ROMA AMOR – Miraggio (CD)

Bereits das Äußere des Digipaks mit seinen Sepia-Tönen, die irgendwie ausgeblichen, vergilbt, alt und irreal wirken, deutet es – ebenso wie der Titel des Albums – an: ROMA AMOR reichen uns hier einen „akustischen Blumenstrauß“ voller traumhaft-melancholischer Melodien, die sie in verschiedenen romanischen Sprachen darbieten.

„Dans le métro“ beginnt mit an Obertönen reichen Melodien und versprüht mit seinem Akkordeon auch gleich einiges an Hafen-flair, kam bei mir aber erst nach mehrmaligen Hören voll zur Geltung. Auch „La chambre“ ist gesanglich französisch, klingt musikalisch jedoch mehr nach „world music“, wobei die versuchte Einordnung in den Mittleren Osten oder vielleicht doch eher Nordafrika sicher präziser ist. Ohne Text, doch deswegen nicht weniger ansprechend, erklingt der Titeltrack des Albums, der v.a. auf „chitarra acustica“ basiert und mich trotz seines italienischen Titels an kunstvoll gespielte spanische Gitarrenklänge erinnert, wobei ich (auch) auf diesem Gebiet alles andere als ein Spezialist bin. Danach folgt mit „Albergo a ogre“ eines meines Lieblingsstücke. Wieder ist es u.a. das Akkordeon, das mich melancholisch von Hafen und Schiffen träumen lässt und hier zog mich auch der italienische Gesang gleich in seinen Bann. Diese verträumte Stimmung setzt sich im „Harmonikasong“ („La canzone d‘armonica“) aufs Angenehmste fort, bevor es bei dem dann folgenden „Il sole“ etwas geheimnisvoller und feierlicher, insgesamt auch deutlich mehr narrativ zur Sache geht. Nach dem französischen „Mon désir“ folgt „The beam of a lute“ (okay, Englisch ist nur bzgl. des Vokabulars stark von romanischen Sprachen beeinflusst…), welches auch musikalisch   gewissermaßen eine Sonderstellung einnimmt: Dieses Lied ist klanglich am dichtesten, vielschichtigsten und wehmütigsten, was auch gut zum Text, der von der unerfüllbaren Sehnsucht handelt, zu einem Musikinstrument transformiert zu werden, handelt, passt. Gleichzeitig ist es deutlich weniger ein „Song“ als die anderen Titel. Sehr gefühlvoll im allerbesten Sinne finde ich „Les choses“, welches ein weiterer Favorit ist. Darf man schreiben, dass es es irgendwas davon hat, wie ich mir – ziemlich ahnungslos – „Zigeunermusik“ vorstelle? Die Vorstellung von Sehnsucht, die man geradezu klischeehaft dem „fahrenden Volk“, Sinti und Roma, zuschreibt und die musikalisch so sehr gefallen kann… Doch auch das folgende und deutlich sphärischere „Sola e pensosa“ gefällt mir sehr – und gewiss mag es unsinnig sein, dass ich mich gesanglich an irische Sängerinnen erinnert fühle (weswegen ich deren Namen auch nicht erwähne), trotzdem ist es auch nach wiederholtem Hören so. Natürlich sind über das ganze Album hinweg Anklänge an IANVA (die mir erst eröffneten, wie schön italienischer Gesang sein kann) oder auch CAMERATA MEDIOLANENSE (viel mehr italienische Bands kenn ich grad gar nicht…) festzustellen. Ein deutsches Wort, nämlich das titelgebende „Liebelei“ vernimmt man dann im letzten, ansonsten italienischen, Lied. Ein schönes Album. Wohl kein „Dark Folk“ und ich weiß auch nicht, inwieweit „Folk“ oder „folkloristisch“ hier sinnvolle Ausdrücke sind. Hört‘s euch an, vielleicht zuerst mal „Albergo a ore“ und „Sola e pensosa“, für die allermeisten wird sich‘s lohnen!  flake777

Format: CD
Mailorder: Going Underground