Als ich gestern das Video zum Track „Irrlichter“ vom neuen und 7. Album der Combo EWIGHEIM gesehen hatte, mußte ich mir doch mal die Promo-CD komplett durchhören. Und siehe da, man entdeckt doch die eine oder andere Perle unter den 10 deutschsprachigen Tracks auf der Scheibe, obwohl es eigentlich nicht so ganz meine Richtung ist, aber man läßt sich ja gern eines besseren belehren. Außerdem sind die Thüringer gerade auf Tour mit den Bayern LACRIMAS PROFUNDERE, hier kenne ich den Gitarristen Tony Berger persönlich, von daher spricht das schon mal für eine gewisse Qualität. Und wenn man die Platte zum 20-jährigen Jubiläum ( 1999 gegründet ) so hört, entdeckt man unweigerlich eine gewisse Nähe zu Gruppen wie EISBRECHER, UMBRA ET IMAGO, EISREGEN, THE VISION BLEAK, MANTUS, MONO INC., LORD OF THE LOST, EISREGEN, END OF GREEN und vielen anderen Bands aus dem Gothic Rock, der im Dark Metal Bereich angesiedelt ist. Die Gruppe um Allen B. Konstanz ( seit 2000 bis heute dabei ) und Theresa Tenks, Michael Roth ( beide von EISREGEN ) sowie Gitarrist, Schlagzeuger und Haupt-Songschreiber Ronny Fimmel alias „Yantit“, der gemeinsam mit Lead-Gitarrist Markus Stock aka Ulf Theodor Schwadorf das neue Album produziert hat, haben ein Opus der Dunkelheit und Düsternis geschaffen. Schon das Cover zur Veröffentlichung „Die Krähen im Mondlicht“ des japanischen Malers Sakai Höitsu, einem typischen Vertreter der so genannten Körim-Schule, stammt aus dem 18. Jahrhundert und sympolisiert perfekt die atmosphärische Aura des Albums „Irrlichter“. Die Songs der deutschen Gothic-Metaller sind wie Reisen in unergründliche Parallelwelten. Auch auf ihrem neuesten Streich, das auf dem neuen Label Golden Church im Vertrieb Kontor New Media/Edel erscheint, geht es einerseits um Sarkasmus, Lakonie und der Überzeugung, das es nach dem Tode nur eines geben kann, nämlich die wohl verdiente ewig anhaltende Ruhe. Es geht also um die vermutlich nie zu klärende Frage eines vermeintlichen Lebens nach dem Tode, diese These wird bei EWIGHEIM traditionell abschlägig beantwortet. Andererseits drehen sich die neuen Songtexte der ostdeutschen Formation aber auch um den Sinn des Lebens, also um Glück, Erlösung, innere Balance, seelisch geistige Zufluchtsorte und um die verzweifelte Rettung verlorener Seelen. Die Sound-Ausrichtung fokussiert sich stark auf düstere Rockkulissen, unergründliche Weiten und klingt vielseitig und experimentell und wie singt Frontmann Allen im Song „Leuchtturm“ so aussagekräftig : „Schaust Du zum Himmel auf, erblickst ein Licht, das für den Mond zu hell, um Gott zu sein, zu wirklich ist. Weist Dir bei Dunkelheit den Weg zurück, der so kalt wie einsam ist, doch eben auch der Weg ins Glück“. Und genau entsprechend dieser erzeugten Stimmung haben EWIGHEIM auch das bereits erwähnte und in Pastellfarben getauchte Cover Artwork der neuen Scheibe gewählt. Ohne Zweifel ist EWIGHEIM mit „Irrlichter“ ihr stilistisch bis dato abwechslungsreichstes Album gelungen, ein Werk das Melancholie mit Zuversicht mischt, bei dem sich ruhige Momente und hart klingende Goth-Rock Sounds abwechseln und das Kindheitserinnerungen mit aktuellen Befindlichkeiten verbindet. „Irrlichter“ ist ein gelungenes Album, das die Band von ihrer typischen Seite zeigt, aber dennoch neu, frisch und so ganz anders und damit aufregend klingen läßt. Wer sich von den Live-Qualitäten überzeugen will, hat da die Gelegenheit im Februar zu, absolute Pflichttermine für alle Fans der Dark Metal Truppe. Und würdiger als mit den 10 neuen fulminanten Tracks kann die Band ihr Jubiläum wohl sowieso nicht feiern.
(S.Erichsen)
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