Als die große deutsche Alternative im progressiven dunklen Metal-Sektor Anfang des neuen Jahrtausends abgefeiert(inklusive Lobeshymnen sämtlicher Metal-Magazine-deutsche Antwort auf Opeth) ,reichte es trotzdem leider nie zum großen Durchbruch seinerzeit und die Leipziger verschwanden für Jahre von der Bildfläche. In 2016 dann ein erstes Lebenszeichen mit dem Epos von Single „Alea“ welches die Hoffnung nährte, da möge was Großes sich anbahnen. Dank Crowdfunding und viel viel Leidenschaft für die eigene Kunst und nun mit dem Qualitätssiegel/Label Prophecy im Rücken stehen erneut die Zeichen auf Sturm. Vom Schweden Jens Bogren (Amorphis, Katatonia zuletzt) zünftig in Szene gesetzt, fahren die Leipziger in Sachen progressiver, moderner Metal-Klänge alles auf, was Fans zwischen Dark/Melodic/Prog/Atmophärisch zu schätzen wissen. Disillusion nehmen Bildgewaltig mit auf eine einstündige Reise. Das Album findet Einstieg im vollmundigen 12 Min.Long-Track/Opener „Wintertide“, welcher gespickt ist mit atmosphärisch ausufernden Strophen, griffigen fetten Riffs, thrashiger Melodic Death-Schlagseite, welche kongenial mit voller Pracht in Widescope aufgefächert werden, um die große Gänsehaut-Abfahrt im Refrain aufzufahren. Alleine wie man im Mittelpart des Songs kurzzeitig ins Uptempo hochfährt, dies aber mit schwer melancholisch, orchestralen Melodien umgarnt, ist großes Kino und wird mit Sicherheit viele Freunde im Bereich des extremen, aber melodischen Metals finden. Immer wieder groovige, schmissige Parts mit emotionalem Gesang kombiniert, mündend in Double-Bass-Gewittern, welche ebenso schnell in doomige tief atmosphärische Parts aufgebrochen werden. Sänger Andy Schmidt variiert zwischen verzerrter Erzähler-Stimme, growligen und emotionalen Clean-Vocals-allesamt treffsicher in Szene gesetzt. Seine Fortsetzung findet dieses geile Werk in kraftvollen Songs wie „The Great unknown“, Soilwork-like thrashige Strophen unterfüttert mit orchestralen Melodien und eh man sich versieht, fächern Desillusion diese Wucht in einen breiten ausladenden Moment im Refrain auf-nur geil diese Epik (Devin Townsend lässt grüßen). Dezente Tool-Referenzen finden sich im hochatmosphärischen „A Shimmer in the darkest Sea“ wieder, wissen fein akzentuierte Drum/Gitarren-Riff-Akzente neben fast Choral-artigem Intro-Gesang dieses Deja-Vu hervorzurufen. Sehr mystisch, orientalisch, mit viel Liebe zum Detail wird sich wieder Step by Step auf die Spitze des Berges vorgearbeitet und die Arme ausgebreitet. Der dann folgende 12-min. Titelsong vereint dann wieder alles Elementare. Hymnische kraftvolle Riffs werden mit bissigen Gesang durch die Strophen gepusht, nur um wieder mit absolut catchy Melodien den Gipfel zu erklimmen. Majestätisch, leidenschaftlich kämpft sich Schmidt durch seine Texte, der Refrain killt dann wieder ohne Ende durch dieses melodische Auffächern in voller epischer Breite, nur um durch einen um so mehr balladig, atmosphärischen(Anathema) Part ergänzt zu werden-tolle mehrstimmige Komponente. Was bleibt-Gänsehaut!Die Detailfreude wird nie zur Überforderung getrieben, hinterlässt aber ein Werk, bei dem die Freude am Entdecken für mehrere Anläufe garantiert ist, dem Hörer die Emotionalität der Darbietung einfach nicht kalt lassen kann, man sinnbildlich abgeholt und durch ein stürmisches Meer reisen darf. Emotionen pur in jeder Faser dieser Platte-Schmidt und Co. leben Leidenschaft, die man spürt und sich auf den Hörer überträgt. „Time to let go“- was für eine Melodie-jeder Metalfan und hoffentlich nicht nur die, werden diese mehrstimmigen Gesangsparts vergöttern. Geile Gitarren, Wah Wah Effekte wie bei o.g.Finnen und hymnische Melodien zuhauf…künftiger Klassiker..unbedingt! Disillusion funktionieren fast wie ein Hörspiel, permanente Stimmungswechsel, progressive Strukturen ohne Ende, jederzeit hochmelodisch, 3-5 Anläufe und es kickt ohne Ende. Die druckvolle Produktion, die auch schon die oben genannten Größen wie Amorphis mit frischen Bogren-Wind versorgten, tun ihr übriges, macht dieses Album zum absoluten Ear-Catcher. Wenn auch verspätet, ein mehr als würdiger Nachfolger zu 2 schon sehr geilen Veröffentlichungen. Ich liebe diese Platte-ja Objektivität geht anders. Hoffentlich starten Disillusion durch-die definitive 10 von 10 und Deutschlands Vorzeige-Melodic/Emotional/Atmospheric Metal Band der Stunde!!!
(R.Bärs)
Format: CD |
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