KATATONIA – City Burials (CD,Vinyl)

Katatonia gehörten mit frühen Werken wie der „Discouraged Ones“ oder „Last fair Deal..“ zu meinem persönlichen Coming of Age Überlebens/Care-Paket. Der drückende Midtempo-Alternative/Metal und die ungezählten Hits (Deadhouse, Chrome, Saw you drown,July uvm.) konnten in ihrer schier ausweglosen grauen Tristesse und gleichzeitig Kräfte-spendenden kraftvoll rockenden Mentalität den totalen Absturz oder Überflug bedeuten/erzeugen. Erstmalig mit letztem Album „The Fall of Hearts“ stellte sich das typische Katatonia-Gefühl nicht richtig ein, die sooo typischen Leadgitarren wichen vielen ruhigen sperrigen Partituren, die oftmals an ihre Brüder von Opeth erinnerten, den direkten emotionalen Druck, den man so sehr lieben gelernt hat, der wollte sich ob dieser Progressivität nicht einstellen. Klar, Produktion und Jonas sein Gesang ist und war immer über jeden Zweifel erhaben. Trotz angekündigter Schaffenspause sind die Schweden nun doch mit „City Burials“ am Start und es lässt sich nach mehrmaligen Hören konstatieren, das Renkse und Co. erneut auf abwechslungsreichen Pfaden wandern und ein starkes düsteres, graues urbanes Szenario entwerfen. Schon das triste, trippig elektronisch zerbrechliche, im Vorfeld veröffentlichte „Lacquer“(erinnert mich angenehm an Ulver/Garm) zieht Gänsehaut-Bahnen. Kraftvolle nach vorn rockende Hits wie „The Winter of our Passing“ oder das mit klassischen Heavy Metal Motiven ausgestattete „Behind the Blood“ kicken ohne Frage, dem gegenüber fast hyperzerbrechliche Balladen wie das Frauengesang unterstützte „Vanishers“, das fürs ungeübte Katatonia-Ohr völlig neue Tore öffnet. Im weiteren Verlauf viele gute Songs wie „Rein“, „City Glaciers“ oder der kraftvolle, aber teilweise sperrige Opener „Heart Set to Divide“, die sicherlich auf dem Spielfeld dunkler Rock/Metal-Klänge ihre eigene Liga sind, aber im internen Diskographie-Kontext das Herz nicht raus reißen wollen. Und irgendwie war das immer die große Kunst der Schweden, mit teilweise simplen, aber um so mehr effektiven Lead-Gitarren/Melodien konkurrenzlos ein Meer aus Tränen zu schaffen, einen spezifischen Grauton zu finden, der die Seele mit jedem Akkord deckungsgleich vibrieren ließ. Ich wollte diese Platte lieben und ja, Katatonia haben wieder solide stark abgeliefert, aber irgendwie fehlen mir A. Nyströms prägnante, depressive Gitarrenakkorde, an denen man sich nie satt hören konnte. Das Album wächst, ich merk es von Mal zu Mal, aber gerade die Verdichtung seinerzeit auf diese Midtempo-Unmittelbarkeit geht mir seit dem Vorgänger etwas ab und es bleibt immer etwas Distanz. Gute Platte, viele elektronische Elemente inlusive, den Blick in die Zukunft gerichtet. Grundsätzlich alles richtig-die Entwicklung zwiespältig allemal.

(R.Bärs)

Format: CD,Vinyl
Vertrieb: EDLP5
 

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