Carlos Cipa hat ebenso wie der artverwandte Musiker Federico Albanese seine Karriere auf Denovali Records gestartet und dort zwei Alben und eine EP veröffentlicht. Im Zuge des Neo Klassik-Hypes ist ihm jetzt der Sprung auf ein Major Label gelungen und mit „Retroyms“ liegt nun sein drittes Werk vor. Nicht nur die farbenfrohe Gestaltung des Covers überrascht im Gegensatz zu seiner bisherigen Diskografie, sondern auch musikalisch ist das Ganze diesmal wesentlich breiter aufgestellt. Die das Album einleitende kurze „Fanfare“ verwirrt in ihrer kühl-schroffen wie verfremdeten Digitalität zwar zu Anfang etwas, doch die restlichen 7 Stücke bieten zumindest oberflächlich betrachtet das erwartete sanft-sinnliche Piano-Spiel mit seinen feingliedrigen melodischen Linien von Carlos Cipa. Im Detail offenbaren sich dann allerdings die neuen Facetten im Klangspektrum auf „Retronyms“ schon deutlicher. Neben dem vermehrten Elektronik-Anteil, E-Gitarre und Streichern (u.a. Sebastian Selke von CEEYS), fallen vor allem die gedämpften Bläser auf, welche äußerst angenehm den melodischen Fluss des Albums begleiten. Sehr schön auch die kraftvoll aufbrausenden Momente im fast 13 minütigen „Senna’s Joy“ oder der poppig-perlende Ansatz bei „And She Was“, wobei ich diese herrlich aufsteigende Tonfolge auch schon irgendwie beim Kollegen Federico Albanese gehört habe! „Retronyms“ ist ein weiteres tonschönes Album des Genres Neue Klassik geworden, mit dem man wunderbar los bzw. sich fallen lassen kann und welches trotzdem dank der vielseitigen Instrumentierung etwas weiter über den Tellerrand schaut. Anhänger der letzten beiden TALK TALK-Werke und dem einzigen Solo-Album von Mark Hollis könnten hier eventuell auch fündig werden. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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