SIEBEN – 2020 Vision (CD)

Die ersten, leicht eiernden Klänge, die wir auf dem neuen SIEBEN-Alben vernehmen, entstammen der Spieluhr „Die Lieben Sieben“ und dann geht es gleich flott zur Sache: Wir lauschen MATT HOWDEN und seiner neuen Geige, KEV, „the sentient five-string Kevlar violin“, wie Letztere nicht nur gespielt wird, sondern sich auch mit ihren „Herrn und Maestro“ unterhält. Schließlich klingt es hier nicht zuletzt durch KEV deutlich heavier – und gar nicht (mehr) nach Neo-Klassik.In gewisser Weise fungiert dieser erste Track, „We‘re all fucked, Kev“ auch als Intro zu diesem Album, das sich textlich eben mit „Visionen“ zu einem Jahr auseinandergesetzt hat, welches nun wirklich ein ganz besonderes geworden ist… Das bereits live erprobte „ Enzosonbenzos“ folgt mehr dem bekannten und geschätzten Aufbau vieler SIEBEN-Songs, was die verwendete Loop-Struktur angeht, loopt sich dadurch aber auch gleich angenehm ins Ohr. Dort wird es auch gleich von dem wieder etwas härteren „Reckoning Beckoning“ verfolgt, bevor dann mit „Death Tape Updated for 2020“ ein vom Tempo her etwas zurückgenommenes Stück erklingt, wodurch dann sicher nicht nur für mich Gesang und Text etwas mehr im Vordergrund stehen. Eindrucksvoll, nachdenklich stimmend, passend, einmal mehr wird deutlich, wie gefühlvoll eine Geige klingen kann. Dies gefällt der Geige KEV indes wohl wenig, da sie das nächste Lied, „Shirt of the Apocalypse“ mit einem sarkastisch klingenden Kommentar einleitet und MATT scheint ihr zu folgen: Gleich geht es rhythmischer und geradezu beschwingt zur Sache, wobei die Lyrics eine etwas andere Sprache sprechen („the apocalypse is now streaming live“). Durch den Gesang von CONOR NUTT bekommt dieses Stück eine weitere Klangfarbe, die sich gut in dieses „visionäre Klanggemälde“ einfügt bzw. dieses gekonnt erweitert. Wieder schnell und „straight“ geht es bei „Berylsinperil“ zu, während die Geigenriffs bei „Vision“, wenn es denn wirklich noch eine Geige ist, geradezu nach E-Gitarre klingen und dem Gesang von MATT und  RACHEL E. (wie CONOR NUTT Mitglied von WINSTON MACABRE) einen wirklich ziemlich heavy klingenden Hintergrundsound verleihen. Auch hier funktionieren sowohl der schöne zusätzliche Gesang sowie der ungewohnt metallische Sound sehr gut als weitere Elemente im SIEBEN-Klang. Wie es der Titel bereits erahnen lässt, ist „The Darkness You Have Drawn“ von eher dunkler Stimmung, wobei auch hier die Geige alles andere als träge gespielt wird. Meiner Meinung nach ist es jedoch das nun folgende, vorletzte Stück, „You, my Cult of Blight“, was am besten die besondere Qualität dieses Albums ausmacht: Loops geben den Stücken eine deutliche Struktur, doch interessante Texte singende Stimmen und natürlich der virtuose Einsatz KEVs geben ihnen Farbe, Inhalt und Gefühl, machen sie wiedererkennbar und eingängig, wobei sie aber eben alles andere als stromlinienförmig sind. Mit „Come and Ride In The Cult Of Ride“ klingt das Album dann auch keineswegs gefällig und dabei angeblich „not vaguely nostradamic“ aus, schließlich geht es hier um einen möglichen Neustart und „eventually“ um „Armageddon“…

„2020 Vision“ ist ein sehr gelungenes Album, einerseits ein weiteres klasse SIEBEN Album, mit einem stellenweise deutlich heavier Sound, andererseits auch eines, welches man sich gerade wegen der Texte mehrmals und ggf. immer wieder anhören muss/kann und möchte, um noch auf einer anderen Ebene nicht nur gekonnt unterhalten, sondern auch zum Nachdenken (und ggf. Handeln) angeregt zu werden. (flake777)

Format: CD
Mailorder: Going Underground