HOLYGRAM-Modern Cults (CD)

Leider konnte ich nicht zur Release-Party des neuen Albums von HOLYGRAM in Köln, die dort noch mit WHISPERING SONS und SWIRLPOOL stattfand, im übrigen allesamt Gruppen die fast alle aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Will sagen, den Abend klatschten sich die Postpunk, Shoegazer, Dream Wave Gruppen in schöner Regelmäßigkeit jeweils vor Ihren Auftritten die Hände ab. HOLYGRAM überraschten mich nicht auf Ihrer Tour z.b. in Bremen mit SHE PAST AWAY, aber schon mit Ihrer Teilnahme an der Tour mit den 80er Elektro Helden OMD und nun fast noch mehr als Support bei den Elektro Trance Poppern von VNV NATION, aber es wird sich für den Bekanntheitsgrad gelohnt haben und paßte im Nachhinein wohl doch ganz gut, was ich persönlich vom Musikalischen her ganz anders eingeschätzt hätte. Zudem hatte ich gedacht, in dem Bereich schon über die Jahre das Beste gehört zu haben. Außerdem wurde das neue Full-Time Album mit großer Spannung von der Fangemeinde erwartet, nach der selbstbetitelten EP aus 2016 mit hypnotischen, eingängigen Hits wie „Hideaway“ , das stark nach balladesken JOY DIVISON klingt, dem sphärischen „Daria“ und dem heimlichen Clubhit „Still there“ waren die Erwartungen dementsprechend und nachdem ich das neue, sehr professionell umgesetzte Video zu „Modern Cults“  gesehen habe, konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ebenso packte mich der  vorab veröffentliche Song der neuen CD „Signals“, der auch in einem fulminanten Video äußerst atmosphärisch präsentiert wurde. Einige Kritiker nun sprechen ganz plakativ von DEPECHE MODE meets THE CURE und andere sehen eher Einflüsse von NEW ORDER und  A FLOCK OF SEAGULLS oder Elektro Krautrocklegenden wie KRAFTWERK. Wie auch immer, ich sehe sogar Reminiszenzen an ältere Platten von CLAN OF XYMOX und THE CHAMELEONS und vielen, anderen Verdächtigen aus der 80er Dark Wave Schiene. Sogar die früheren Label-Kollegen von BOX AND THE TWINS gucken hier und da musikalisch einmal um die Ecke. Textlich und thematisch geht es wieder einmal um Hoffnung am Leben, Lust, Leiden, Suchen und Scheitern, Enttäuschung, Liebe in all ihren Facetten, vergangene Beziehungen, nächtliche Trips durch allerlei Clubs, Zerbrechlichkeit von Menschen in der Großstadt, städtische Geräuschkulissen, vergangene Erinnerungen  usw. und das Cover „Der schwebende Mensch im Nebel seiner eigenen Träume“….so formuliert es der Pressetext, paßt wie bei dem ähnlichen Cover der EP aus 2016, auch hier wieder praktisch wie die berühmte Faust aufs Auge. Sänger und Frontmann Patrick Blümel sagte auch zum Thema der Platte folgendes : „Letztlich dreht sich alle um Emotionen, gespiegelt im Wesen der Großstadt“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Und mit dem Track „She`s like The Sun“ hat es tatsächlich der erste Song überhaupt auf die Platte geschafft, den HOLYGRAM jemals geschrieben haben, verspätete Premiere sozusagen Die musikalische Sound-Ausrichtung der neuen und grandiosen Veröffentlichung, die sich mit jedem Hören mehr und mehr ins Ohr „bohrt“, könnte man als intensiv, erdigen Post Punk und emotional, atmosphärischen Dream Shoegaze bezeichnen. Die Scheibe hat zumindest mich fast aus der Erdumlaufbahn geworfen, so pointiert sind die Klanglandschaften der Kölner in das musikalische Gerüst eingebettet. Diese so typisch warmen 80er Sounds, die teils vernebelt und gedämpft daher kommen, präsentieren die 11 Tracks im wahren New Wave Licht, die soften, brummenden Drum-Sounds und die dunklen, teils  verhallenden Gitarren werden von den nicht auffälligen, aber dennoch schön umgesetzten und Genretypisch, passenden Vocals getragen Man kann aber nicht sagen, das HOLYGRAM hier irgendwelchen älteren Generationen von Dark Wave Gruppen einfach nacheifern, natürlich sind Parallelen erkenn-und hörbar, aber das läßt sich bei den Klängen gar nicht vermeiden. Die sehr homogen klingende Platte läßt mich aber ratlos zurück und das in der Hinsicht, wie die Kölner Band den nächsten Release noch steigern will, man läßt sich ja immer Luft nach oben offen, nur was soll nach der fast perfekten Veröffentlchung noch kommen. Na egal, mit Holygram wird in Zukunft sicherlich noch sehr stark zu rechnen sein.

(S.Erichsen)

Format: CD
Vertrieb: Oblivion SPV
 

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