Das Debüt-Album der Holländer war eines dieser Newcomer-Alben schlechthin, platzte es 2017 in eine mittlerweile für allerlei Retro/Post/Whatever-Rock-Klänge offene Welt nahezu zum richtigen Zeitpunkt. Den Sound der Holländer definieren zu wollen, war nahezu unmöglich, das gerne bemühte Occult-Rock Stempelchen war doch eher ungenügend ausreichend, um die emotional ausschweifende Mixtur aus Retro/Post/Heavy/Doom und Alternative mit dieser Schublade zu belasten. Wer die Mannen um Frontkämpferin Ryanne van Dorst bereits live erleben durfte, weiß um die urwüchsige Kraft, welche mich, ohne es zu vergleichen, an diese undefinierbare emotionale Herangehensweise einer Band wie Solstafir erinnert, schafft man eine völlig eigene Welt dunklen, gern auch psychedelisch ausschweifenden Heavy Rocks. Kraftvoll, mit immer wieder orientalisch anmutenden Gitarren-Licks, verführen die Holländer auf ihrem Zweitwerk den Hörer, legen warme, groovige Sound-Teppiche aus, in denen man treiben darf. Perlende melancholische 7-Minüter wie „God Particle“, welche mit vielerlei Postrock-Stilistika flirten und der prägnanten Stimme van Dorst ein Podium bieten, auf dem Sie zu glänzen weiß, wissen ausnahmslos zu begeistern. Mal kraftvoll, mal nebulös flüsternd, gemahnt es an die ausdrucksstarke Female Power einer Band wie die großartigen Crippled Black Phoenix, die auch diese Art Drone/Ghost Rock bis zur Perfektion mittlerweile darzubieten weiß. Der 8-minütige Titelsong atmet ausladend doomige Erhabenheit, immer wieder werden Echos/Hall/Mehrstimmige Vocal-Effekte genutzt, die zum psychedelisch flirrenden Gitarren-Sound nahezu perfekt abgestimmt sind. „Ode to the Future“ beispielsweise zollt dem traditionellen 70´s Rock mit einem klassischen Riff tiefen Tribut, während z.B. das Riffing in „Be your Sins“ alten ursprünglichen Heavy Metal heraufbeschwört. Dool wirken wesentlich stimmiger als noch beim zwar feinen, aber eher noch auf der Suche befindlichen Debüt-Sound. Orientalische Classic Rock Elemente, die an große Vertreter ihrer Zunft erinnern (The Tea Party) ergänzen sich kongenial zu dunklen, nebulösem Fields of the Nephilim artigen Psych/Gothrock (Summerland=Paradies/Nirvana-die Fields mit ihrer Elizium lassen grüßen). Inhaltlich geht es um die Suche nach einem Platz für sich selbst auf dieser Welt und dem vollkommenen Geisteszustand nebst ekstatischem Lustempfinden und Wiedergeburt. Van Dorst weiß dies mit einem erhöhten Maß an stilistischer Ausdrucksweise zu untermauern, die Musik selbst driftet ungleich weicher als beim Debüt durch Nebelschwaden. Van Dorst macht sich ihre Gedanken, wie im Hier und Jetzt das sogenannte „Sumerland/Paradies“ zu finden ist, sei es mit psychedelischen Drogen,Zauberei, Sex und vielen mehr. Als zusätzlicher Gimmick sei darauf verwiesen, das prominente Hilfe bei Produktion(Martin Ehrencrona/Tribulation) sowie Gast-Beiträge Per Wiberg´s (Opeth) und Farida Lemouchi (The Devil´s Blood) ihr Scherflein zum Gelingen beitrugen. Ich wage zu behaupten, dieser 2. Anlauf wird die Holländer auf die nächste Stufe hieven. Ein eigenwilliger, aber perfekt produzierter Happen dunklen Rocks, modern und gleichzeitig mit den klassischen Vintage-Elementen liebäugelnd. Die Live-Kraft der Holländer wird ungleich mehr Hörer zwischen Alternative/Metal/Post begeistern, das steht fest. Super Album!
(R.Bärs)
Format: CD,Vinyl |
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