Helft den GOLDEN APES bei der Bezwingung des Kasbek

Ich muss gestehen, dass mir zwar bis vor rund zwei Jahren der Name GOLDEN APES als Berliner Dark Wave-Band ein Begriff war, jedoch hat sich für mich nie die Gelegenheit ergeben, sich genauer mit ihnen zu beschäftige. Das änderte sich allerdings mit deren letzten Album „MALVS“, welches sofort zu begeistern wußte und ich mich im Anschluss auch von den ausgezeichneten Live-Qualitäten der Band überzeugen konnte. Inzwischen steht das neue Album „Kasbek“ in den Startlöchern und diesmal will man die Fans an dessen Entstehung bzw. Finanzierung teilhaben lassen. Als Lohn für deren erhoffte Unterstützung winken diverse exklusive Dankeschöns und die dafür benötigten Infos und Links findet man auf der Homepage der GOLDEN APES, wie auch auf deren Social Media-Seiten bei Facebook und YouTube! Aktuell sieht es schon mal sehr gut aus und die erste Hürde bzw. Schwelle von 4000 Euro zur Finanzierung von „Kasbek“ ist genommen! Bis zum 15.03.2019 ist jetzt noch Zeit, eventuell die 7000 Euro-Marke noch zu erreichen und somit zusätzlich die Produktion eines Videoclips + die Rerelease des Debüt-Albums „Stigma 3:am“ zu ermöglichen. Aus diesem Anlass führte ich ein Kurzinterview mit dem charismatischen Frontmann Peer Lebrecht:

 

? Euer letztes Album „MALVS“ erschien ja vor gut zwei Jahren und wie seht ihr das (in meinen Ohren großartige) Album mit etwas Abstand jetzt selbst?
Zuallererst vielen Dank für das Kompliment, auch mit etwas Abstand hört man so etwas noch immer sehr gerne. Und ja, auch für uns ist „MALVS“ immer noch ein sehr wichtiges und gelungenes Album. Sein Vorgänger „Riot“ aus dem Jahre 2010 war für uns immer schon eine Art Zäsur gewesen, eine Form von Schlusspunkt hinter einem musikalisch und personell definierten Kapitel. Für mich gibt es da diesen Link zwischen „MALVS“ und unserem Debütalbum, weil wir uns beim Schreiben ideell an sehr ähnlichen Orten befunden haben und eine gleichsam unbefleckte Attitüde in Bezug auf unsere Musik hatten. Damals aus Übermut, später aus Neugier. Aber das Gefühl ist das gleiche. Man tritt aus dem Unterholz und steht plötzlich am Ufer eines tiefen und weiten Ozeans. Und jede Himmelsrichtung ist Option, jeder Kompass Ballast. Kreatives Fernweh und sensorische Navigation. Und genau jene stilistische Limitation ist auch bis heute die einzige, die wir im Kontext unserer Musik akzeptieren – nämlich keine, so lange es sich richtig anfühlt. Und so gesehen war „MALVS“ beides, kreativer Reset und Neubeginn und Taufe für eine Bandkonstellation, die bis heute Bestand hat und mit der ich sehr glücklich bin…

? Was gab den Ausschlag bzw. war eure Intention das neue Album jetzt in Eigenregie zu veröffentlichen?
Par définition haben wir bis zum gegenwärtigen Moment all unsere Alben in Eigenregie veröffentlicht. Bis zur „Structures“ sowieso und selbst danach hatten alle Label, bei denen wir vertraglich eingebunden waren letztendlich nur unterstützende Funktion in Bezug auf Promotion und Logistik. Unser erstes Label Shadowplay war ein kleines Indie-Label in Russland, Echozone war Echozone und af-music ist ein Netlabel, dessen Motor eher Idealismus als wirtschaftliche Faktoren ist. Aber wir fühlen uns dort wohl und respektiert und haben musikalisch als auch Management bezüglich absolute Entscheidungsfreiheit. Und das ist uns wichtig!

? Für die Finanzierung des Albums habt ihr diesmal eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, was einerseits die Fan-Base mobilisieren, aber andererseits auch schiefgehen kann und man das geplante Ziel nicht erreicht – was genau waren hierbei eure Überlegungen?
Nun ja, um ganz offen zu sein – unsere Überlegungen waren eigentlich recht punktiert und pragmatisch – No Risk, No Fun! Sprich wir waren uns schon im Klaren darüber, dass der Ausgang solch einer Kampagne zum einen enttäuschend und entwaffnend fürs eigene Selbstbewusstsein sein kann, andererseits aber auch Balsam für Seele und wohltuende Bestätigung. Und ich denke es war das Vertrauen in die Loyalität all der Menschen, die uns schon seit so vielen Jahren begleiten, unterstützen und schätzen, sowie der Zuspruch, den wir bereits im Vorfeld der Kampagne bekamen, die uns letztendlich ermutigten diese Form der Gegenseitigkeit debütierend auszuprobieren. Denn „Kasbek“ ist für uns mehr als ein wichtiges Album geworden, vielleicht sogar unsere essentielle Arbeit bis dato und als solches wollten wir es auch den Leuten zurückgeben – in der bestmöglichen und anspruchsvollsten Form, in seinen schönsten Kleidern quasi.

