Die Russen von Moon far Away sind lange bereits dabei, gehörten irgendwie nach all den Berüchtigten der frühen 90er zur 2. Welle an Neofolk-Bands. Waren sie ursprünglich mit dezenten Dead Can Dance Anleihen auf ihren Frühwerken noch partiell dem Dark Wave zugewandt, hat man es gerade mit dieser aktuellen Veröffentlichung mit sehr traditionellem Liedgut zu tun. Gerade in der Mitte/Ende der Neunziger gab es einige sehr sympathische Vertreter dieser Stilistik wie Romowe Rikoito, Eld und die heute noch fein aufspielenden The Moon and the Night Spirit. Gerade bei Vertretern dieser zum Teil mit osteuropäischer Herkunft aufspielenden Bands verschmolz der klassische Neofolk Ansatz (Sol Invictus, Death in June) mit heimischen traditionellen Elementen, welches jederzeit einen sehr eigentümlichen, oft spirituell heidnischen Ansatz verfolgte. Mit dem neuen Werk über Auerbach/Prophecy zeigt man sich tief verwurzelt in fast durchgehend in Heimatsprache vorgetragenen Gesang. Lediglich das sehr im klassischen Neofolk, an Sol Invictus gemahnende „The Blank Flag of the Europe“ oder das ruhige mit Männer/Frauengesang versehene „The Blueberry Song“ machen hier einen Ausreißer, während mich das dunkle „Intersymbolism“ auf sehr angenehme Weise an die Label-Größen von Tenhi oder die Neun Welten erinnert-dunkler mystischer Gesang trifft auf verspielten, fast progressiv stillen Folkrock. Davon hätte es gerne etwas mehr sein dürfen. Theatralische, oftmals sehr monoton angelegte traditionell anmutende Melodien, den auf irgendwie sympathische, aber auch typische Weise dieser ursprünglich russische Charme innewohnt, wissen wahlweise zu gefallen, aber auch herauszufordern. Mit allerlei traditionellem Instrumenten wird zum Teil sogar klassisches russisches Liedgut wiedergegeben, welches das konventionell getunte westliche Hörempfinden schon partiell einiges abverlangt. Durchgehend akustisch dem ruhigen, russisch melancholischen Ausdruck verpflichtet, erzählen uns Moon Far Away über 50min landestypische Weisen, werden Brücken gebaut zwischen klassischen Folk-Sounds und sehr archaischen spirituell heimatlichen Klängen. Wer in diesen spannenden Mix aus nördlich russischer Folk-Elemente eintauchen mag, dem empfehle ich das sehr ästhetische Video zu „Polio Vy..“ welches den Kern der Platte in Sound und Klangästhetik gut widerspiegelt. Dieses 5.Album ist Freunde offener, dem Heimatsound verbundener Bands sehr zu empfehlen.
(R.Bärs)
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