THE PRAYER – Liars (CD)

Mit seinem sechsten Album will THE PRAYER /  Ian Miller alias Ziya Güneri aus der Nähe von Köln die Elektroszene wieder einmal erobern und ich denke mit dieser Platte könnte ihm das durchaus gelingen, den Ian hat gegenüber den bisherigen Veröffentlichungen vorallem im produktionstechnischen Bereich nochmal eine Schippe drauf gelegt.Erstellt wurde das Album mit 10 Tracks zwischen März und Juni 2019. Gründer und Frontman von THE PRAYER, Ian hat sämtliche Lyrics und Vocals auf  dem Album beigesteuert, die aussagekräftigen Texte gehen allübergreifend und tendenziell Richtung Protest und handeln von Korruption und Falschaussagen,korrupten Regierungen, hier vor allem die USA und Germany, daher auch z.b. Songs wie „The End of Europe“ ! Ich finde es auch richtig, das Musiker sich künstlerisch mit Ihrer Musik öffentlich zu Mißständen äußern, es gibt hier zudem genug „große“ Beispiele wie Bono von U2 oder BRUCE SPRINGSTEEN, Jim Kerr von den SIMPLE MINDS und BOB GELDOF usw. ! Alle Kompositionen und Instrumente der neue Platte wurden übrigens von Marix Vycos produziert, der Marix ist auch DJ bei einem Alternativsender Namens „Darkfire“ – der Name ist fast stellvertretend für die Ausrichtung dieser CD von THE PRAYER, denn wer auf eher dunkle, wavige und treibend, funkelnde Synthpopperlen mit Charakter und Wiedererkennunsgwert a la DISTAIN, ENDGANGER, SPOCK, FLA, D. MODE, DANCE OR DIE, SYNTEC, frühere APOPTYGMA BERZERK usw. steht, ist hier genau richtig. Beim Einstiegs-und Titel-Track der CD  „Liars“ wurde Ian Stimme mit AutoTune veredelt und mit melodisch, trippigen Rhythmus versetzt, ein packender Song. In „Past Decade“ einem treibenden Synth-Pop-Stück mit sphärischen Klängen geht es um Freunde und Familienangehörige, die Ian in den letzten 20 Jahren verloren hat, es wird hierbei aber auch Musikern wie Lemmy von Motörhead und Dolores von den CRANBERRIES gedacht, eine huldvolle und schöne Geste wie ich finde. Bei „Nothing lasts Forever“ hat Ian seine destruktivsten und dunkelsten Gedanken verarbeitet, die er je in einem Text erfaßt hat, es geht in diesem Song, mit stetig steigenden Klangvolumen und pulsierenden Beats und der markanten Frontstimme von Ian, um einen Blick aus der Zukunft vom Künstler zurück auf das Leben mit seiner Frau, die beide auf einer einsamen Farm gestorben sind und Ian reflektiert Ihrer beider gemeinsames Leben noch einmal und beklagt dabei auch, das das Leben leider nicht ewig andauert ! Und wie bei so vielen Menschen im Nachinein, haben auch die zwei in ihrer gelebten Decade viel zu viel wertvolle Lebenszeit mit Leuten verbracht, die ihre Freundschaft und Aufmerksamtkeit nicht verdient hatten und dieses ganze Szenario singt Ian sehr authentisch und komplett aus der Sicht eines Toten, nämlich aus seinen eigenen schon gestorbenen Ich heraus. Das ist mal wirklich harter Tobak für eine Elektroband und ist mir auch so in der Form noch nie begegnet. Weiter gehts mit „Slow Death“, klingt für mich etwas nach JOHN MAUS, schnelle Beats werden von wunderbaren Synth-Passagen unterstützt und auch hier hat Ian heimatliche Trauerarbeit verarbeitet, nämlich das sein Vater, der an Parkinson erkrankt ist Monat für Monat dahinschwindet und daher hat Ian im Track zum Schluss auch gesungen ….Tell me, whats my Name….?? Und es geht dunkel thematisch weiter mit „End of Europe“ , meinem Highlight von der Platte, die Hymnischen Synthies geben dem Lied diese Balladenhafte ruhige Ausstrahlung und Ian singt dazu das er im Traum den dritten Weltkrieg erlebt hat und unsere schöne Welt in Schutt und Asche liegt, Klaustrophobischer geht es nicht mehr. JOY DIVISION lassen grüßen. Im Instrumental-Track “ A Journey to India“ schimmern sogar teils KRAFTWERK etwas durch, bei „Love Hurts“ dem Song mit melodisch, druckvollen und treibenden Synth-Beat und in „Labyrinth of Stairs“ dominiert der catchy Refrain mit dem fetten EBM Beat, es dreht sich um Liebe, die in romantischen Träumen verpackt ist, im elektro – trancigen „Nothing Counts“ geht es um die sich stetig und rasant steigende Anzahl von verlogene Menschen ohne jegliche Empathie, also Leuten, denen man in die Augen sieht, dort aber keine Seele und Gefühle wahrnimmt oder erkennt, praktisch seelenlose Wesen, die auf diesem Planeten  wandeln ! Der finale Song „Nothing lasts Forever“ wird dann noch einmal in der Extendent Version präsentiert und vollendet so eine wahrlich gelungene Elektrowave Platte des Genres. Fazit für alle Elektro-Heads : Einfach mal reinhören und sich Textlich wie musikalisch von THE PRAYER überraschen lassen, es gibt hier einiges zu entdecken.

(S.Erichsen)

Format: CD
Vertrieb: Prayyer Music
 

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