Der studierte Pianist und Komponist Clemens Christian Poetzsch aus Dresden gibt mit seinem zweiten Solo-Album „Remember Tomorrow“ seinen Einstand bei Neue Meister und ist damit sehr gut in diesem erlesenen Umfeld aufgehoben. Anfangs klassisch mit Bach und Schubert erzogen, später durch ein Frank Sinatra-Notenbuch beeinflusst und danach über Philip Glass, Ryuichi Sakamoto, Keith Jarrett bis hin zu APHEX TWIN in eine andere Richtung gelenkt, schaffte es Clemens Christian Poetzsch sogar mit RAMMSTEIN-Klavier-Interpretationen bis in die amerikanischen Klassik-Charts! Ausgehende Inspiration für „Remember Tomorrow“ war diesmal der karge Soundtrack von Neil Young für den Jim Jarmusch-Film „Dead Man“ und Clemens Christian Poetzsch möchte mit den insgesamt 13 Tracks des Albums im übertragenen Sinne die Geschichte eines Hauses darstellen, wobei jeder Titel wie ein abgeschlossenes Zimmer wirken soll. Dafür setzt er auf musikalische Erinnerungen aus seinem Leben und so erzählt jeder einzelne Song auch etwas über die Vergangenheit von Clemens Christian Poetzsch. Titel wie „Tokio Nights“, „Neon Leipzig“ oder „Pyrus“ lassen somit genügend Raum für eigene Deutungen, deren Intention im Booklet aber auch wieder zweisprachig erklärt wird. Musikalisch geht er dabei recht minimal vor und kleidet die meist fließenden Klavier-Akkorde teilweise sehr sparsam mit dezenten Drones, Kontrabass und Streichern aus. Durch diese Reduktion wird jedoch der Spannungsbogen sehr hoch gehalten und erstrahlen die fein gewebten Melodien um so heller. Attribute wie melancholisch, atmosphärisch, subtil oder introvertiert treffen alle gleichzeitig auf „Remember Tomorrow“ zu und machen das Album für mich einfach nur zu einen wunderschönen imaginären Soundtrack, der auch die aktuell politisch unruhige Stimmung in diesem Land gekonnt reflektiert bzw. einfängt! „Remember Tomorrow“ berührt mich mit jedem wiederholten Hören und ist jetzt schon eines der Alben des Jahres 2019 für mich! Interessant anzumerken wäre übrigens noch die Fußnoten-Info, das Ex-POLARKREIS 18-Sänger Felix Räuber bei 6 Titeln als Co-Produzent genannt wird und Clemens Christian Poetzsch im Gegenzug auch für dessen aktuelles Solo-Projekt musikalisch tätig war. Eine sehr interessante Kombination, wie ich finde, welche in der Zukunft noch weiteres Potential bieten könnte. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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