Mit ihrem vierten Album wechselt die nordische Schönheit Agnes Obel von PIAS zur Deutschen Grammophon und nicht nur bezüglich der Pressqualität des Vinyl ist dieser Schritt eine deutliche Verbesserung für die in Berlin lebende Dänin. Ihre intime Musik ist auf „Myopia“ wesentlich experimenteller, dichter, düsterer und noch atmosphärischer geworden, was einen deutlichen Kontrast zu ihren bekannten Titeln darstellt, welche durch ihren Werbe- und TV-Serien-Einsatz kommerziell recht erfolgreich waren. Wie das mystische Cover von „Myopia“ schon andeutet, dominieren die 10 neuen Songs dämmrig-nebelige Klangfelder, durch die ihre diesmal teilweise gepitchte Stimme geisterhaft wie herrlich irrlichtert und Witch House grüßen lässt. Die dezent-gedämpften Klavier-, Synthesizer- und Streicher-Tupfer verarbeiten übrigens eine Phase der Schlaflosigkeit von Agnes Obel, die auch geprägt war von Zweifeln und der unterschwelligen Beschäftigung mit dem Tod. Letztendlich verschmilzt der Sound von „Myopia“ zu einer wunderschön warm fließenden Melancholie mit bedrohlichen Klangfarben in bester Twin Peaks-Manier. Nicht nur ein David Lynch dürfte wieder mal begeistert sein, sondern auch für mich ist „Myopia“ jetzt schon eines der Alben des Jahres, über das man nicht all zu viele Worte verlieren, sondern es einfach nur hören und sich verzaubern lassen sollte! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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