Da ist ist sie wieder , die Grand Dame des Pop. Sie betört uns vier Jahre nach der letzten Platte „Give my Love to London“ mit einem grandiosen Alterswerk und 10 neuen Tracks. Na klar, sind ein paar stimmliche Töne mit der Zeit eine Oktave tiefer gerutscht, aber diese unverkennbar vertrunkene und verrauchte Stimme wieder einmal zu hören, ist wie gute alte Bekannte zu empfangen. Wunderschön, mal wieder von der 71-jährigen Diva Marianne Faithfull zu hören, die ein langes, schmerzhaftes und überaus gelebtes Leben hinter sich hat, für das so mancher von uns sicher zehn Leben brauchen würde. All diese Erlebnisse aus den 60er Jahren, u.a. mit den Rolling Stones, wurden 1979 in der weltbekannten Platte „Broken English“ thematisch verarbeitet. In dieses Album packte Marianne damals all Ihre Erlebnisse und verwandelte so Wut in Kunst. Zum Glück ist Marianne immer wieder aufgestanden und hat die dunklen Seiten des Lebens in den so glorreich mystifizierten 60er Jahren besiegt und genau von den Themen, den düsteren Seiten im Leben, singt Sie u.a. auch auf der neuen Platte. Respekt also vor dieser Überlebenskünstlerin, das sie zwar garnicht gerne hört, aber Ihr Leben in all seinen Facetten doch so in etwa wiederspiegelt und wenn sogar vergangene Stars wie Frank Sinatra, Nina Simone, Lee Hazlewood, Leonard Cohen oder Johnny Cash, um hier nur mal die Bekanntesten zu nennen, in ihrer “ Herbstblüte des Lebens “ ebenso wundervolle Platten veröffentlicht hatten, hat Marianne mit dieser neuen Veröffentlichung ebenfalls alles richtig gemacht. Entstanden ist ein einzigartiges Werk in vollendeten Moll Klängen und mit zeitlosen Arrangements, was auch kein Wunder ist, da kreative Produzenten wie Rob Ellis, der schon mit PJ Harvey gearbeitet hat und Warren Ellis, dem Nick Cave Mitstreiter, der auch bei den Bad Seeds gekonnt die Regie führte, zwei kampferprobte Protagonisten also die für die erhabene und reduzierte Sound-Ausrichtung des neuen Albums verantwortlich waren. Um die Texte des Albums kümmerten sich Künstler wie Ed Harcourt,Mark Lanegan und Nick Cave, letzterer ist übrigens ein großer Bewunderer von Marianne Faithfull. Rein thematisch und emotional geht es in den Texten größtenteils um Schmerzen und Verlust, sowie Wehmut und Einsamkeit auf der einen Seite, wiederum auch um die aufgehenden Sonne am Horizont, nämlich um positive Attribute wie Euphorie, Zuversicht und Freude am Leben, also die dunklen und die hellen Seiten des Lebens. Die atmosphärischen Tracks des Albums, die mich persönlich am meisten ergriffen und gepackt haben, sind dann auch das wundervolle „The Gypsy Faerie Queen, In my own Particular Way, Misunderstanding“ und das wunderbare „No Moon in Paris“ wo Sie ja auch lebt. Dann verabschiedet Marianne noch ihre Ex Wegbegleiterin Anita Pallenberg und den Gitarristen Martin Stone in „Born to Love“ sowie in „Dont Go“ ! Über die Anschläge in Paris erzählt der Song “ They come at Night“ ! Die Klassiker “ As Tears goes By“ und „It`s all over now Baby Blue“ packt Marianne in ein musikalisch ganz betörendes Gewand, sozusagen künstlerisch sehr wertvoll. Fazit : Popstar und Schauspielerin Marianne Faithfull hat wieder mal ein intimes Spätwerk aufgenommen und dies sei allen Fans ans Herz gelegt und natürlich auch denen, die es noch werden wollen, denn dafür ist es bei einer Marianne Faithfull nie zu spät.
(S.Erichsen)
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