Heute gehen wir in der EBM Szene etwas zurück und zwar zeitlich gesehen. Paranoid war ein deutsches EBM Projekt, das sich 1987 in Aachen gegründet hatte. Mitglieder der Formation waren der Frontmann und Sänger sowie Songwriter Michael Fromberg und der Keyboarder / Songwriter Stephan Tesch. Der unverwechselbare und einzigartige Sound-Kosmos der Truppe hat Paranoid weit über die deutschen und sogar europäischen Grenzen hinaus, bekannt gemacht. Mit ihren Alben „Strain & Sweat“ – „Blood & Tears“ haben sie die bundesdeutsche EBM Szene maßgeblich mit aufgebaut. Und waren bei renomierten Labels wie Maschinery und Animalized unter Vertrag, was ja auch schon etwas heißt. Leider haben sich Paranoid in 2000 aufgelöst, aber…..in 2018 gründete Michael dann das Solo Projekt Paralyzzer und knüpft genau da an, wo Paranoid aufgehört hatten.
Michael, vielen Dank für Deine CD „Extatic Instinct“, eine tolle Oldschool EBM-Scheibe, die richtig knallt, in alten sowie in neuen Zeiten.Denn Du bist auch schon gefühlt eine kleine Ewigkeit dabei, 1987 wurde das ProjektPARANOID gegründet und war sogar europaweit bekannt. Zudem habt ihr die deutsche EBM Szene maßgeblich mitgestaltet und Du bist nach einer langen Pause mit PARALYZZER 2018 wieder durchgestartet. Daher vielleicht zuerst mal die Information vor allem für die jüngeren Black-Leser -wie Deine Musikkarriere dereinst begann und wie Du damals auf die Elektro EBM Schiene gekommen bist?
Meine Musikkarriere begann damit,dass ich Stephan Tesch am Gymnasium kennengelernt habe, der bereits in der Schülerband „Toxical Toy“ als Keyboarder Musik gemacht hat.Nachdem ich mich mit ihm zum ersten Mal in seinem kleinen Proberaum traf, war ich fasziniert davon Musik selbst zu machen. Schnell entschieden wir uns eine Band zu gründen. Inspiriert von Anne Clarks„Sleeper in Metropolis“, wo die Textzeile „totally paranoia“vorkommt, leitete ich den Namen paranoid ab. 1985 besuchte ich erstmalig einige Szene-Diskotheken, in denen New Wave, EBM und Gothic lief. Bands wie Front 242 oder Nitzer Ebb begeisterten mich dermaßen, so dass ich später Musik auch in dieser Richtung machen wollte.
Wie lief es generell in der Aachener EBM und Elektroszene früher in Deinen Anfängen so ab, gab es Kontakte zu anderen Bands oder Newcomern der Szene aus der Gegend, wann seid ihr zum ersten Mal in der Öffentlichkeit aufgetreten, also erste Liveauftritte ?
Es gab weitere Bands wie Silent Invasion oder Bionic,die sich auch dem elektronischen Sound verschworen hatten. Ein Kontakt zu diesen Bands war aber nur sporadisch, man akzeptierte sich gegenseitig als Kollegen. In unseren Anfängen,wo wir noch keinen Plattenvertrag besaßen,hatten wir immer unsere Demotapes dabei und nahmen sie mit in die damalige Szenedisko „Ritz“ in Aachen. Der DJ spielte die Songs gewöhnlich Samstagnachts. Das war für uns eine gute Plattform,um die ersten Reaktionen des Publikums zu testen. Schnell fanden wir Anklang. Das erste Konzert fand bereits 1988 im Sommer im Aachener Metropolstatt. 1989 spielten wir dann als Support von Borghesia und lernten Dirk Ivens (Dive, The Klinik) kennen und gaben ihm ein Demotape, das den Song „Parasite“enthielt. Dirk stellte zu diesem Zeitpunkt den Sampler „Somewhere in the skeleton“zusammen, so erschien 1990 der erste Paranoid Release „Parasite“auf dieser Compilation. In diesem Jahr unterzeichneten wir auch beim KM-Label einen Vertrag.
Bitte erkläre den Black-Lesern einmal das Konzept des neuen Albums „Extatic Instinct“, welche Konzepte / Texte steckten dahinter und wieviel Arbeitszeit hast Du in die Produktion investiert und wie lief der Arbeitsprozess ab ?
„Extatic Instinct“ist innerhalb von 10 Monaten entstanden, sowohl musikalisch als auch textlich. Die Songs handeln von Liebe, Lust, persönlichen Erfahrungen, Ermutigungen und Lebenssituationen. Das Album ist für mich irgendwie instinktiv entstanden, denn nach so langer Zeit hatten sich sehr viele Ideen angesammelt. Und um diesen Vorgang positiv zu benennen, habe ich das Album „Extatic Instinct“ genannt.
