Ganz, ganz leise und fragil, vibrierend, fast zitternd beginnt dieses nicht nur von mir erwartete neue Album von William Basinski und entwickelt sich langsam, zunächst nur etwas lauter, dann auch etwas voller werdend. Im Hintergrund hin und wieder ein Klopfen, ein ganz leises „Krachen“, kein Rhythmus, womöglich nur ein deutliches Zeichen, dass Zeit vergeht. Feine, schwebend klingende Töne vernimmt man hier, deutlich weniger „analog“ und warm klingend als die auf alten Magnetbändern basierenden Loops, wie man sie von einigen anderen Veröffentlichungen William Basinskis kennen mag. Dabei evoziert auch „On Time out of Time“ keineswegs Kälte, doch die Wärme ist hier dünn, sphärisch, ätherisch. Ein Satz von Dr. Paul Ostigan drängt sich mir hier als Vergleich auf, selbst wenn er diesen über ein anderes, meiner Meinung nach jedoch sinnverwandtes Werk, nämlich „Omegapavillon“ von UNICAZÜRN, geschrieben hat: „[It] is a charged perpetual present that is always already sliding away.“ Wobei ich hier nicht nicht nur an das „Geschenk“ („present“) denke, sondern auch an die Gegenwart, das Präsent-Sein, denn bei aller Flüchtigkeit und Sanftheit umgibt einen „On Time out of Time“ mit seiner angenehmen, deutlich wahrnehmbaren Präsenz. Vergleichbar ansatzweise den ruhigeren Arbeiten von TROUM macht es einem William Basinskis neues Album nicht einfach, geeignete Worte zu finden, handelt es sich hier doch gewissermaßen um wortlose, klangliche Poesie, die eben nicht mit wenigen, mehr oder weniger klar umrissenen Begriffen Gefühle und Impressionen erzeugt, sondern jene sich über einen längeren Zeit- bzw. Klangraum entwickeln lässt. Wer solch eine Poesie sucht und bereit ist, sich auf diese einzulassen, denn „On Time out of Time“ drängt sich einem sicherlich nicht auf, dem sei dieses Album aufs Wärmste empfohlen: Es ist gut „verbra(u)chte“ Zeit, sich diese Musik anzuhören. (flake777)
Format: CD / LP |