TREES-Epiloque (CD)

Die Trees aus Italien gehören seit den späten 90s gefühlt zu diesen kleinen, feinen, aber doch auf ewig unbekannten Pfaden wandelnden Bands, die leider ein Schattendasein fristen. Entdeckte ich seinerzeit auf dem WGT in einer Ramschkiste das selbstbetitelte Debüt und den wunderschönen Nachfolger „Harmonizer“, auf dem  perlender Shoegaze und dunkel schimmernder Dark Wave aufs wundervollste 2 Kleinode südeuropäischer Wave-Musik vereinbarten, welche bis heute nichts von ihrem Charme verloren haben. Nicht unähnlich so großer Spät 90s-Helden wie This Empty Flow, The Rainfall Years, Scarlet Youth, frühe Canaan, den Finnen Shamrain(RIP) oder z.B. neueren Vertretern wie Electric Litany, nur mit dem Unterschied, das hier nicht nordische Traurigkeit zelebriert wurde, sondern der wabernde, federnde Slowdive-Einschlag sich mit Tonnen schwereloser mediterraner Melancholie verschmolz. Man kann schmerzlicherweise nur konstatieren, das die Trees wohl gut im Club der grossen, aber eben wie oben genannt „Unbekannten Helden“ gut unterkommen, versprüht die Band die selben verwehten, spätsommerlichen traurigen Akzente, verbindet Indie-Sounds mit viel in Hall getränkten Shoegaze und kann ihren Ursprung im südeuropäischen, italienischen Post/Punk&Dark Waves nie ganz leugnen. Ihr letztes Album „Ash“ liegt nun auch bereits 12 Jahre zurück, so das ich nicht mehr auf neue Klänge zu hoffen wagte. Mit der jetzigen Veröffentlichung betten einen die Italiener erneut auf Wolken..wohlwollend schwerelos driftend, zumeist sehr verloren-verträumt wirkende Melodien und dieser schön verwaschene Sound, der eine angenehme Dichte über Album-Länge erzeugt. Typische dunkle wabernde Bass-Läufe, perlende Gitarren und Gesang in Hall getränkt, eher verschleppt bis Mid-Tempo erzeugen die Italiener ähnlich der frühen Slowdive diese Art luftig, verträumter Melancholie, die per se alte klassische Waverock-Reminisenzen und aktuelle Shoegaze-Leichtigkeit aufs feinste vermählt. Kleine Hits mit Suchtfaktor wie „Ghost love Poets“,“Shut not your Door“ oder der hypnotische 7-Minüter „The Boy Ecstatic“ seien exemplarisch als Anspiel-Tipps genannt und verleiten mich an diesen schwülen warmen Sommertagen immer wieder zur Repeat-Funktion. Kein einziger Ausfall, man merkt die Italiener haben sich Zeit gelassen, die knappe Dreiviertelstunde vergeht wie ein Tagtraum im Flug, einfach wunderschön. Irgendwie letztlich doch bedauerlich, das Bands wie die Trees ähnlich der oben genannten Vertreter immer so weit unter dem allgemeinen Wahrnehmungs-Radar musizierten, hat man es hier doch mit so schöner Gitarrenmusik zu tun, die wesentlich mehr Feedback rückblickend verdient hätte und nun wahrscheinlich im Zeitalter grosser Bandschwemme, Spotify und Co. sich da auch nicht viel ändern sollte-ich hoffe natürlich ich irre mich. Tolles Album und schön das die Italiener nochmal zurück sind.

(R.Bärs)

Format: CD
 

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