Lounge-Ecke verwiesen. Dabei passieren natürlich großartige Dinge hier, es gibt geniale Labels wie Cheap oder Klein, Bands wie die SOFA SURFERS oder TWINNIE, die wirklich innovativ arbeiten. Letzteres kann man von den Acts die du erwähnst leider nicht behaupten. Abgesehen von den tatsächlich fragwürdigen Hintergründen tritt Old School-Industrial für mich schon ewig auf der Stelle. THROBBING GRISTLE waren Großmeister in jeder Hinsicht, viele Nachfolger haben deren Intentionen gar nicht verstanden. Ich war auch unlängst auf einem WHITEHOUSE-Gig und es war einfach eine ultrakrachige Nostalgiefete für alternde Industrialfans. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn Radikalität auf der Stelle tritt, sie führt sich dadurch selbst ad absurdum. Und zum Thema Neo Folk kann ich nur sagen: JOHNNY CASH nimmt so wirklich harte, schmerzliche, herzzerreißende Folk-Platten auf – der macht dieses ganze Genre überflüssig.

?: Was für Nebenprojekte existieren von FETISH 69 eigentlich noch bzw. können aktuelle Veröffentlichungen vorweisen?

Bei unserem Gitarristen ROBERT LEPENIK habe ich aufgehört, die vielen Avantgarde-Projekte zu zählen, in denen er mitwirkt. Daneben ist er noch der Kopf einer verqueren Easy Listening-Band namens MELVILLE, in der ich auch mitsinge. Das Ganze hat was von französischer Filmmusik und dunkler SERGE GAINSBOURG-Melancholie. Drummer RAINER widmet sich seinem Soloprojekt BINDER & KRIEGLSTEIN, das ist elektronischer Pop mit Lo Fi-Ansätzen. Keyboarder GARFIELD bastelt gerade an neuen Tracks für sein Industrialprojekt SCHLUND. Und ich arbeite ganz intensiv mit dem erwähnten DR. NACHTSTROM an einer Band namens BUNNY LAKE. Das wird irgendwo zwischen sleazy Electropop und düsteren Beats-Einflüssen pendeln. Da wird es viele Duette mit diversen Sängerinnen geben und extrem glamouröse Verpackungen. BUNNY LAKE ist wohl die Summe meiner bisherigen musikalischen Obsessionen, sei es FETISH 69 oder TOXIC LOUNGE, die Einflüssen aus DARIO ARGENTO-Filmen verbindet und in eine groovige Richtung treiben wird. Wir nennen es scherzhaft Goth R’n’B, Sexy Sadness oder auch Doom Hop und sämtliche Fotografen bzw. Videoleute aus unserem Umfeld sind ebenfalls dabei.

?: Warum wurde eigentlich TOXIC LOUNGE aufgelöst, wenn man jetzt mit BUNNY LAKE das gleiche Konzept nochmals aufgreift?

Nachdem sich alle musikalisch maßgeblichen TOXIC LOUNGE-Mitglieder von der Musik abgewandten haben bzw. andere Projekte verfolgten, blieb mir nichts anderes übrig, als die Band aufzulösen. Ich wollte dann auch nicht mit neuen Kollaborateuren unter dem alten Namen weiterarbeiten, es sollte etwas frisches werden. Obwohl sich sicher ein roter Faden bestimmter Obsessionen durchzieht, wie du ja schon bemerkt hast, aber BUNNY LAKE wird doch ganz anders…

?: Von Doxa wurde ich darauf hingewiesen, das Du auch als Schriftsteller tätig bist und das Buch „Bad Blood“ geschrieben hast – worum geht es dabei und wo ist es erschienen?

Es geht um Mörder im Film, vorzugsweise Serienkiller und Amokläufer. Ich beschreibe darin einerseits fiktive Annäherungen des Kinos an das Thema, andererseits 50 Mörder und die Filme die sich auf ihre Taten bezogen bzw. davon inspiriert wurden. „Bad Blood“ ist zunächst im deutschen Sprachraum als „Kino Killer“ in der Edition Belleville erschienen und ist dann rundum erneuert bei Creation Books in London rausgekommen. Mehr Infos findest du auf unserer Website.

?: Was kommt nach dem aktuellen Album und der Tour bzw. die nächsten Pläne?

Wenn ich mir die unzähligen musikalischen Aktivitäten ansehe, welche die Mitglieder von FETISH 69 derzeit verfolgen, sehe ich nach dem Album und der Tour wieder eine lange Pause kommen.

?: Was sind Deine aktuellen musikalischen Favoriten und hast Du so etwas wie eine All Time-Top 5?

Mein aktuellen Favoriten wechseln immer extrem schnell, derzeit rangieren bei mir die Alben von DJ Hell und Relaxed Muscle ganz hoch oben, aber auch die neue Missy Elliott, T.Raumschmiere oder Peaches höre ich oft. Daneben liebe ich die Yeah Yeah Yeahs, Primal Scream, Death in Vegas, Radiohead und David Holmes. Sleazy dark Rock’n Roll halt, elektronische Einflüsse sind für mich auch essentiell. Meine Alltime-Favorites Top 5 sieht dagegen wohl so aus: TRICKY „Maxinquaye“, NICK CAVE „The Boatman‘s Call“, THE VELVET UNDERGROUND & NICO „s/T“, JOHNNY CASH „American Recordings“ und SERGE GAINSBOURG „Histoire de Melody Nelson“.

?: In Deinen Top 5 taucht der große französische Chansonnier SERGE GAINSBOURG auf und mit TOXIC LOUNGE hast Du auch habt Ihr auch einen Song von ihm gecovert – was bedeutet Dir dieser geniale Komponist seiner Zeit und wie fandest Du eigentlich die zwei Album-Hommages an ihn von MICK HARVEY (THE BAD SEEDS)?

GAINSBOURG ist eine absolute Ikone für mich. Man kann von ihm so vieles lernen: Lektionen in kunstvoller Überhöhung und Glamour, in Exzentrizität, Durchgeknalltheit und (un-)würdigem Altern. Aber auch sein Stil-Eklektizismus war der Zeit ungemein voraus. Er mixte zum Beispiel bereits vor Jahrzehnten Chansons, Jazz, Funk, Pop, Disco und Reggae zu einem brisanten Cocktail, blieb im Grunde urfranzösisch und war doch immer auch Kosmopolit! Die Tributes von MICK HARVEY finde ich nebenbei sehr gelungen.

?: Ich danke CHRISTIAN FUCHS für seine schnelle und ausführliche Beantwortung meiner Fragen und wünsche für die Zukunft alles Gute. Des weiteren geht Dank an BERT von Doxa Records für seine Unterstützung.

Danke für das Interview!

(M.Fiebag)

Discographie:

1993 „Antibody“ (MC/LP/CD) Nuclear Blast

1996 „Purge“ (CD) Community

1999 „Geek“ (CD) Doxa Records

2000 „Dysfunctions And Drones“ (DoCD) Trost Records

2003 „Atomized“ (CD) Doxa Records

 

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