Wer macht das Cover-Artwork bei Dir für die CD -Platten Veröffentlichungen ?
Das CD-Cover habe ich zusammen mit einem Freund aus Aachen, Oliver Theissen, entworfen.
Hast Du eine musikalische Ausbildung genossen und bist Du Ende der 80er Jahre mit analogen Synthesizern gestartet, welche Geräte waren das und arbeitest Du aktuell digital mit Hardware oder Software-Synthies ?
Ich habe keine musikalischeAusbildung genossen. Ende der 80er Jahre starteten wir mit digitalen Synthesizern, wir hatten damals zwei YamahaDx100 sowie den Sampler Yamaha TX 16 W. Ich arbeite mit Software-Synthesizern. „Extatic Instinct“ist zuhause auf einem Laptop mit virtuellen Synthesizern entstanden.
Welche musikalischen Einflüsse gibt es bei Dir, gibt es Vorbilder, wie sieht DeineMotivation und Inspiration aus ?
Zu Paranoid Zeiten kamen natürlich Einflüsse von verschiedenen Bands zusammen. Depeche Mode, Soft Cell, Front 242 und Nitzer Ebb beeinflussten den damaligen Sound. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von neuen Bands, es ist für mich aber schwer zu sagen, welche Bands mich heute beeinflussen oder inspirieren, da Paralyzzer für mich irgendwo eine Fortsetzung von Paranoid ist.
Mit welchen Künstlern aus der aktuellen Szene verstehst Du Dich am besten ?
Claus Laarsen(Leather Strip, Klutae)ist ein sehr netter Zeitgenosse und Darrin Huss(Psyche)und Jürgen Engler(Die Krupps)sind ebenfalls recht umgänglich, ich kenne sie bereits seit den frühen 90er Jahren.
Was sagst Du zum Thema mehr oder überhaupt Radioeinsätze von z.B. solch Klängen wie Du sie produzierst (das lief von 87“bis 97“in den Grenzwellen mit Ecki Stieg),wie könnte man so was überhaupt einmal anschieben ?
In der heutigen Zeit ist die „schwarze Musikszene“ sehr weit verbreitet und elektronische Musik,auch wie ich sie mache, würde, wenn viele Zuhörer erreicht werden, guten Anklang finden, denke ich. Vielleicht könnte man auch als Radiosender dazu bewegen, vermehrt Livemitschnitte von Bands zu senden bzw. Festivals aufzuzeichnen und diese dann zu propagieren.
Wie sieht es mit Videos aus -ist das für Dich wichtig Clips zu den Tracks für z.B. Youtube und andere Kanäle zu produzieren ?
In der heutigen Zeit ist es sehr wichtig, mit Musikclips zu arbeiten. Das ist meiner Meinung nach die beste Werbung.
Du hast schon viele Auftritte im Ausland absolviert, wo hat es Dir am besten gefallen ?
Zu Paranoid Zeiten hat es mir in Belgien, in Lüttich sehr gut gefallen.Für 2020 sind Konzerte im Ausland geplant, z.B. in Frankreich und in der Schweiz.Weitere sind in Vorbereitung.
Zum Thema Auftritte nochmal, auf welchen Festivals in Germany spielst Du am liebsten ?
Definitiv auf dem Familientreffen in Sandersleben. Dort ist eine außergewöhnliche und familiäre Atmosphäre.
Was sind Deine All Time Heroes im heimischen Plattenregal ?
Es fällt mir sehr schwer sich da festzulegen. Depeche Mode„Some great reward“,Front 242 „Official version“und Nitzer Ebb „Believe“ gehören auf alle Fälle dazu.
Was außer Musik bereichert noch Dein Leben, außergewöhnliche Hobbys oder Filme, Bücher etc ?
Die Liebe zu meiner Partnerin bereichert mein Leben ungemein. Ohne Sie wäre ich nicht dort, wo ich jetzt angelangt bin, persönlich als auch musikalisch.
Im Moment ist nicht absehbar, dass ein Paralyzzer-Vinyl entsteht, das ist einfach auch eine Kostenfrage. Ich bevorzuge lieber die gute alte CD.
Was mich immer wieder begeistert hat, sind sogenannte „Nebenprojekte“ von Künstlern,ist sowas wichtig um sich hier künstlerisch „auszutoben“ oder „auszuprobieren“, welche hast Du ?
Ich habe kein Nebenprojekt, Paralyzzer ist mein einziges.Ich kann mir vorstellen, dass es für einige Künstler wichtig ist ihr eigenes Ding neben einem bestehenden Musikprojekt zu machen. Deswegen gibt es ja auch die Soloprojekte.
Und zum Schluss- Was können wir noch von Dir in 2020 erwarten, was planst Du noch ?
Auf alle Fälle eine Menge Livekonzerte. Ein neues Album ist meinerseits ist erst für 2021 geplant, jedoch warten wir mal ab, wie es letztlich kommt.
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