Als ich in 2017 das VNV Konzert in Bremen besucht hatte, hätte ich nicht erwartet, das im darauffolgenden Jahr so eine fantastische Veröffentlichung erscheinen würde, da viele Fans und Gegner der Elektrogruppe meinten, es wäre doch nun wirklich in dem Bereich alles gesagt und von VNV Nation sowieso. Aber man muß nach mehrmaligen Durchhören wirklich sagen, das dies definitiv nicht der Fall ist. Diese 10. Veröffentlichung von VNV begeistert von der ersten Sekunde an, Ronan Harris hat es wieder geschafft, die weltweit wartende Fangemeinde süchtig und abhängig zu machen, mit einem Album das in der Szene aktuell seinesgleichen sucht, für alle Fans von VNV ein absolutes „Must Have“ und es wurde sogar in Hamburg produziert. Die Live-Dynamik der endlos vielen Konzerte der Europa und Nordamerika Tour hat Ronan mit seiner Band direkt ins Studio mitgenommen und auf der CD veredelt. Die Platte ist wieder eine Weiterentwicklung und kein Stillstand oder Rückentwicklung und für Fans von „Advance and Follow“ oder „Empires“ und der CD „Automatic“ und „Transnational“ wurde die Messlatte wieder ein Stück höher gelegt. Sowohl textlich aber auch Produktionstechnisch schöpft Ronan hier aus dem Vollen, ob nun bei postmodernen Sound-Anleihen, klassisch filmischen Passagen, Minimal Elektro oder gar bei synthetischen 80s-Retro-Klängen, seine Erfahrungswerte vergangener Alben lassen Ronan jeweils das richtige Händchen für den jeweiligen VNV Song und seinen passenden Klangkosmos kreieren. Wie sagte Ronan noch vor kurzem zum neuen Album “ Noire mit e ( ich kannte es auch nur als Noir ) ist ein Begriff den viele Schriftsteller und Komponisten des späten 18. Jahrhunderts benutzten, um diese eigenwillige Idee des Unbekannten, der Dunkelheit in die wir einsinken können, darzustellen. Keiner weiß wo sie endet, aber es kann durchaus gefährlich oder erfüllend werden, aber auf alle Fälle verführerisch, denn diese Dunkelheit, die uns umgarnt, nimmt uns mit auf eine unbekannte Reise zu uns selbst , ins tiefste Innere hinein und das gilt es zu entdecken“ ! Der Opener “ A Million“ demonstriert uns mit seinen düsteren und dumpfen Bässen und drohenden Soundschleifen gleich mal die dunkle Richtung vor, Ronan ist zudem Textlich und Stimmlich mit der gewissen Tiefe „voll auf der Höhe“, in „Armor“ dann knallen einem gleich die melodischen Synthies um die Ohren, natürlich mit prägnant, melancholischen Gesang vom Bandinhaber, der perfekte Popsong vielleicht. Bei “ God of All“ dann wieder die rhythmischen eingängigen und bekannten groovigen Sound-Gebilde von VNV und im opulenten “ Nocturne No 7 “ wird es fast klassisch, denn elegische und harmonische Klavierklänge schallen uns entgegen. Ich persönlich finde ja VNV bei den Balladen fast unschlagbar, beim Song “ Collide“ und „Wonders“ bestimmt dann jeweils wieder so ein genialer Sound-Aufbau das Bild, in beiden Tracks werden atmosphärische „Duftnoten“ gesetzt. „Immersed“ knallt mit einem heftigen Bass und harschem Sound voll auf die Zwölf, in „Lights go out“ fegt es dich von der Tanzfläche, wahnsinnig starker Elektro Rock mit fester und dominierender Stimme von Ronan. „Guiding“ ist ein scheinbar „unscheinbarer“ Song, der sich aber entwickelt und sich Sound-mäßig immer wieder findet, Klangspuren überollen sich und finden wieder zueinander, ganz starkes Stück. Der Charthit und die Single Auskopplung “ When is the Future“ und “ Only Satellites“ erinnern einen wieder sofort an diese so typisch VNV poppigen, eingängigen und verspielten Elektro Musikstücke der vergangenen Tage im Midtempo Bereich, in „Requiem for Wires“ wird es wieder romantisch, sentimental und vorallem orchestral und instrumental, tiefe, wohlige Klänge in Moll bestimmen hier das Bild und im Abschluss-Track „All your Sins“ das mit 7 Min. und 10 Sek. auch gleichzeitig das längste Stück der „Noire“ Scheibe ist, geht es nochmal zur Sache. Song und Soundtechnisch, sowie Textlich druckvoll holt Ronan den Dampfhammer raus, ein echter Überflieger den Ronan hier nochmal aus dem Ärmel schüttelt. Man hört, so glaube ich, das ich noch ganz geflasht bin von der neuen CD und den 13 Songs mit einer Spielzeit von 74 Minuten und ich denke VNV Fans der neueren und älteren Stunde werden sich wieder einmal bestens mitgenommen und aufgehoben fühlen, man wird in keiner Sekunde enttäuscht zurück gelassen. Die vielfältige Ausrichtung und zeitlosen Arrangements der Stücke spiegeln ja schon seit Jahren die Stärken von VNV in jeder Veröffentlichung wieder, es gab bisher eigentlich auf allen Platten von VNV diese Hymnengarantie, so auch hier wieder auf „Noire“ ! Für mich auf jeden Fall mit das Beste was in letzter Zeit im Dark Elektrobereich erschienen ist.
(S.Erichsen)
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