Das Debütalbum des Schweizers ROLAND BUCHER ist sicherlich in das weite und heterogene Feld experimenteller Musik einzuordnen, was hier allerdings ganz deutlich nicht heißen soll, dass es irgendwie unhörbar komplizierter Kram ist. BUCHER verwendet hier ein eigens von ihm erstelltes Instrument namens „noise table“ und verbindet „the physicality of the improvisational praxis with a classical approach to composition“, wie es das der Promo-CD beiliegende Infoblatt passend formuliert. Wie dieses durchaus sehr einnehmende Album klingt, versuche ich nun zu beschreibenDer erste Track, „Acamar“, beginnt fast unhörbar leise, es klingt etwas wie das Rauschen eines schlecht eingestellten Radios, welches bald durch ein auf und abschwingendes Dröhnen überlagert wird. Es entwickelt sich ein immer vielschichtiger werdendes Stück Ambient-Musik, bei dem zunächst immer mal wieder die Stille durch die fragilen Schichten scheint, das sich im letzten Drittel der über zehnminütigen Spielzeit aber zu einem richtig spannungsgeladenen Track voller Noise Elemente auswächst.
Es folgt „Curinanco“, welches seine leise Atmosphäre durch ein (geordnetes) Sammelsurium an Feldaufnahmen (vorwiegend wohl Tierstimmen) erschafft, wobei auch hier – wohl durch den noise table erzeugte – Noise Strukturen für eine bedrohliche Spannung sorgen. Der Track bleibt jedoch recht reduziert, eine mögliche Assoziation wäre somit weniger das Abholzen das Regenwaldes mit Hilfe von Bulldozern, sondern eher dessen schleichende Vernichtung durch diverse Technologien bzw. deren Abfallprodukte. Ganz anders dann „Ircan“, welches Kaskaden von Percussion liefert, wobei es auch das Infoblatt offenlässt, was hier von Hand gespielte Trommeln sind, „or just something that Bucher triggered by moving around some objects on a piece of glass“. Unregelmäßig, doch eigentlich durchgängig rhythmisch, hier wird der Noise auch mal so richtig laut: Es dröhnt und schlägt und schabt, dass die geneigte Hörerschaft ihre Freude daran hat!
Dieser augen- bzw. ohrenscheinige Noise ist bei „Praecupia“, welches mit knapp fünf Minuten auch nur etwa halb so lang ist wie die ersten drei Stücke, verflogen. Hier lauschen wir einem leicht verspielt klingenden Stück Musik, das einerseits sehr helle Klänge enthält, zum Finale hin aber sehr eindringlich wird. Das eigentlich Finale, und gewissermaßen der akustische End- und Höhepunkt des Albums, folgt dann mit dessen kürzesten Stück, „Cau-Cau“, welches eine ästhetisch „klagende“, knapp vierminütige Komposition und gleichzeitig das melodischste wie auch das melancholischste „Lied“ dieser „Reise“ („Viaje“) ist. Schöne Töne. (flake777)
Format: LP |