Es war irgendwann im Jahre 1988, als ich das erste Mal etwas von Roland S. Howard hörte und es war nicht etwa im eigentlich eher naheliegenden Zusammenhang mit THE BOYS NEXT DOOR, THE BIRTHDAY PARTY oder CRIME & THE CITY SOLUTION, sondern mit seiner späteren Band THESE IMMORTAL SOULS. Lutz Schramm von DT64 spielte in seiner Sendung „Parocktikum“ zwei Songs des Debüt-Album der Band und dieser merkwürdig schlingernde Sound mit seinen schneidenden Gitarren und dieser nöligen Stimme von Roland S. Howard hatten es mir so angetan, dass ich mir die Platte sofort nach dem Mauerfall im Europacenter in Westberlin gekauft habe. In der Zwischenzeit hatte ich natürlich auch mehr über diesen singenden und Heroin abhängigen Gitarristen erfahren, der zusammen im Gefolge von Nick Cave aus Australien über London in der Frontstadt Westberlin gestrandet war. Legendär sein Auftritt in Wim Wenders „Himmel über Berlin“, wo er lässig mit einer Kippe im Mundwinkel wie ein Tiger im Käfig bei CRIME & THE CITY SOLUTION auf der Bühne seine gefährlichen Kreise zog und scharfkantige Gitarren-Riffs aus der Hüfte schleuderte. Großartig auch seine Kollaborationen mit Nikki Sudden und Lydia Lunch oder die Gastauftritte bei Jeremy Gluck und THE BAD SEEDS. Sein erstes Solo-Album erschien allerdings erst 1999 mit „Teenage Snuff Film“ und ging seiner Zeit leider etwas unter. Dafür war es Roland S. Howard pur und enthielt alle Trademarks des genialen Musikers, auf dem zudem alte Weggefährten wie Mick Harvey (THE BAD SEEDS), Brian Hopper (THE BEAST OF BOURBON) und Genevieve McGuckin (THESE IMMORTAL SOULS) mit an Bord und zudem eine eigenwillige Coverversion von Billy Idols „White Wedding zu finden war.
Weitere 10 Jahre sollte es dann dauern, bis der Nachfolger „Pop Crimes“ erschien und eigentlich sein Meisterwerk wurde, an dem er sich jedoch leider nicht mehr lange erfreuen konnte, da er kurz nach Veröffentlichung 2009 an Leberkrebs gestorben ist. Bis zuletzt soll er der Legende nach noch Blut spuckend auf der Bühne gestanden haben und so ist „Pop Crimes“ sein Vermächtnis geworden, wie der Titel absolut wörtlich zu nehmen ist. Gleich der erste Song „(I Know) A Girl Called Jonny“ ist ein Duett-Knaller mit Jonnine Standish für die Ewigkeit bzw. ganz im Stile des berühmten Gesangspaares Nancy Sinatra & Lee Hazlewood gehalten, von denen Roland S. Howard vor vielen Jahren ja auch schon zusammen mit Lydia Lunch „Some Velvet Morning“ neu interpretiert hatte. Die obligatorischen Cover-Versionen auf „Pop Crimes“ kommen dagegen von TALK TALK („Life’s What You Make It“) und Townes Van Zandt („Nothin’“), wobei die restlichen 6 eigenen Songs des inzwischen schon gesundheitlich schwer gezeichneten Musikers regelrecht giftig-dreckige Post Punk Doom Shantys mit Junkie-Attitüde sind. Das alles hätte so auch schon in den 80ern erscheinen können und ist ebenso heute noch aktuell bzw. einfach nur zeitlos! Beide Alben sind damals ja ausschließlich in Australien veröffentlicht worden und inzwischen nur noch recht schwer, wie insbesondere die Vinyl-Versionen sehr teuer zu bekommen gewesen. Mute Records veröffentlicht jetzt diese parallel im CD- und Vinyl-Format endlich wieder, wobei „Teenage Snuff Film“ als Doppel-LP mit Etching auf der D-Seite und im blauen Vinyl, wie „Pop Crimes“ als roten Vinyl verfügbar ist! Beide Ausgaben sind jeweils auf 1000 Exemplare limitiert und zusätzlich mit einem Downloadcode ausgestattet. (Marco Fiebag)
Format: 2LP/LP/CD |
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