Back to the Roots für Hexvessel? Man könnte es sich einfach machen und feststellen, die Waldläufer von Hexvessel haben die kauzige Magie ihrer beiden früheren Alben wiederentdeckt und diese mit der glatteren, etwas mainstreamigen Produktion ihres letzten, doch eher rockig orientierten „When we are Death“Album verknüpft. Dieser Vorgänger war in seiner Ausrichtung schon unbestritten von Frontkämpfer Mat McNerneys Beastmilk/Grave Pleasures Projekte beeinflusst, soll heißen, einige PostPunk und 70s Rock Doors Referenzen flossen mit ein und hinterließen aber einen etwas unentschlossenen Gesamteindruck. „All Tree“ läuft nun in Dauer-Schleife seit Wochen und ich gebe zu, ich liebe dieses Album. Die Magie der früheren Veröffentlichungen, das waldige psychedelische Moment wird hier über komplette Album-Länge mit hervorragend klarer Produktion formvollendet, in nur wunderschöne folkig melancholische Hymnen gegossen, so das qualitativ zu jeder Sekunde eine Stimmigkeit und Balance zu spüren ist, die eben dem Vorgänger noch abging. Das Album lebt von einer Natur-beseelten Entrücktheit, positiver Melancholie, anmutiger Abwendung von allen urbanen modernen Einflüssen, in dem sich der Hörer unmittelbar weit draußen zwischen Wäldern,Wiesen, Hügeln…Einsamkeit wiederfindet. Mc Nerney ist einer dieser neuzeitlichen Charismatiker mit hohem Wiedererkennungswert, dessen Vocal-Performance man in sein Herz schließt, ähnlich eines Alan von Primordial oder Garm von Ulver. Fans und Freunde Natur-inspirierter Klänge wissen diesen speziellen Charme und authentischem Pathos zu schätzen. Sehnsüchtige moderne Folk-Hymnen verbinden sich auf diesem neuen Album mit der poetischen lyrischen Klangfarbe früherer Seventies Progrock-Klassiker wie dem großen Debüt King Crimson´s u.ä. lyrischen Prog-Bands. Dieses spezielle schwer melancholische Moment dieser Klassiker(Einsatz der Flöte) aus den frühen 70ern schimmert immer wieder durch diese wehmütigen neuen Kompositionen. Im Besonderen der lieben gelernte „The Cosmic Truth“-Moment des Vorgängers wird auf dem neuen Longplayer immer wieder gesucht und gefunden, wird permanent mit dieser verlorenen, flehenden Attitüde in derlei sehnsüchtigen Stimmungsbildern gebadet. Songs wie das neofolkig angehauchte „Ancient Astronaut“ oder das durch Wald und Wiesen wehende „A Sylvan Sigh“ seien exemplarisch genannt. Melancholie ist permanent das Stichwort, ob in tanzbaren, fast feierlich stimmenden Tracks wie „wilderness Spirit“ oder in den vielen elegischen Halbballaden wie „Birthmark“ oder „Son of the Sky“. Ausführlichst beackert Mc Nerney mit seiner Gefolgschaft schwermütige Nostalgie-Szenarien, welche im Vergleich zu den manchmal Bruchstück-artigen frühen Alben eine qualitative Verdichtung über komplette Album-Länge gefunden hat, in der jeder Song die nötige Größe zum Strahlen bekommt. Mehrstimmiger Gesang, perlende E-Gitarren, viele warme akustische Gitarren,Geige, tröpfelnde Piano-Tupfer runden dieses wohlige Klangergebnis ab, aber letztlich sind es die vielen schönen Song-Momente, die großen Melodien, die aus diesem neuen Album ein Dauer-Grower machen. Hexvessel haben ihre komplett eigene Sprache mit diesem wunderbaren Album auf den Punkt definiert, elegischer Folk findet die Anmut des lyrischen Prog-Sounds vergangener Tage.Das Ganze wird Live in den nächsten Tagen gefeiert.
(R.Bärs)
Format: CD,Vinyl |
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