Seit rund 10 Jahren sind LAIBACH nun schon nonstop auf Tour und auch die Schlagzahl an Veröffentlichungen ist seit dem recht hoch. Sei es die monumentale Retro Avantgarde-Tour (wo das dazugehörige Box-Set seit Jahren noch aussteht), der „Iron Sky“-Soundtrack, das überraschend frische „Spectre“-Album oder die „Also sprach Zarathustra“-Theaterproduktion – das mit dem „Volk“-Album komplett neu aufgefrischte Bühnen-Personal um Sänger Milan Fras und allen voran die großartige Mina Spiler scheint für LAIBACH eine ungemeine Jungbrunnen-Dynamik entfacht zu haben. Dass das nicht ewig so weiter geht, war abzusehen und zur Zeit nimmt Mina Spiler gerade eine Auszeit oder ist eventuell sogar im Babyurlaub. Beim großen Coup von LAIBACH war sie aber noch dabei, als 2015 das slowenische Künstlerkollektiv im abgeschotteten Nord Korea zwei Konzerte gab und dafür eigens das dort sehr populäre Hollywood-Musical „The Sound Of Music“ im typisch LAIBACH’schen Kontext aufführte. Der gerade auf DVD erschienener Kino-Film „Liberation Day“ von Morten Traavik dokumentiert das leicht befremdliche Spektakel und passend dazu veröffentlichen LAIBACH auch das Ganze als Studio-Album. Wie schon Eingangs erwähnt, war bei den Aufnahmen dazu Mina Spiler leider nicht mehr dabei und ihr Part wird von einer gewissen Marina Martensson übernommen. Den vokalisch prägenden Stempel auf „The Sound Of Music“ setzt allerdings Boris Benko vom slowenischen Synth-Pop-Duo SILENCE, welcher mit seiner unangenehm säuselnden Stimme auch schon das „Volk“-Album dominierte. Das für LAIBACH so typisch grollende Organ von Milan Fras tritt dafür hier mehr in den Hintergrund und erinnert eher an einen gutmütig brummenden Großvater im Schaukelstuhl. Auch musikalisch machen sich in meinen Ohren gewisse Ermüdungserscheinungen bemerkbar, denn es überwiegt ein schunkeliger Electro-Pop-Sound mit schlaffen Drums, zu dem sich ein erwartbarer Kinderchor, wie Streicher- und Klavier-Parts ohne Ecken und Kanten gesellen. Über den vermeintlich vorhandenen Biss bzw. das Grauen im Hintergrund der LAIBACH-Interpretation von „The Sound Of Music“ ist von Journalisten mit Abitur im Feuilleton schon genügend geschrieben worden, was sich mir jedoch nicht so richtig erschließen will. Letztendlich bleibt „The Sound Of Music“ ein glattes wie eingängig einschmeichelndes Album der Slowenen, welches sich ja vielleicht für Neulinge gut als Einstieg in die komplexe Welt von LAIBACH eignen könnte. Bei der goldenen Vinyl-Ausgabe des Albums kommt übrigens das herrlich totalitär-kommunistisch gefärbte Artwork wesentlich besser zur Geltung, dafür hat die Platte gegenüber der ebenfalls sehr opulent aufgemachten CD-Version jedoch zwei Tracks weniger zu bieten. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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