Als SUICIDE 1977 ihr Debüt bei Red Star Records veröffentlichten, war damals nicht nur ihr Name allein schon Provokation genug, denn auch der Sound des nur 7 Songs umfassenden Album war mehr Punk, als THE RAMONES und SEX PISTOLS zusammen! Martin Rev demonstrierte darauf, was man alles an schrägen Klängen aus einer Heimorgel rausholen kann und lies dazu eine billigen Drumbox hämmern. Darüber heulte dann Alan Vega im hysterisch-lasziven Ton mit latenten Rockabilly-Ambitionen nihilistische Texte über den sogenannten „Amerikanischen Traum“, was die Hörer und vor allem viele Konzertbesucher seiner Zeit doch arg verstörte. Nicht selten endeten Konzerte von SUICIDE vorzeitig und im Krawall mit dem musikalisch deutlich überforderten Publikum, wie sich das Album auch nicht besonders gut verkaufte. Damit reihte sich das Werk in die Reihe jener Platten ein, denen Anfangs zwar keinen kommerziellen Erfolg beschieden war, dafür jedoch Legionen von Musikern und Bands maßgeblich beeinflusst haben und somit letztendlich doch noch zum Klassiker wurden. Die Debüt-Alben von THE VELVET UNDERGROUND oder JOY DIVISION sind dafür beste Beispiele und so haben auch SUICIDE insbesondere mit ihren Songs „Ghost Rider“, „Cheree“ und „Frankie Teardop“ solch unterschiedliche Künstler wie zum Beispiel Dirk Ivens, KRAFTWERK, Bruce Springsteen, PAN SONIC und Henry Rollins inspiriert. Der Mute Records-Ableger Blast First hatte ja schon 1998 das Debüt von SUICIDE remastert und angereichert mit Bonus-Tracks + Live-Mitschnitten veröffentlicht, aber jetzt erscheint das Album noch einmal neu gemastert und wieder in seiner ursprünglichen Form bei Mute Records in der neuen Reihe „Art Of The Album“. Als Besitzer der Vinyl-Ausgabe aus dem Jahre 1986 bei Demon Records hielt ich ehrlich gesagt bisher eine weitere neue Ausgabe der ja eigentlichen Low Fidelity-Aufnahmen für überflüssig, aber was Dennis Blackham aus dem alten Material noch einmal raus gekitzelt hat, ist schon absolut beeindruckend! Zumindest auf der mir vorliegenden Digital- und CD-Variante ist der Sound absolut klar, wie deutlich druckvoller und die zittrig-flattrige Stimme von Alan Vega noch etwas halliger in den Vordergrund gemischt. Ebenso treten nun Sound-Geräusche aus dem Hintergrund hörbarer hervor, die ich früher nie so wahrgenommen habe. In wie weit das nun noch authentisch gegenüber dem Original zu nennen ist, muss allerdings jeder für sich entscheiden. Ich persönlich bin von der neuen Version auf jeden Fall absolut begeistert, welche in der CD-Ausgabe im stabilen Hard-Cover und mit dicken Booklet daher kommt. Die limitierte LP-Variante im roten Vinyl enthält ebenfalls ein Booklet + Kunstdruck und wenn man den Meinungen bei Discogs Glauben schenken kann, soll die Qualität der Pressung hervorragend sein, so dass ich gerade schwer am überlegen bin, mir diese auch noch zuzulegen! Das Debüt von SUICIDE ist in seiner musikalischer Radikalität und schroffen Schönheit ein Meilenstein und hallt selbst heute bzw. nach dem Tod von Alan Vega vor drei Jahren immer noch kräftig nach!
PS: Aktuell gibt es übrigens auch Neuauflagen von zwei Solo-Werken von Martin Rev bei Bureau B und abschließend noch ein kleiner Tipp am Rande, denn am 20.09.2019 spielen Lydia Lunch und Marc Hurtado im Rahmen des 8. Tower Transmission-Festivals in Dresden Songs von Alan Vega & SUICIDE – es wird also immer weiter gehen! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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