Durch den dreiteiligen Bestseller Shades of Grey und dessen Verfilmung wurde Sadomasochismus zeitweilig zu einem Bestandteil der Alltagskultur. Nun strömten sicher nicht alle Leserinnen und Leser der Romane von E. L. James in die Domina-Studios der westlichen Welt, aber zeitweilig musste man schon befürchten, dass auch Tchibo ein SM-Starter-Set im Angebot haben würde. Mittlerweile ist der Hype um Peitschen und schwarzes Leder wieder abgeflaut und Raum entstanden für SM-Bücher jenseits allen Domina-und-Fetisch-Kitsches. Hierzu zählt der Bildband As You Wish My Lady, die erste Buchveröffentlichung der Fotografin und Filmemacherin Jo Pollux, die nach einem Studium an der Wiener Akademie der Künste mittlerweile in Berlin lebt und arbeitet. Erschienen ist der Band im Konkursbuch Verlag, der vielen durch sein erotisches Jahrbuch Mein heimliches Auge bekannt sein dürfte.Pollux inszeniert ihre Bildergeschichten von Unterwerfung und der Lust am Schmerz in einer Szenerie ohne jeglichen Plüsch: das Setting ist ein Keller mit nackten Backsteinwänden, frei liegenden Rohren und groben Gitterverschlägen. Die Fotos sind eindringliche Momentaufnahmen der Interaktion zwischen der von der interdisziplinären Sexarbeiterin Sadie Lune verkörperten Domina und ihren überwiegend weiblichen Deliquenten, der genaue Ablauf der Rituale aber bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Niemals gleitet Pollux mit ihren Schwarz-Weiss-Aufnahmen ins Vulgäre ab, ihre Bilder sind vielmehr sinnlich, kraftvoll und strahlen ihre ganz eigenen Energie aus.
Den Fotos beigeben sind die sogenannten „Regeln des Hauses“, die dem Verhältnis von Herrin und Sklavin die unverzichtbaren Grenzen setzen und die Basis ihrer Beziehung bilden. Insgesamt sind es elf Regeln, die u.a. die Etikette, das Safeword, die gegenseitige Verantwortung sowie die angemessene Garderobe betreffen. Die Überschreitung der Zehnzahl des Dekalogs gehört natürlich zum klassischen Repertoire des ‚Bösen‘.
Für eingefleischte SM-Liebhaber ist As You Wish My Lady natürlich ein Augenschmaus, aber auch jedem Neuling, der diese ganz eigene Welt betreten möchte, kann man das Fotobuch uneingeschränkt empfehlen. Nur für Tchibo ist es eher ungeeignet. (M.B.)
Format: Fotobuch |