Als Michael Gira im Anschluss der dem letzten Album „The Glowing Man“ folgenden Tour wieder einmal das Ende der SWANS verkündete, war dies etwas nebulös und missverständlich. Natürlich war dem nicht so und selbst wenn er damit nur die letzte Besetzung der Band gemeint hatte, stimmt dies irgendwie nicht, denn fast alle Musiker davon sind auch beim neuen Album „Leaving Meaning“ wieder mit dabei. Darüber hinaus sind diesmal allerdings auch jede Menge neue Gesichter in den SWANS-Kosmos getreten und mit Ben Frost, Anna von Hausswolff, Baby Dee und Toby Dammit seien hier nur einige bekannte Künstler stellvertretend genannt. Musikalisch hat sich ebenfalls die Ausrichtung der SWANS wieder etwas verschoben und nach den monumentalen wie zermürbenden Monolith-Werken „The Seer“, „To Be Kind“ und „The Glowing Man“ kehrt, ähnlich der zweiten Phase der Band Ende der 80er/Anfang der 90er, etwas Ruhe ein. Verschwunden sind jetzt fast gänzlich die monoton hämmernden Gitarren-Riffs und deren eruptiven Noise-Ausbrüche, welche die vorangegangene Album-Trilogie so physisch dominiert hatten. Eine gewisse fiebrig-bedrohliche Atmosphäre bleibt allerdings unterschwellig auf den insgesamt 12 neuen Songs bestehen, wobei „Amnesia“ schon vom „Love Of Life“-Album bekannt sein dürfte, hier allerdings in einer völlig neuen Version interpretiert wird, die auch irgendwie repräsentierend für das gesamte Album stehen kann. Michael Giras Gesang klingt inzwischen wieder sanfter, melodischer, ja fast versöhnlicher, aber nicht weniger dunkler, als noch zu „Children Of God“-Zeiten. Der vermehrte Einsatz von Akustik-Gitarren mag dabei an die THE ANGELS OF LIGHT-Phase von Michael Gira erinnern und die dronigen Mantra-Klangteppiche sind ebenfalls bei den SWANS bewährt. Ganz neu dagegen die leicht jazzige Facette, welche das australische Trio THE NECKS auf „Leaving Meaning“ mit einbringen und insbesondere bei „The Nub“ in Kombination mit dem schrägen Gesang von Baby Dee einen wirklich großartigen wunderschön-schaurigen Moment beschert. Nicht weniger frostig-gruslig auch der geisterhafte Backgroundgesang von Anna und Maria Hausswolff, welche übrigens einen ebenbürtiger Jarboe-Ersatz abgeben. In den rund 90 Minuten von „Leaving Meaning“ schafft es Michael Gira also wieder einmal die Spannung bei den SWANS, auch mit dem inzwischen 15. Studio-Album, aufrecht zu erhalten! Wo in der Vergangenheit die SWANS-Veröffentlichungen meist in ein raues und geprägtes Karton-Cover gehüllt waren, erscheinen diesmal die Doppel-CD und -Vinyl-Edition in einer speziellen Spannplattenverpackung. Etwas ärgerlich ist allerdings der Umstand, das für die Vinyl-Ausgabe des Albums einige Tracks gekürzt wurden und „Some New Things“ komplett fehlt bzw. nur via Download und auf der Doppel-CD erhältlich ist. (Marco Fiebag)
Format: 2LP/2CD |
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