? Das neue Album trägt den Namen Kasbek, was ja ein Berg im Kaukasus ist – was wollt ihr mit dieser Titelwahl ausdrücken und was erwartet den geneigten Hörer allgemein mit diesem Album?
Korrekt, Kasbek ist ein Berg im Kaukasus und laut griechischer Mythologie der Ort, an dem Prometheus zur Strafe dafür, dass er den Göttern das Feuer stahl und den Menschen brachte gekettet wurde, damit ein Adler jeden Tag von seiner immer wieder nachwachsenden Leber fressen konnte. Soviel zum thematischen Überbau. Inhaltlich gibt es da eine Menge rote Fäden in den Songs, wenn auch vielleicht nicht immer offensichtlich und plakativ, aber wer sucht, der wird finden, da ich jemand bin, der ungern Bedeutungen und Zusammenhänge aufzeigt und vorgibt. Letztendlich gehört dies zum Erschließen der Musik dazu. Man will ja auch nicht gesagt bekommen wie man sich bei einem bestimmten Song fühlen sollte. Ich kann sagen es geht um Höhe und Fallen, um Enden und Anfänge, um Aufbrüche und Heimkommen…und ein bisschen Feuer ist auch mit dabei. Bezüglich der Erwartungen wage ich zu behaupten, dass „Kasbek“ das dichteste, tiefste und Stimmungs reichste Album wird, das wir meiner Meinung nach bis dato gemacht haben. Auch wenn alles noch roh und rau ist, bin ich jetzt schon sehr glücklich mit dem Resultat – ich glaube es könnte ein Album werden, an dem wir uns immer messen lassen müssen und sollten.

? Gibt es eventuell auch wieder neue musikalische Einflüsse auf „Kasbek“?
Ob es neue musikalische Einflüsse gibt? Hm, ich denke wenn wir vorgehabt hätten auf dem Stand von „MALVS“ unverändert weiterzumachen, würde es „Kasbek“ nicht geben. Denn genau dies ist der Impuls Musik zu machen. Jeder neue Tag ist Einfluss, jede Situation hat die Kraft Sichtweisen und Blickwinkel zu verändern, jedes Wort deines Gegenübers kann Wahrnehmung zu editieren – musikalischer Einfluss muss nicht zwingend personell oder akustisch definiert sein. Aber natürlich haben wir alle im letzten Jahr, jeder für sich „neue“ Musik entdeckt und sicherlich finden sich auf „Kasbeck“ Stilmittel, die wir vor 10 Jahren in der Form vielleicht nicht benutzt hätten. Das ist, was für mich eine Band ausmacht, musikalische Entwicklung…das Ausloten von fremden Geographien, das Adaptieren von Vokabeln. Musik ist die schönste Sprache der Welt und wem reicht schon das Stammeln halbfertiger Sätze?

? Wie ist denn aktuell der Stand beim Thema „richtiger“ Drummer bei den GOLDEN APES?
Oh ja…das leidige Schlagzeug-Thema. Ich gestehe, Wir scheinen da nicht zwingend ein gutes Händchen für zu haben! Wir sind momentan eifrig auf der Suche, da wir für die kommenden Konzerte wirklich gern jemanden für diese Position hätten, aber wir hüten uns davor panisch zu verkrampfen und Entscheidungen zu fällen, die wir im Nachhinein vielleicht bereuen würden. Wer sucht, der findet… sagt man.

? Am 23.03.2019 veranstaltet ihr bereits zum 10. Mal das kleine, aber sehr feine Dark Spring Festival, welches ja zu einer richtigen Erfolgsgeschichte geworden ist – hättet ihr das am Anfang selbst gedacht?
Ganz ehrlich? Natürlich nicht. Wie auch? Letztendlich war das erste Festival damals eine glückliche Gratwanderung zwischen Zufall und Improvisation und eine Zeitlang war ein zweiter Teil sogar nicht mal vorgesehen! Schlussendlich war es das Feedback und der Zuspruch der Besucher, ihre Treue und unser aller Affinität für spannende und kreative Musik, die unseren Idealismus auch nach Tiefschlägen (ja, es gab da eins, zwei) jedes Mal wieder entfachte. Planbar kann so etwas nicht sein und darum ist unser 10. Jubiläum umso schöner und bedeutsamer für uns.

? Wird es zum neuen Album eine richtige Live-Tour geben oder nur diverse Einzelkonzerte?
Eine „richtige“ Tour im Sinne allgemeiner Definition wird es auch zum neuen Album nicht geben. Dazu haben wir alle Lebensmodelle, die dafür nicht gemacht sind. Für uns alle ist die Musik Leidenschaft und nicht Profession. Und ich gestehe auch froh darüber zu sein. Konzerte sollten in meinen Augen besondere Momente sein, für beide Seiten, atmosphärisch, emotionale Weißflächen, die noch nicht vermessen und nicht konstruierbar sind. Konzerte am Stück zu geben widerspricht für mich dieser Vorstellung. Es entsteht eine Mechanik, ein Ablauf, programmierte Emotion. Natürlich erkenne ich den wirtschaftlichen Aspekt und die finanzielle Notwendigkeit dahinter, aber wir haben den Weg gewählt, der uns glücklich macht. Natürlich werden wir so viele Konzerte wie möglich spielen und natürlich freuen wir uns über jede Bühne, die uns auf sich haben möchte, aber es wird genug Raum für Reflektion geben und wer weiß, vielleicht sogar für neue Musik…

? Ich danke Peer Lebrecht für dieses Interview und wünsche den GOLDEN APES viel Erfolg mit der Crowdfunding-Kampange!

(Marco Fiebag)

 

Stichworte:
, , , , ,