Der aus Weißrussland stammende studierte Musiker und Komponist Damian Marhulets hat zusammen mit seiner Partnerin Marina Baranova (veröffentlicht ebenfalls auf Neue Meister) eine gemeinsame Tochter. Durch diesen Umstand beschäftigte er sich mit der Geschichte der Schlaflieder für Kinder und stieß dabei auf die Figur Lilith, welche in der jüdischen Mythologie als die Mutter aller Dämonen gilt und später aber auch eine Symbolfigur des Feminismus wurde. Der Legende nach soll damals zum Schutz der Kinder vor Lilith das Schlaflied erfunden worden sein und Damian versetzte sich jetzt in die Psyche des weiblichen Dämonen, die vielleicht auch gerne selbst Schlaflieder gehabt hätte. So entstand das Konzept für sein aktuelles Album, welches nun 14 relativ kurze Schlaflieder enthält, die den Zustand an der Schwelle zwischen Schlaf und Wachsein begleiten sollen. Im Gegensatz zu dem fast 9 Stunden-Werk „Sleep“ von Max Richter, bei dessen herrlich gedämpften Klängen ich meist sofort weg geschlummert bin, benutzt Damian Marhulets deutlich klarere und zum Teil dissonante Sounds, die einen mehr in der bereits beschriebenen Zwischenwelt von Schlaf und Aufwachen halten. Manche der Melodiebögen erinnern dabei an Klänge von alten Spieluhren und die eingesetzten akustischen Instrumente, werden zuweilen dezent mit E-Gitarren- und Electronic-Sounds verfremdet. Es entsteht so ein modern-einlullender Schlaf-Soundtrack, der zwar auf einem alten Menschheits-Thema beruht und doch immer noch sehr spannend ist. Seiner Tochter Alvina Solenne dürfte dieser gefallen und Lilith sicher auch! (Marco Fiebag)
Format: CD |
Stichworte: |