Wenn man mal von dem nachhaltig beeindruckenden Auftritt in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ absieht, stand der Australier Simon Boney mit seiner Band CRIME & THE CITY SOLUTION leider immer etwas im Schatten seines Landsmanns Nick Cave. Ein wenig unverständlich, zumal man sich mit Mute sogar das selbe Label teilte und es bei THE BAD SEEDS auch personelle Überschneidungen gab. Nachdem ihr geografisch isolierter Szene-Biotop Westberlin nach dem Mauerfall den Status einer Frontstadt verloren hatte, lösten sich CRIME & THE CITY SOLUTION auf und Simon Boney ging nach Amerika. In dieser Lebensphase veröffentlichte er mit „Forever“ und „Everyman“ zwei Solo-Alben, welche allerdings bei den Fans auf wenig Gegenliebe stießen. Beeinflusst von Country und Folk, waren die neuen Songs weniger ruppig-düster, wie man es noch von CRIME & THE CITY SOLUTION gewohnt war und der später sich erst etablierende Americana-Sound war noch nicht erfunden. Ein geplantes drittes Solo-Album wurde daher nicht veröffentlicht und erst 2013 kam es dann zu einer Neuauflage von CRIME & THE CITY SOLUTION in zum Teil neuer Besetzung, die zwar ein schönes melancholisch-fiebriges Album namens „American Twilight“ hervorbrachte, jedoch scheinbar nicht von langer Dauer war. Jahre später taucht Simon Boney jetzt wieder aus der Versenkung auf und wirft mit der Werkschau „Past, Present, Future“ ein paar Blicke zurück, aber auch nach vorn. Jeweils drei Songs der beiden Solo-Werke und sechs vom unveröffentlichten „Eyes Of Blue“-Album findet man darauf und muss etwas erstaunt feststellen, dass das alles ja gar nicht so schlecht gewesen ist und wahrscheinlich etwas seiner Zeit voraus war oder sich inzwischen die eigenen Hörgewohnheiten verändert haben. Die melancholisch-wehmütigen und melodiösen Songs mit staubiger Wüsten-Atmosphäre bieten sich geradezu an, amerikanische Road-Movies musikalisch zu untermalen. Fans von 16 HORSEPOWER, WOVENHAND oder Mark Lanegan sollten deshalb hier unbedingt mal hinhören und mit Letzterem ist Simon Boney übrigens auch gerade in Amerika auf Tour gewesen. Die Vinyl-Ausgabe von „Past, Present, Future“ kommt, wie in letzter Zeit bei Mute immer öfters, im goldenen Vinyl und der Sound von Simon Boney ist ja wie gemacht für dieses analoge Format. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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