Max Richter war einer der ersten konservativ ausgebildeten Pianisten, welcher klassische Klavier- und Streicher-Arrangements mit Ambient-, Electronica- und Fieldrecordings-Sounds mischte und somit als Vorreiter des im Moment boomenden Modern Classical-Genres gilt. Ich hatte damals das Glück, seine ersten Solo-Alben für das BLACK rezensieren zu dürfen und bin seit dem seinem zutiefst melancholischen Klangfarben verfallen. Schon 1996 ist mir sein Talent als Co-Arrangeur für das „Dead Cities“-Album von FUTURE SOUND OF LONDON aufgefallen, welches mit seiner cineastischen Ausrichtung übrigens auch mein Einstieg in die IDM-Szene war. Durch seine beiden wundervollen Solo-Alben „Memoryhouse“ und „The Blue Notebooks“ wurde auch schnell Hollywood & Co auf sein dezentes und doch so intensiv-atmosphärisches musikalisches Untermalungs-Talent aufmerksam, was inzwischen über 50 Soundtrack-Produktionen nach sich zog. Zuletzt war Max Richter übrigens für den Score zum aktuellen Brad Pitt-Blockbuster „Ad Astra“ oder auch bei dem umstrittene Film „Werk ohne Autor“ über das Leben seines Namensvetter Gerhard Richter verantwortlich. Bis heute folgten den bereits Eingangs erwähnten beiden Alben 5 weitere Werke, wovon ich persönlich „Sleep“ als sein Magnum Opus empfinde. Dieses ambitionierte Album-Projekt erstreckt sich über 8,5 Stunden Spielzeit, welche auf 8 CDs verteilt ist und die komplette Nachtruhe begleiten soll. Der darauf zu hörende Sound mit seiner strahlenden Wärme und gedämpften Moll-Klängen ist faszinierend und einschläfernd zu gleich und seit Jahren mein sonntäglicher Begleiter beim Mittagsschlaf nach dem Sport. Ab 2014 steht er nun bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag, die inzwischen einen Großteil seiner bisherigen Diskografie neu editiert wieder veröffentlicht hat und mit „Voyager“ jetzt erstmals einen umfassenden Überblick auf das Schaffen von Max Richter gibt. Die erste CD mit einer sagenhaften Gesamtspielzeit von fast 83 Minuten bietet teilweise mehrere Auszüge bzw. insgesamt 18 Titel aus seinen Alben „Memoryhouse“, „The Blue Notebooks“, „Songs From Before“, „24 Postcards In Full Color“, „Infra“, „Vivaldi – The Four Seasons“, „From Sleep“ und „Three Worlds: Music From Woolf Works“. Des weiteren findet man am Ende noch mit „Mercy“ eine Max Richter-Komposition für die Geigerin Hilary Hahn und zwei bisher unveröffentlichte Stücke zum bereits erwähnten „Sleep“-Opus. Die zweite CD versammelt dann in rund 74 Minuten 22 Tracks seiner Soundtrack-Arbeiten für u.a. „The Leftlovers“, „Taboo“, „My Brilliant Friend“, „Hostiles“, „Nosedive“, „Testament Of Youth“ und „White Boy Rick“. Damit ist „Voyager“ für mich eine rundherum perfekte Zusammenstellung der bisherigen musikalischen Arbeit von Max Richter und meine persönliche Best Of des Jahres 2019! Das Ganze ist ebenfalls im Vinyl-Format erhältlich, wenn gleich die Ausführung der auf 2500 Exemplare limitierten und nummerierten Box etwas opulenter ausgefallen ist und diese dann natürlich auch ihren Preis hat. (Marco Fiebag)
Format: 4LP/2CD |
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