Als im vorigen Jahr Dolores O’Riordan den typischen Rockstar-Tod in der Badewanne eines Londoner Hotelzimmer starb, hat mich das persönlich schon irgendwie betroffen gemacht. Zwar war ich nie der große THE CRANBERRIES-Fan und habe neben einer Best Of-CD, nur noch das letzte reguläre Studio-Album „Roses“ und ihr erstes Solo-Album im Regal stehen, aber irgendwie mochte ich die irische Sängerin mit der prägnanten Stimme. Im Grunde habe ich die Karriere der CRANBERRIES in den 90ern nur via MTV mitverfolgt und natürlich konnte ich mich dort der visuellen Präsenz ihrer Hits „Linger“, „Dreams“, „Zombie“ oder „I Can’t Be With You“ nicht entziehen. Klar habe ich auch mitbekommen, dass die folgenden Alben dann nicht mehr an den großen Erfolg vom Bestseller „No Need To Argue“ anknüpfen konnten und die Presse mit der Band auch nicht gerade zimperlich umgegangen ist. Darüber hinaus eilte ja Dolores O’Riordan der Ruf einer Zicke voraus und ihr wurde nachgesagt, die reichste Frau von Irland oder eine IRA-Sympathisantin zu sein. Alkohol- und Magersucht, eine Scheidung, wie bipolare Störungen und ein Selbstmordversuch waren die Folge, welche letztendlich zum tragischen Tod im einsamen Hotelzimmer im Januar 2018 führten. Dabei hatte sich eigentlich alles wieder zum Guten gewendet, THE CRANBERRIES arbeiteten an einem neuen Album und Dolores O’Riordan war angeblich sehr optimistisch, die Dämonen der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Daraus ist leider nichts geworden, jedoch haben die drei anderen Bandmitglieder zusammen mit ihrem Haus-Produzenten Stephen Street das von Dolores O’Riordan bereits eingesungene Demo-Material für 11 neue Songs fertiggestellt und es ist schon überraschend, wie rund das Ganze letztendlich klingt. Gleich der erste Song „All Over Now“ hat absolute Hit-Qualitäten, knüpft nahtlos an ihre erfolgreichen Singles an und geht nicht so schnell wieder aus dem Ohr. Neben den typisch melancholisch und zuweilen akustisch eingefärbten Gitarren-Pop der CRANBERRIES, gibt es auf „In The End“ auch einige deutlich rauer ausgefallene, wie zupackende Songs. Mein Favorit darunter ist „Summer Song“, bei dem man im Hintergrund fast meint, Peter Hook mit seinen tiefhängenden und melodisch brummelnden Bass zu hören. Ein sehr schönes Album mit traurigen Hintergrund, welches übrigens ausdrücklich von der Familie Riordan genehmigt wurde und dem überhaupt nicht der Hauch eines „letzten Abkassierens“ anhaftet. „In The End“ ist ein starker Abschiedsgruß der Band an Dolores O’Riordan und mag ihre Stimme auch für immer verstummt sein, auf den Alben der CRANBERRIES wird sie ewig weiter leben! PS: Im Zuge von „In The End“ habe ich mir inzwischen die ersten drei Alben von THE CRANBERRIES endlich mal nachgekauft… (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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